21. März 2007

Randbemerkung: Oskar Lafontaine und die französischen Kommunisten

Heute Nachmittag lief im französischen Informationssender LCP eine Sendung über die linksextremen Kandidaten zur französischen Präsidentschaft.

Ich hatte das im Hintergrund laufen und habe nur gelegentlich auf den Bildschirm gesehen. Beispielsweise, als Marie- George Buffet vorgestellt wurde, die Kandidatin der Kommunistischen Partei Frankreichs.

Nanu, wer war das da, der neben ihr saß und mit ihr intensiv sprach, bevor sie zum Rednerpult schritt, die kommunistische Kandidatin? Oskar Lafontaine, so sah der jedenfalls aus.



Also habe ich nachgesehen. Und tatsächlich: France Matin meldete am 23. Februar 2007:
Marie-George Buffet a lors d'un grand meeting à Marseille, livré, devant 5.500 militants, un vibrant plaidoyer en faveur de la victoire de la gauche (...)

Entourée d'Oskar Lafontaine, président du groupe allemand de l'alliance de gauche, et Fabio Amato de la Refondation communiste italienne, la candidate communiste a affirmé: "ma candidature est disponible (...)

Dans un discours en français, Oskar Lafontaine a apporté son soutien à Mme Buffet lui souhaitant "un grand succès aux élections en France".

Auf einer großen Versammlung in Marseille hielt Marie-George Buffet vor 5500 Parteimitgliedern ein bewegtes Plädoyer für einen Sieg der Linken (...)

Flankiert von Oskar Lafontaine, Fraktionsvorsitzender der deutschen Linkspartei, und Fabio Amato von der italienischen Rifondazione Comunista erklärte die kommunistische Kandidatin: "Ich stehe für eine Kandidatur zur Verfügung (...)

In einer auf französisch gehaltenen Ansprache verkündete Oskar Lafontaine seine Unterstützung für Madame Buffet und wünschte ihr "einen großen Erfolg bei den Wahlen in Frankreich".
Interessant, nicht wahr, wenn der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag zusammen mit dem Vertreter der Rifondazione Comunista die Kandidatin der französischen Kommunisten unterstützt? Die Rifondazione ist bekanntlich eine orthodox- leninistische Partei, die sich von den italienischen Kommunisten abgespalten hat, als diese sich von der Weltrevolution verabschiedeten.



In Deutschland hat Oskar Lafontaine, der sonst seine Aktivitäten ja gern der Presse mitteilt, von seiner Unterstützung der französischen Kommunisten offenbar nicht viel Aufhebens gemacht.

Googelt man, eingeschränkt auf deutschsprachige Quellen, nach "Oskar Lafontaine" "Marie-George Buffet" Marseille, dann liefert Google eine einzige Fundstelle; Steinberg- Recherche.

Und das ist allerdings nicht uninteressant, denn man findet dort einen Link zu einem Video des Auftritts von Oskar bei den Kommunisten.



Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie viele Deutsche es der PDS immer noch abnehmen, keine kommunistische Partei mehr zu sein. Sie fallen auf die Massenlinie herein, die - ähnlich, wie die DKP das in den siebziger und achtziger Jahren gemacht hat - eine auf dem Boden des Grundgesetzes stehende Partei propagiert, die lediglich für mehr soziale Gerechtigkeit eintritt, und für die "Interessen" der östlichen Bundesländer.

Derweil wählen - Kaderlinie - die Delegierten dieser Partei die bekennende Stalinistin Sahra Wagenknecht mit schöner Regelmäßigkeit in den Parteivorstand; auf dem 8. Parteitag 2003 beispielsweise mit 62,3 Prozent - dem fünftbesten Ergebnis unter 29 Kandidaten und Kandidatinnen.

Und derweil schicken sie - Kaderlinie - den des Französischen mächtigen Oskar Lafontaine nach Marseille, um zusammen mit einem Vertreter der italienischen Kommunisten der kommunistischen Kandidatin Marie-George Buffet zu helfen.