11. Mai 2007

Randbemerkung: Nicolas Sarkozys erste Bewährungsprobe

Wenn ein Linker Wahlen gewinnt - beispielsweise Mitterand 1981, beispielsweise Schröder 1998, beispielsweise Prodi 2006 -, dann hat er zumindest am Anfang eine gute Presse.

Man ist gespannt darauf, was er denn leisten wird. Man setzt Hoffnungen in ihn. Man wartet ab. Man gewährt ihm die Zurückhaltung, die "Gnade" der ersten hundert Tage.

Wenn ein Rechter Wahlen gewinnt - Berlusconi zum Beispiel, Schüssel, jetzt Sarkozy -, dann darf er nicht auf eine solche Reaktion, nicht auf den état de grâce, nicht auf Fairness rechnen.

Vom ersten Augenblick an, ja schon bevor er überhaupt im Amt ist, ist er zum Abschuß freigegeben.

Ein Rechter! Écrasez l'infâme!



Nicolas Sarkozy hat sich das erlaubt, was für jeden Menschen selbstverständlich ist: Er hat sich von einem guten Freund zu ein paar Tagen Urlaub einladen lassen.

Hätte er bedenken sollen, daß das zum Anlaß für die erste Kampagne gegen ihn wird, bevor er auch nur im Amt ist?

Ja, natürlich. Er ist ja kein Dummkopf. Natürlich wußte Sarkozy, daß er diese Reaktion auslösen würde.

Er hat, denke ich, die Partie offensiv eröffnet, indem er dieser Einladung eines Milliardärs folge. Ein Signal, daß er sich nicht einschüchtern lassen wird.

Recht so!