4. November 2012

Zitat des Tages: Obamas hübsche Verpackung, Made in Germany

Schließlich agiert Obama außenpolitisch nicht viel anders als sein verhasster Vorgänger George W. Bush, wenn er Drohnen nach Afghanistan, Somalia oder Syrien schickt. Aber er wirkt dabei, das ist der Unterschied, wie ein Friedensengel und nicht wie ein schießwütiger Texaner in Cowboystiefeln. Die hübsche Verpackung macht's.
Der Chefredakteur der "Welt"-Gruppe, Jan-Eric Peters, heute über die Beliebtheit Barack Obamas in Deutschland.

Kommentar: Peters nennt eine Umfrage, wonach 90 Prozent der Deutschen Obama wählen würden und 3 Prozent Romney.

Wegen der "hübschen Verpackung"? Ja, schon. Nur ist diese Verpackung Made in Germany.

Seit dem Wahlkampf 2008 präsentieren uns die deutschen Medien Barack Obama als eine Mischung aus Franz von Assisi und Spiderman. Sie folgen dabei einer unübersehbaren Zuneigung der Deutschen und befördern sie zugleich.

Keinem Amerikaner seit John F. Kennedy haben die Berliner so zugejubelt wie Obama, als er vor der Siegessäule sprach. Das war im Juli 2008, und Obama war noch gar nicht Präsident, sondern nur ein Kandidat.

Auch das ist, neben der kollektiven Besoffenheit des "Ausstiegs", ein Stück der deutschen Gestörtheit:

Wir verbieten uns Jubel und Begeisterung, wenn es um deutsche Politik geht. Wir verleugnen und verstecken unsere eigenen nationalen Interessen. Aber das Bedürfnis, sich mit jemandem, der führt, zu identifizieren, ist ja da. Das Bedürfnis nach Glanz und Größe ist da.

Also - dies ist ein Ausdruck Sigmund Freuds - "heften wir unsere Libido" an den fernen edlen Staatsmann. Mit derselben Unbedingtheit, mit der die Deutschen seinen Vorgänger George W. Bush verteufelt haben, verehren sie nun Obama.

Man kann es schon verstehen, daß das Ausland mit Sorge auf diese romantischen, irrationalen Deutschen mit ihrer Neigung blickt, vom einen Extrem ins andere zu fallen.
Zettel



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