23. August 2007

Randbemerkung: Lothar Bisky fordert mehr Zivilcourage

Der Vorsitzende der Partei, die sich im Augenblick "Die Linke" nennt, hat heute dem Deutschlandradio Berlin ein Interview aus Anlaß der Vorfälle in Mügeln gegeben. Darin sagte er unter anderem:
Es ist richtig, dass wir uns entrüsten. Aber ich hätte gerne etwas mehr Stetigkeit in der Arbeit, damit Zivilcourage vor Ort gestärkt werden kann, damit wir das nicht als eine Tagesaufgabe oder als eine Kampagne alleine sehen können. (...)

Man muss etwas stetiger Zivilcourage vor Ort stärken. (...)

Und ich glaube, man muss etwas mehr tun für die Menschen, die sich vor Ort mit Zivilcourage solchen Tendenzen entgegen stellen. (...)
Dreimal forderte Lothar Bisky in diesem Interview mehr "Zivilcourage".

Lothar Bisky war ein führender Kulturfunktionär der DDR, bis zu deren Ende. Er hat über das Thema "Massenkommunikation und Jugend" promoviert und war Abteilungsleiter beim "Zentralinstitut für Jugendforschung" in Leipzig.

Später lehrte er an der "Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED" und wurde dann Rektor der "Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam", einer der Kaderschmieden für Agitprop im kulturellen Bereich.

Lothar Bisky hat also in führenden Positionen über Jahrzehnte die Politik, speziell die Jugendpolitik, der DDR-Führung mitverantwortet, die auf die Unterdrückung jedes Ansatzes zur Zivilcourage gerichtet war.

Die Duckmäuser und Leisetreter heranziehen wollte und jeden, der Zivilcourage zeigte, dafür erbarmungslos bestrafte - von den "Bausoldaten", die lange Zeit zu den elendesten Arbeiten abkommandiert wurden, bis zu den Tausenden, die in Hohenschönhausen und Bautzen verschwanden, weil sie die Zivilcourage gezeigt hatten, ihre Meinung über die Herrschaft der Partei Biskys laut zu sagen.

Und nun stellt dieser Mann sich hin und fordert, Zivilcourage zu stärken. Welch eine Heuchelei. Welch eine Geringschätzung der Intelligenz der liberalen Öffentlichkeit, an die Bisky sich wendet. Welch eine Chuzpe.



Da lobe ich mir doch die im Vergleich dazu ehrliche Haltung von Biskys Genossin, der brandenburgischen Landtags- Abgeordneten Karin Weber, die die Angehörigen einer Hilfsorganisation ehemaliger Stasi- Leute und DDR- Grenzschützer zum "Kampf gegen Rechts" aufrief: "Ich rufe Sie auf, sich überall, wo sie zu Hause sind, sich in diesen Kampf mit einzubringen." Das wolle sie "einfordern".

Für Zivilcourage waren sie nicht unbedingt bekannt, die Leute aus der Normannenstraße, die Offiziere der Grenztruppe. Aber sich in einen Kampf einbringen, das haben sie wohl gelernt.

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