27. April 2007

Marginalie: Wenn ich Terrorist wäre ... Ein kleiner Tip

Zwei Meldungen folgten eben im Rundschau- Magazin des BR kurz nacheinander.

Die eine handelte von den Sicherheits- Vorbereitungen zum G8-Gipfel in Heiligendamm. Man sah die Spezialisten des GSG 9, wie sie sich vom Hubschrauber abseilten, Bösewichter gefangennahmen, mit den Kollegen anderer Spezialeinheiten zusammenarbeiteten.

Sehr schön, sehr gekonnt wirkend. So etwas gibt einem ein Gefühl der Sicherheit. Da ist Professionalität am Werk, da haben die bestens bewaffneten, exzellent ausgebildeten Spezialisten alles im Griff. Das sollte der Zuschauer denken, und das dachte ich auch bereitwillig.

Ein paar Minuten später Bilder aus dem Bundestag: Randalierer hatten sich auf der Zuschauertribüne breitgemacht. Sie hatten offenbar Transparente mühelos durch die Einlaßkontrolle bringen können. Einige konnten in den Plenarsaal springen, ohne daß Sicherheitskräfte sie sofort überwältigt hatten. In der Bildsequenz des BR sah man eine blonde Saaldienerin, die einen der Randalierer am Arm nahm und wegbugsierte.

Dann war noch zu sehen, wie andere Störer es auf das Dach des Reichstags geschafft hatten, außerhalb der Besucherzone. Und auch dort ein Transparent aufspannten.



Mich haben diese Bilder an zweierlei erinnert: Erstens an den Angriff auf das spanische Parlament, die Cortes, im Februar 1981. Wir waren damals im Urlaub auf Fuerteventura, und ich habe stundenlang die spanischen Nachrichten abgehört, um zu erfahren, was sich zutrug. Später haben wir dann die TV-Bilder von Antonio Tejero gesehen, wie er in den Cortes herumballert, von den unter ihren Pulten Schutz suchenden Abgeordneten.

Ich habe mich damals gefragt wieso man das Parlament nicht so bewacht hatte, daß eine derartige Szene hätte verhindert werden können.

Und dasselbe habe ich wieder gedacht, als wir vor ein paar Jahren den Reichstag besichtigt haben.

Wer über den Haupteingang als Besucher hineinkam, wurde immerhin einer kleinen Sicherheitsüberprüfung, etwa wie am Flughafen, unterzogen. Mit Sicherheits- Schleuse, mit Leibesvisitation.

Es gab aber noch einen Sondereingang für Personen mit Schwerbeschädigten- Ausweis und ihre Begleitung. Durch den sind wir damals eingelassen worden: Ohne jede Sicherheitskontrolle. Eine freundliche junge Dame öffnete auf Klingeln die Tür, ließ sich den Schwerbeschädigten- Ausweis (meiner übrigens putzmunteren, flott laufenden Begleitung) zeigen und führte uns zum Aufzug. Das war's.

Wir hätten Sprenggürtel umgeschnallt haben können oder ein Schnellfeuergewehr unter dem Mantel: Sehr wahrscheinlich wäre das niemandem aufgefallen. Ich habe mich später mit meiner Frau darüber unterhalten, und wir konnten diesen unglaublichen Leichtsinn bei der Sicherung des Reichstagsgebäudes nicht fassen.



Wenn ich Terrorist wäre, dann würde ich doch nicht den schwerstbewachten G8-Gipfel attackieren. Sondern ich würde mich, wie heute die Randalierer mit ihren Transparenten, in den Bundestag einschleichen, unbehelligt von der Tribüne hüpfen und ein paar Dutzend Abgeordnete als Geiseln nehmen.

Vielleicht lesen ja Terroristen hier mit und freuen sich über den kleinen Tip.