Konsequenzen des Amoklaufs - CSU will Killerspiel- Verbot, SPD Kontrolle über Schützenvereine
Notruf- Funktionen für Internet- Nutzer, ein Killerspiel- Verbot, mehr Kontrolle in Schützenvereinen: Politiker der Großen Koalition streiten nach der Bluttat von Winnenden über politische Konsequenzen. Die Polizeigewerkschaft beklagt Sicherheitslücken bei der Waffenkontrolle.
Schlagzeile und Teaser eines heutigen Artikels in "Spiegel- Online"
Kommentar: Jetzt geht es also los mit dem, was zu erwarten gewesen war: Es wird über "politische Konsequenzen" diskutiert.
"Konsequenzen", von denen nicht zu erkennen ist, daß sie auch nur entfernt, daß sie auch nur indirekt etwas mit der Tat des Tim Kretschmer zu tun haben.
Von einem "neuen Anlauf" des bayerischen Innenministeriums berichtet "Spiegel- Online", "gewaltverherrlichende Spiele aus dem Verkehr zu ziehen". Ja, hat denn der Amoklauf von Winnenden etwas mit gewaltverherrlichenden Spielen zu tun? Es gibt dafür nicht das geringste Indiz. Noch nicht einmal daß Tim Kretschmer sich bei seiner Tat wie eine Figur aus solchen Spielen gekleidet hat, stimmt. Er ging so zum Töten, wie er sonst in die Schule ging.
Die unsägliche Justizministerin Zypries "rief Schützenvereine dazu auf, ihre Mitglieder künftig besser zu kontrollieren." Ja, ist denn der Vater von Tim Kretschmer schlecht kontrolliert worden?
Hätte ein Inspektor des Schützenvereins dessen Wohnung aufsuchen sollen, um herauszufinden, daß alle Waffen ordnungsgemäß im Waffenschrank verwahrt waren, bis auf die Beretta? Hätte er dann das Schlafzimmer des Ehepaars Kretschmer durchsuchen sollen, um diese Beretta zu ermitteln?
Eine "Verschärfung des Waffenrechts" schloß CDU- Generalsekretär Profalla nicht aus. Ja, wo will man denn da, bei einem der strengsten Waffengesetze der Welt, noch etwas verschärfen? Und gibt es auch nur den Schein eines Hinweises darauf, daß ein schärferes Waffenrecht den Amoklauf von Tim Kretschmer verhindert hätte?
Gegen solche Versuche, an den Haaren herbeizuziehen, wo man nur ziehen kann, muten Überlegungen wie die des Pädagogen Dieter Lenzen schon fast rational an, der den Amoklauf mit der Benachteiligung von Jungen im deutschen Bildungswesen in Zusammenhang bringt. Immerhin sind solche Schulmassaker etwas ausgeprägt Geschlechtsspezifisches.
Bei allen diesen Versuchen, Zusammenhänge zu konstruieren, scheint mir das Offensichtliche zu kurz zu kommen: Ein Mensch hat moralisch versagt. Dieser Tim Kretschmer - ja kein Kind, sondern strafmündig, wenn auch dem Jugendstrafrecht unterworfen - hat sich entschieden, Menschen zu töten. Nach allem, was man weiß, so viele, wie er nur konnte.
Hat er sich aus freiem Willen entschieden, das zu tun? Wahrscheinlich ja. Hinweise darauf, daß er nicht schuldfähig war - daß also beispielsweise eine schizophrene Erkrankung vorlag oder eine tiefgreifende Bewußtseinsstörung zu dem Zeitpunkt, zu dem er sich für die Tat entschied - gibt es bisher nicht. Es ist davon auszugehen, daß Tim Kretschmer ein Mörder ist, ein Massenmörder.
Er hat sehr wahrscheinlich abgewogen, bevor er sich für das Morden entschied. Er muß sich im Klaren darüber gewesen sein, welches Leid er über viele Menschen bringen würde - die Opfer, deren Angehörige, seine Eltern.
Er kam zu dem Ergebnis, daß dieses Leid weniger wog als seine Wut, sein verletztes Selbstwertgefühl, sein Bedürfnis nach Rache - was immer ihn zu der Tat getrieben hat.
Wenn man "Konsequenzen" aus einer solchen Tat erwägt, dann wäre hier anzusetzen. Was ist in der Erziehung eines jungen Menschen schief gelaufen, daß er zu einem solchen moralischen Krüppel geworden ist? Wieso hat er nicht hinreichend die Fähigkeit erworben, Mitleid mit anderen Menschen zu haben, sich in ihr Leid einzufühlen? Wieso war bei ihm die Kontrollfunktion so offensichtlich schwach ausgebildet, die wir umgangssprachlich Gewissen nennen, die Freud Überich und die Immanuel Kant das "moralische Gesetz in mir" genannt hat?
Fragen, die seltsamerweise in der öffentlichen Diskussion des Falls kaum eine Rolle spielen.
Fragen, die ja in einem öffentlichen Diskurs generell eine geringe Rolle spielen, der ganz auf "die Gesellschaft" hin zentriert ist. Ein Diskurs, der bei solchen Ereignissen fragt "Was haben wir, die Gesellschaft, falsch gemacht?" Statt zu fragen: "Warum hat dieser Mensch eine solche Schuld auf sich geladen?".
Notruf- Funktionen für Internet- Nutzer, ein Killerspiel- Verbot, mehr Kontrolle in Schützenvereinen: Politiker der Großen Koalition streiten nach der Bluttat von Winnenden über politische Konsequenzen. Die Polizeigewerkschaft beklagt Sicherheitslücken bei der Waffenkontrolle.
Schlagzeile und Teaser eines heutigen Artikels in "Spiegel- Online"
Kommentar: Jetzt geht es also los mit dem, was zu erwarten gewesen war: Es wird über "politische Konsequenzen" diskutiert.
"Konsequenzen", von denen nicht zu erkennen ist, daß sie auch nur entfernt, daß sie auch nur indirekt etwas mit der Tat des Tim Kretschmer zu tun haben.
Von einem "neuen Anlauf" des bayerischen Innenministeriums berichtet "Spiegel- Online", "gewaltverherrlichende Spiele aus dem Verkehr zu ziehen". Ja, hat denn der Amoklauf von Winnenden etwas mit gewaltverherrlichenden Spielen zu tun? Es gibt dafür nicht das geringste Indiz. Noch nicht einmal daß Tim Kretschmer sich bei seiner Tat wie eine Figur aus solchen Spielen gekleidet hat, stimmt. Er ging so zum Töten, wie er sonst in die Schule ging.
Die unsägliche Justizministerin Zypries "rief Schützenvereine dazu auf, ihre Mitglieder künftig besser zu kontrollieren." Ja, ist denn der Vater von Tim Kretschmer schlecht kontrolliert worden?
Hätte ein Inspektor des Schützenvereins dessen Wohnung aufsuchen sollen, um herauszufinden, daß alle Waffen ordnungsgemäß im Waffenschrank verwahrt waren, bis auf die Beretta? Hätte er dann das Schlafzimmer des Ehepaars Kretschmer durchsuchen sollen, um diese Beretta zu ermitteln?
Eine "Verschärfung des Waffenrechts" schloß CDU- Generalsekretär Profalla nicht aus. Ja, wo will man denn da, bei einem der strengsten Waffengesetze der Welt, noch etwas verschärfen? Und gibt es auch nur den Schein eines Hinweises darauf, daß ein schärferes Waffenrecht den Amoklauf von Tim Kretschmer verhindert hätte?
Gegen solche Versuche, an den Haaren herbeizuziehen, wo man nur ziehen kann, muten Überlegungen wie die des Pädagogen Dieter Lenzen schon fast rational an, der den Amoklauf mit der Benachteiligung von Jungen im deutschen Bildungswesen in Zusammenhang bringt. Immerhin sind solche Schulmassaker etwas ausgeprägt Geschlechtsspezifisches.
Bei allen diesen Versuchen, Zusammenhänge zu konstruieren, scheint mir das Offensichtliche zu kurz zu kommen: Ein Mensch hat moralisch versagt. Dieser Tim Kretschmer - ja kein Kind, sondern strafmündig, wenn auch dem Jugendstrafrecht unterworfen - hat sich entschieden, Menschen zu töten. Nach allem, was man weiß, so viele, wie er nur konnte.
Hat er sich aus freiem Willen entschieden, das zu tun? Wahrscheinlich ja. Hinweise darauf, daß er nicht schuldfähig war - daß also beispielsweise eine schizophrene Erkrankung vorlag oder eine tiefgreifende Bewußtseinsstörung zu dem Zeitpunkt, zu dem er sich für die Tat entschied - gibt es bisher nicht. Es ist davon auszugehen, daß Tim Kretschmer ein Mörder ist, ein Massenmörder.
Er hat sehr wahrscheinlich abgewogen, bevor er sich für das Morden entschied. Er muß sich im Klaren darüber gewesen sein, welches Leid er über viele Menschen bringen würde - die Opfer, deren Angehörige, seine Eltern.
Er kam zu dem Ergebnis, daß dieses Leid weniger wog als seine Wut, sein verletztes Selbstwertgefühl, sein Bedürfnis nach Rache - was immer ihn zu der Tat getrieben hat.
Wenn man "Konsequenzen" aus einer solchen Tat erwägt, dann wäre hier anzusetzen. Was ist in der Erziehung eines jungen Menschen schief gelaufen, daß er zu einem solchen moralischen Krüppel geworden ist? Wieso hat er nicht hinreichend die Fähigkeit erworben, Mitleid mit anderen Menschen zu haben, sich in ihr Leid einzufühlen? Wieso war bei ihm die Kontrollfunktion so offensichtlich schwach ausgebildet, die wir umgangssprachlich Gewissen nennen, die Freud Überich und die Immanuel Kant das "moralische Gesetz in mir" genannt hat?
Fragen, die seltsamerweise in der öffentlichen Diskussion des Falls kaum eine Rolle spielen.
Fragen, die ja in einem öffentlichen Diskurs generell eine geringe Rolle spielen, der ganz auf "die Gesellschaft" hin zentriert ist. Ein Diskurs, der bei solchen Ereignissen fragt "Was haben wir, die Gesellschaft, falsch gemacht?" Statt zu fragen: "Warum hat dieser Mensch eine solche Schuld auf sich geladen?".
Mit Dank an Califax. Für Kommentare bitte hier klicken.