24. Mai 2007

Zettels Meckerecke: Pervers, in der Tat

Dailynet brachte gestern diese Pressemitteilung:
Petra Pau: Perverser Schritt zum präventiven Sicherheitsstaat

Die Polizei hat bei vermeintlichen G8-Gegnern Körpergeruchsproben als Wiedererkennungs- Marke für speziell abgerichtete Hunde genommen. Dazu erklärt Petra Pau, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. und Mitglied im Innenausschuss:

Das ist ein weiterer Schritt vom demokratischen Rechtsstaat zum präventiven Sicherheitsstaat, noch dazu ein perverser.

Ein Staat, der derartige Anleihen beim Ministerium für Staatssicherheit der DDR nimmt, beraubt sich jeder bürgerrechtlichen Legitimation.

Pressekontakt:
Christian Posselt
Deutscher Bundestag
Fraktion DIE LINKE.
Pressereferent
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel: 030 227 52803
Fax: 030 227 56801
email: christian.posselt@linksfraktion.de
website: http://www.linksfraktion.de

In der Wikipedia ist über Petra Pau zu lesen:
Petra Pau (* 9. August 1963 in Berlin) ist eine deutsche Politikerin (Linkspartei.PDS). (...)

Nach dem Besuch einer Allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule (POS) begann Petra Pau 1979 eine Ausbildung am Zentralinstitut der Pionierorganisation in Droyßig, die sie 1983 als Freundschaftspionierleiterin und als Unterstufenlehrerin für Deutsch und Kunsterziehung beendete. Bis 1985 war sie in ihrem erlernten Beruf tätig und begann dann ein Studium an der SED-Parteihochschule Karl Marx, welches sie 1988 als Diplom- Gesellschafts- wissenschaftlerin abschloss. Sie war dann bis 1990 Mitarbeiterin beim Zentralrat der FDJ, den sie nach der Wende abwickelte.
Bei der erfolgreichen Revolution gegen den Staat mit dem Ministerium für Staatssicherheit war Petra Pau 26 Jahre alt. Sie hatte bis dahin diesem Staat nicht nur gedient, sondern sie hatte ihm als Berufs- Funktionärin gedient.

Sie hat einem Staat gedient, den man mit Recht als "präventiven Sicherheitsstaat" bezeichnen kann, auch als einen perversen, wenn man denn diese Terminologie schätzt.

Sie hat sich, immerhin damals keine Jugendliche mehr, nicht gegen die Herrschaft der Stasi gewandt; sie hat sie im Gegenteil als Funktionärin des Regimes unterstützt.



Welche Unverfrorenheit gehört dazu, daß eine Frau, die sich aktiv für einen Staat eingesetzt hat, der jeder "bürgerrechtlichen Legitimation" entbehrte, sich jetzt öffentlich um die "bürgerrechtliche Legitimation" des demokratischen Rechtsstaats sorgt, den ihr Staat bis zu seinem Ende erbittert bekämpft hat?

Welche Verlogenheit braucht eine Frau, die einem Unrechtsstaat in hoher Funktion gedient hat, um jetzt vor "Anleihen" beim Repressionsapparat dieses Staats zu warnen?



Nein, keine Unverfrorenheit, keine Verlogenheit. Petra Pau verhält sich nur so, wie Marxisten-Leninisten das gelernt haben: machiavellistisch. Perversion - ja, die ist hier schon im Spiel. Es ist aber nicht die persönliche Perversion der Petra Pau, sondern es ist die Perversion leninistischen Denkens, das keine Moral kennt, außer der Moral der Macht.

Wenn die liberale Öffentlichkeit, wenn die nichtkommunistische Linke so dumm sind, den Kommunisten zu glauben, daß sie kollektiv im Herbst 1989 von einem Saulus- Paulus- Erlebnis erfaßt wurden; daß sie stracks von Funktionären des Totalitarismus (die sie alle waren, die heutige Führung der PDS aus dem Osten) zu überzeugten Bürgerrechtlern geworden sind: Warum soll man sie dann nicht an der Nase herumführen, diese dummen Bürger?

Und wenn man es einer DDR-Funktionärin, wenn man es Spitzen der Nomenklatura wie Gysi und Bisky abkauft, daß sie jetzt den bürgerlichen Rechtsstaat gegen Stasi- Gefahren verteidigen wollen - warum sollen sie, warum soll die kommunistische Partei dann nicht diese Taktik versuchen?