Im richtigen Leben ist er nicht sehr beliebt, der Zeitgenosse, der im Nachhinein immer alles schon gewußt hat. Daß sein Fußballverein diesmal verlieren würde - natürlich, das war doch klar, angesichts der falschen Taktik dieses Trainers. Wenn jemand in eine Pfütze tritt, dann sagt er, dieser Zeitgenosse: "Paß doch auf!". Bei "Wer wird Millionär?" kennt er jede Antwort; allerdings erst, nachdem die Lösung mitgeteilt wurde. Ja klar, das hatte er doch auch gewußt.
In der Publizistik kennen wir dasselbe Verhalten; und selten hat es sich so deutlich gezeigt wie jetzt bei der Wiederwahl Barack Obamas.
Bis zur Wahlnacht war die Berichterstattung der meisten deutschen Medien auf der Linie "Das wird ganz knapp". Daß es schon lange nicht mehr ganz knapp war, - wie man es beispielsweise in der Woche vor der Wahl in diesem Blog lesen konnte -, wußte man nicht, weil man sich die Umfragen nicht im einzelnen ansah.
Aber kaum hatte Barack Obama deutlich gewonnen - inzwischen steht fest, daß er 332 Elektorenstimmen zu 206 für Romney hat -, da wußten es alle, daß natürlich nur er hatte gewinnen können. Weil Romneys Partei, die GOP, nicht auf der Höhe der Zeit ist. Weil sie folglich deshalb von vornherein keine Chance gehabt hatte. Das schreiben dieselben, die noch vor einer Woche von einem möglichen Sieg Romneys überzeugt gewesen waren. Journalistische Wendehälse.
Ein besonders krasses Beispiel ist der USA-Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung", Nicolas Richter. Zwei Tage vor der Wahl, am 4. November, schrieb er von der "ungewissen Zukunft" der Präsidentschaft Obamas:
Was natürlich ungefähr so wahr ist wie die Behauptung, Barack Obama sei nur von jungen schwarzen Frauen gewählt worden.
In der Publizistik kennen wir dasselbe Verhalten; und selten hat es sich so deutlich gezeigt wie jetzt bei der Wiederwahl Barack Obamas.
Bis zur Wahlnacht war die Berichterstattung der meisten deutschen Medien auf der Linie "Das wird ganz knapp". Daß es schon lange nicht mehr ganz knapp war, - wie man es beispielsweise in der Woche vor der Wahl in diesem Blog lesen konnte -, wußte man nicht, weil man sich die Umfragen nicht im einzelnen ansah.
Aber kaum hatte Barack Obama deutlich gewonnen - inzwischen steht fest, daß er 332 Elektorenstimmen zu 206 für Romney hat -, da wußten es alle, daß natürlich nur er hatte gewinnen können. Weil Romneys Partei, die GOP, nicht auf der Höhe der Zeit ist. Weil sie folglich deshalb von vornherein keine Chance gehabt hatte. Das schreiben dieselben, die noch vor einer Woche von einem möglichen Sieg Romneys überzeugt gewesen waren. Journalistische Wendehälse.
Ein besonders krasses Beispiel ist der USA-Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung", Nicolas Richter. Zwei Tage vor der Wahl, am 4. November, schrieb er von der "ungewissen Zukunft" der Präsidentschaft Obamas:
Nächste Woche könnte Amerika Barack Obama wieder abwählen. (...) Selbst wenn Obama am 6. November gewinnt, wird beinahe die Hälfte der Wählerschaft gegen ihn gestimmt haben. (...) Wenn Obama nun in Bedrängnis gerät, offenbart dies auch dessen eigene Schwächen. (...) Nie war dies so sichtbar wie im ersten von drei Fernsehduellen. Während Romney plötzlich den mitfühlenden Moderaten spielte, fehlten Obama die Worte. Dieser Moment der Schwäche könnte Obama am Ende das Amt kosten.Nach Tisch las man's anders. Derselbe Autor schrieb in derselben Zeitung vier Tage später einen Artikel, den der Vorspann so zusammenfaßt:
Die US-Wahl hat es überdeutlich gezeigt: Die Republikaner können in ihrem jetzigen Zustand keine Wahlen mehr gewinnen. Die Jungen, die Frauen, die Latinos, die Schwarzen und die Asiaten haben Obama gewählt. Für die Republikaner bleiben nur: die alten, weißen Männer.Am 4. November sah der Korrespondent Nicolas Richter Obama noch vor einer möglichen Niederlage. Am 8. November wußte der Korrespondent Nicolas Richter, daß dessen Gegner Romney nie eine Chance gehabt hatte - gewählt nur noch von "alten, weißen Männern".
Was natürlich ungefähr so wahr ist wie die Behauptung, Barack Obama sei nur von jungen schwarzen Frauen gewählt worden.
Zettel
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