23. Januar 2010

Zitat des Tages: Wie kann man Haiti helfen? Indem man Schluß macht mit der Hilfe aus dem Ausland, meint Bret Stephens

"Haiti needs a new version of the Marshall Plan — now," writes Andres Oppenheimer in the Miami Herald, by way of complaining that the hundreds of millions currently being pledged are miserly. Economist Jeffrey Sachs proposes to spend between $10 and $15 billion dollars on a five-year development program. (...)

For actual Haitians, however, just about every conceivable aid scheme beyond immediate humanitarian relief will lead to more poverty, more corruption and less institutional capacity. It will benefit the well-connected at the expense of the truly needy, divert resources from where they are needed most, and crowd out local enterprise. And it will foster the very culture of dependence the country so desperately needs to break.


("Haiti braucht eine neue Variante des Marshall-Plans - und zwar jetzt", schreibt Andres Oppenheimer im Miami Herald; wobei er sich darüber beklagt, daß die bereits zugesagten Hunderte von Millionen knauserig seien. Der Ökonom Jeffrey Sachs schlägt vor, für ein fünfjähriges Entwicklungsprogramm zwischen 10 und 15 Milliarden Dollar auszugeben. (...)

Für die Haitianer selbst wird jedoch jedes denkbare Hilfsprogramm, das über die unmittelbare humanitäre Hilfe hinausgeht, zu nur noch mehr Armut, mehr Korruption und einer geringeren Leistungsfähigkeit der Institutionen führen. Es wird den gut Vernetzten nützen, und zwar auf Kosten der wirklich Bedürftigen; es wird Ressourcen dort abziehen, wo sie am meisten benötigt werden, und örtliche Unternehmen verdrängen. Und es wird genau jene Kultur der Abhängigkeit befördern, die das Land so dringend durchbrechen muß.)

Der Kolumnist und Leitende Redakteur des Wall Street Journal Bret Stephens in seiner aktuellen Kolumne unter der Überschrift "To help Haiti, end foreign aid"; ungefähr: Wer Haiti helfen will, der sollte die Hilfe aus dem Ausland einstellen.


Kommentar: Die Argumente, die Stephens für seinen Vorschlag ins Feld führt, sind nicht neu: Entwicklungshilfe korrumpiert; sie verschärft die sozialen Gegensätze zwischen denen, die von ihr profitieren, und dem Rest der Gesellschaft; sie lähmt eigene Anstrengungen derer, die mit ihr bedacht werden, und erzeugt bei ihnen die Mentalität eines Almosenempfängers; nicht zuletzt zerstört sie die örtlichen Märkte für jene Güter, die als Hilfe ins Land gebracht werden.

Das alles ist bekannt und wird immer wieder diskutiert; siehe Entwicklungshilfe begünstigt die Unterentwicklung; ZR vom 20. 10. 2009. Aber geradezu reflexhaft wird auf jede Not in einem armen Land mit der Forderung reagiert, ihm mehr Entwicklungshilfe zukommen zu lassen.

Warum? Stephens schreibt:
All this works to salve the consciences of people whose dimly benign intention is to "do something." It's a potential bonanza for the misery professionals of aid agencies and NGOs. And it allows the Jeff Sachses of the world to preen as latter-day saints.

Alles das bewirkt ein gutes Gewissen bei Menschen, deren dumpf wohlwollende Intention es ist, "etwas zu tun". Es ist eine potentielle Bonanza für die Profis des Elends von den Hilfsorganisationen und den NGOs [den privaten Organisationen, die nicht von Regierungen abhängig sind]. Und es erlaubt den Jeff Sachses der Welt, sich als Heilige der Letzten Tage herauszuputzen.
Es sind, mit anderen Worten, Maßnahmen, die sich nicht am Wohl der Empfänger orientieren, sondern am Wohl der Geber.



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