2. Februar 2008

Zettels Meckerecke: Modrow, Steinbrück, Nahles. Wie zusammenwächst, was zusammengehört

Wer immer noch Zweifel daran hat, daß die Partei von Gregor Gysi, Lothar Bisky und Hans Modrow weiter die SED ist, wenn auch mit einem schmucken neuen Mäntelchen umkleidet, dem empfehle ich den Bericht von Reinhard Mohr, im "Spiegel" zuständig für linke Nostalgie und deren Bewältigung, über die Feier zum 80. Geburtstag von Hans Modrow. Wer es getragener mag, der lese den Bericht dazu in der "Jungen Welt".

Für sich genommen wäre das keine Erwähnung wert. Wenn nicht der Zufall es wollte, daß es in den letzten Tagen wieder Äußerungen aus der SPD über diese mehrfach umgetaufte SED gab.

Genauer, Äußerungen über die Zusammenarbeit mit ihr. Noch genauer: Äußerungen von prominenten Sozialdemokraten dazu, warum es im Augenblick keine Zusammenarbeit mit ihr geben werde.

Sagten sie, daß die Zusammenarbeit mit dieser Partei ausgeschlossen ist, weil die SPD als eine demokratische Partei heutzutage so wenig bereit ist, mit Kommunisten zusammenzuarbeiten, wie sie das in ihrer Geschichte jemals getan hat?

Sagen sie, daß schon die Frage nach einer möglichen Zusammenarbeit mit den Kommunisten eine Zumutung ist? So, als würde man die CDU fragen, warum sie eigentlich nicht willens ist, mit der NPD oder der DVU Regierungen zu bilden?

Nein, das haben sie nicht gesagt, der Genosse Steinbrück, die Genossin Nahles.

Steinbrück sagte in einem Interview mit dem "Spiegel" über "Die Linke", diese Partei sei "heute und absehbar in den westdeutschen Ländern nicht regierungsfähig".

Nicht regierungsfähig. Heute und absehbar. In den westdeutschen Ländern.

Man wird Steinbrück nicht mißverstehen, wenn man ergänzt: Wäre diese Partei in den westdeutschen Ländern so "regierungsfähig" wie in den ostdeutschen, dann würde die SPD mit ihr koalieren können. Daß eine Koalition mit Kommunisten ausgeschlossen ist, egal ob regierungsfähig oder nicht, das hat er nicht gesagt, der Minister Steinbrück, stellvertretender Vorsitzender der SPD.

Und auch Andrea Nahles hat das nicht gesagt, auch sie stellvertretende Vorsitzende der SPD. In einem "Interview mit der "Zeit" sagte sie vielmehr:
Ich halte die Linkspartei im Westen immer noch für sehr instabil. Und ich bin sicher, dass die SPD viele ihrer Wähler erreichen kann. Interessanterweise sind das neben Rentnern und Arbeitslosen vor allem Wähler, die einen Denkzettel abgeben wollen, nach dem Motto: Die Linke hat keine Lösungen, spricht aber die richtigen Probleme an. Das ist ein Signal an die anderen Parteien, sich um diese Themen zu kümmern und im Gegensatz zur Linken auch Lösungen anzubieten. Deshalb sollte die SPD die Linkspartei nicht jetzt schon als dauerhafte Kraft in Westdeutschland akzeptieren.
Weil sie "immer noch sehr instabil" sei, will Andrea Nahles "nicht schon jetzt" die Kommunisten als dauerhafte Kraft "in Westdeutschland" akzeptieren.

Nicht schon jetzt.



Auf der Geburtstagsfeier für den Altkommunisten Modrow waren, laut Reinhard Mohr, "Tausende von DDR-, FDJ-, NVA-, ZK-, SED- und Kombinats-Jahren (...) versammelt, ein leibhaftiger Gesellschafts- und Familienroman aus der Epoche des real existierenden Sozialismus. (...) und immer wieder meint der nicht ganz Nomenklatura- feste Westbeobachter, einen alten Stasi- oder Grenztruppengeneral zu erkennen".

Sie müssen sich noch etwas gedulden, diese einstigen Stützen der DDR. Aber viele sind ja noch recht rüstig. Sie werden es mit etwas Glück schon noch erleben, daß ihre Partei auch im Westen hinreichend "stabil" wird, um für die SPD "regierungsfähig" zu sein.

Für Ludwig Greven, nicht irgendein Journalist, sondern Textchef von "Zeit online", ist es schon so weit. Unter der Überschrift "Links wagen" rät er dort zu einer hessischen Koalition zwischen der SPD, den Grünen und den Kommunisten.

Nein, Kommunisten nennt er sie natürlich nicht, der Ludwig Greven, sondern einen "versprengte(n) Haufen von Linkssektierern, Gewerkschaftern, ehemaligen oder Noch- Kommunisten und ehemaligen oder geistigen Noch- Sozialdemokraten".

Ein "versprengter Haufen"? Bei den alten Strategen des Kommunismus auf Modrows Geburtstagsfeier dürfte, sollten sie das gelesen haben, Heiterkeit ausgebrochen sein.

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