Vorbemerkung:
Nicht jedes Thema ist politisch, nicht jeder Gedanke ein Politikum. Manchmal
sind es die alltäglichen Dinge, die einen beschäftigen, eine Äußerung suchen
und einem irgendwie doch auf der Seele liegen. Es müssen nicht immer
vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen sein, nicht
immer ist es das große Programm und doch haben kleine Dinge die Kraft (oder
Hartnäckigkeit) einen länger zu beschäftigen. Genau davon handelt Llarians
Welt. Wenn Sie, lieber Leser, nur hier sind um politische Kommentare zum Weltgeschehen
zu lesen, dann ist diese Kategorie nichts für Sie und lesen Sie bitte einen
anderen Beitrag. Andernfalls möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick in meine Welt verschaffen.
Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt
24. August 2018
21. August 2018
Der Rechtstaat und der Mob
„Die Unabhängigkeit von Gerichten ist ein hohes Gut. Aber Richter sollten immer auch im Blick haben, dass ihre Entscheidungen dem Rechtsempfinden der Bevölkerung entsprechen“Diese beiden Sätze, die der amtierende Innenminister von NRW, Herbert Reul, von sich gab, sind derzeit eine prima Vorlage um seine politische Karriere zu beenden. Seit er sie von sich gab findet ein vergleichsweise nettes Kesseltreiben gegen ihn statt und Verteidiger hat er dabei nicht auf seiner Seite. Naheliegend also, dass er inzwischen zu Kreuze kriechen musste und sich von seiner eigenen Aussage zu distanzieren sucht, mithin erklärt er nicht damit gerechnet zu haben "missverstanden" zu werden.
16. August 2018
Say a little prayer - Zum Tod von Aretha Franklin
Der Jazz und der Rock'n'Roll lato sensu sind die beiden großen genuin amerikanischen Beiträge zur abendländischen Musik. In dem Klanguniversum, das in der Neuen Welt seinen Urknall erlebt hat, gibt es einige Sänger, deren Namen zu kennen zum Kanon einer einigermaßen soliden Allgemeinbildung gehört. Beispielhaft wären Louis Armstrong oder Elvis Presley, aber auch die heute im Alter von 76 Jahren verstorbene Soul-Legende Aretha Franklin zu nennen.
Titel wie "Respect", "Chain of fools", "You make me feel like a natural woman" oder das in der Überschrift erwähnte "Say a little prayer" gehören zu den Evergreens der Musik des 20. Jahrhunderts. Mit ihrem Lied "Think!" trat Franklin in dem Film Blues Brothers als Inhaberin eines (ins Deutsche schlechterdings nicht kongenial übersetzbaren) soul food restaurant auf. Bei der Grammy-Verleihung des Jahres 1998 sprang die in Memphis, Tennessee, geborene Queen of Soul für den kurzfristig verhinderten Luciano Pavarotti ein und gab dessen Vorzeige-Arie Nessun dorma (aus Puccinis Turandot) zum Besten, freilich in ihrem eigenen Stil und in den von ihr auf Italienisch vorgetragenen Passagen mit charmantem Anglo-Akzent (was beides nicht jedermanns Sache sein mag).
So wie Little Richard die shouter-Tradition im Rock'n'Roll - wieder lato sensu - nachhaltig geprägt hat und ihm insbesondere jeder Soul-Interpret (männlich/weiblich) dafür tributpflichtig ist, hat Franklin gut hörbar einen enormen Einfluss auf das, was nach ihr kam, ausgeübt. Dass viele ihrer Epigonen freilich nicht dieselbe Klasse und keine vergleichbare Geschmackssicherheit aufwiesen, steht auf einem anderen Blatt.
Aretha Franklin hat ein nicht ganz unbedeutendes Kapitel der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts geschrieben. Sie wird deshalb unvergesslich bleiben.
Titel wie "Respect", "Chain of fools", "You make me feel like a natural woman" oder das in der Überschrift erwähnte "Say a little prayer" gehören zu den Evergreens der Musik des 20. Jahrhunderts. Mit ihrem Lied "Think!" trat Franklin in dem Film Blues Brothers als Inhaberin eines (ins Deutsche schlechterdings nicht kongenial übersetzbaren) soul food restaurant auf. Bei der Grammy-Verleihung des Jahres 1998 sprang die in Memphis, Tennessee, geborene Queen of Soul für den kurzfristig verhinderten Luciano Pavarotti ein und gab dessen Vorzeige-Arie Nessun dorma (aus Puccinis Turandot) zum Besten, freilich in ihrem eigenen Stil und in den von ihr auf Italienisch vorgetragenen Passagen mit charmantem Anglo-Akzent (was beides nicht jedermanns Sache sein mag).
So wie Little Richard die shouter-Tradition im Rock'n'Roll - wieder lato sensu - nachhaltig geprägt hat und ihm insbesondere jeder Soul-Interpret (männlich/weiblich) dafür tributpflichtig ist, hat Franklin gut hörbar einen enormen Einfluss auf das, was nach ihr kam, ausgeübt. Dass viele ihrer Epigonen freilich nicht dieselbe Klasse und keine vergleichbare Geschmackssicherheit aufwiesen, steht auf einem anderen Blatt.
Aretha Franklin hat ein nicht ganz unbedeutendes Kapitel der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts geschrieben. Sie wird deshalb unvergesslich bleiben.
Noricus
© Noricus. Für Kommentare bitte hier klicken.
12. August 2018
Die linke Sammlungsbewegung "Aufstehen": Sommertheater oder sozialistischer Neuanfang?
Was bestimmte politische Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit
betrifft, erweist sich Deutschland als verspätete Nation: So bedienen
die populistischen Parteien in anderen Ländern Europas schon längst den
wählerstimmenträchtigen Wunsch nach einem Sozialismus ohne
Willkommenskultur. Die AfD mag es in dieser Hinsicht schwerer haben:
Denn während sich etwa die FPÖ oder der Front National (beziehungsweise
nunmehr: Rassemblement National) in dem Erfolg sonnen dürfen, zu einer
restriktiveren Migrationspolitik in ihren jeweiligen Staaten beigetragen
zu haben, und sie sich nunmehr entsprechend der Lieblingsbeschäftigung von
Politikern Gedanken darüber machen können, wie man fremdes Geld
verteilt, befindet sich die Partei um Gauland noch bei dem Schritt, dass
man die Zahl der Gäste beschränken muss, bevor man das free lunch bestellen kann.
8. August 2018
Kleine Sottise zum Supersommer
Während der Endunterfertigte diese Zeilen schreibt, geht an seinem Wohnort ein Gewitter mit Starkregen nieder. Das atmosphärische Nass war in der angesprochenen Region zwar kein so seltener Gast wie andernorts, doch ließ die (zumeist herrschende) betörende Hitze gleichwohl fast alle Verrichtungen des Alltagslebens unerfreulicher und beschwerlicher werden, als sie es auch unter neutralen Bedingungen ohnehin schon wären.
Der Verfasser dieses Beitrages kann auf Temperaturen über 20 Grad ohne weiteres verzichten. Der allgegenwärtigen Jeremiade, dass es hierzulande neun Monate lang zu kalt und im restlichen Quartal nicht warm genug sei, mochte er sich noch nie anschließen.
Für alle jene, die hohe Quecksilbersäulen bevorzugen, scheint die Begeisterung über das Badewetter indessen keine ungetrübte Freude zu sein. Denn wo die Sonne erbarmungslos vom Himmel herabbrennt, da scheint der menschengemachte Klimawandel nicht weit zu sein. Heute denkt dies der Mainstream in einem Atemzug. Beim Supersommer 2003 kam dagegen zuerst der Fasching, dann der Aschermittwoch, oder um es in Zettels Worten zu formulieren: erst die kollektive Besoffenheit, dann der Kater.
Da behaupte noch einer, dass Merkel diese Republik in Schlaf und Stillstand versetzt hat. Unsere Hysterien entwickeln wir jedenfalls weiter.
Der Verfasser dieses Beitrages kann auf Temperaturen über 20 Grad ohne weiteres verzichten. Der allgegenwärtigen Jeremiade, dass es hierzulande neun Monate lang zu kalt und im restlichen Quartal nicht warm genug sei, mochte er sich noch nie anschließen.
Für alle jene, die hohe Quecksilbersäulen bevorzugen, scheint die Begeisterung über das Badewetter indessen keine ungetrübte Freude zu sein. Denn wo die Sonne erbarmungslos vom Himmel herabbrennt, da scheint der menschengemachte Klimawandel nicht weit zu sein. Heute denkt dies der Mainstream in einem Atemzug. Beim Supersommer 2003 kam dagegen zuerst der Fasching, dann der Aschermittwoch, oder um es in Zettels Worten zu formulieren: erst die kollektive Besoffenheit, dann der Kater.
Da behaupte noch einer, dass Merkel diese Republik in Schlaf und Stillstand versetzt hat. Unsere Hysterien entwickeln wir jedenfalls weiter.
Noricus
© Noricus. Für Kommentare bitte hier klicken.
22. Juli 2018
Die ZEIT und das Erbe der Sarrazin-Debatte
Es ist schwierig, nicht allzu lange zurückliegende Ereignisse in
ihrer historischen Bedeutung korrekt zu erfassen. Unter diesem Vorbehalt
scheint dem Urheber dieser Zeilen eine Einschätzung der Debatte um
Thilo Sarrazins Werk "Deutschland schafft sich ab" als Kulminations- und
Wendepunkt bestimmter Entwicklungen in der Kulturgeschichte der
Bundesrepublik gleichwohl gerechtfertigt zu sein.
Vieles, was die damalige Kontroverse mit sich brachte, war zwar nicht neu, trat bei jener Gelegenheit allerdings in einer derart gehäuften und plakativen Form auf, dass es zu einer Mobilisierung von Menschen führte, die den betreffenden Tendenzen zuvor keine nähere Beachtung geschenkt hatten: So erinnerte das Einschreiten der Kanzlerin und anderer Exponenten der Staatsgewalt in einer rein gesellschaftlichen, mangels Rückendeckung durch eine im Parlament vertretene Partei eben noch nicht politischen Debatte an die Moralaposteleien der Leinwand-Saubererhalter früherer Dekaden. Neu war dagegen der Schulterschluss zwischen dem Gros der Medien und der Mehrzahl der hohen Staatsfunktionäre. Angela Merkel mag durch diese Solidarisierung für ihre von der Presse frenetisch beklatschten, da dem in den einschlägigen Kreisen dominierenden Weltbild entsprechenden Kursänderungen der Jahre ab 2011 ermutigt worden sein.
Vieles, was die damalige Kontroverse mit sich brachte, war zwar nicht neu, trat bei jener Gelegenheit allerdings in einer derart gehäuften und plakativen Form auf, dass es zu einer Mobilisierung von Menschen führte, die den betreffenden Tendenzen zuvor keine nähere Beachtung geschenkt hatten: So erinnerte das Einschreiten der Kanzlerin und anderer Exponenten der Staatsgewalt in einer rein gesellschaftlichen, mangels Rückendeckung durch eine im Parlament vertretene Partei eben noch nicht politischen Debatte an die Moralaposteleien der Leinwand-Saubererhalter früherer Dekaden. Neu war dagegen der Schulterschluss zwischen dem Gros der Medien und der Mehrzahl der hohen Staatsfunktionäre. Angela Merkel mag durch diese Solidarisierung für ihre von der Presse frenetisch beklatschten, da dem in den einschlägigen Kreisen dominierenden Weltbild entsprechenden Kursänderungen der Jahre ab 2011 ermutigt worden sein.
20. Juli 2018
Hilfe, wir werden normal!
Wenn man als Konsument der deutschen Medien mit informationell
belanglosen Zitaten aus Angela Merkels Sommerpressekonferenz behelligt
wird, könnte man denken, dass in dieser heißen Jahreszeit alles so ist
wie in den letzten Jahren. Doch weit gefehlt: Die zum "Asylstreit"
skandalisierte Auseinandersetzung um Kurskorrekturen in der
Migrationspolitik liegt gerade einmal wenige Wochen zurück. Und über die
Nachwehen dieser Konfrontation wird noch immer gesprochen, auch in Zettels Raum.
19. Juli 2018
Der AfD in die Hände gespielt? Nein, den Grünen in die Hände gespielt!
Die Interpretation im Großteil der traditionellen Medien, unter den Merkelanhängern in der CDU und natürlich links der Mitte ist eindeutig. Horst Seehofer hat mit dem Asylstreit lediglich "Agendasetting für die AfD betrieben" (Zitat Michael Spreng im FOCUS-Interview), d.h. in der Terminologie der progressiven Linken "der AfD eine Platform geliefert" und ihre Positionen damit satisfaktionsfähig und relevant gemacht. In dieser Darstellung klingt natürlich eindeutig die inhaltlich-politische Wertung heraus, Seehofers Position sei falsch, die hofierte Meinung nicht nur eine schlechte Wahlkampfstrategie, die nach hinten losgegangen ist, sondern auch inhaltlich "deplorable".
Der inhaltlichen Wertung aber enthalte ich mich hier. Ob man die einwanderungsskeptische Haltung teilt, es für eine von Seehofer aufgeblasene Pseudokrise hält, Merkels Kurs für richtig oder eine Katastrophe oder irgend etwas dazwischen hält, ändert nichts an einem simplen Fakt: Angesichts der Umfrageergebnisse nicht nur bezüglich der voraussichtlichen Wahlentscheidung in der anstehenden bayrischen Landtagswahl, sondern auch bezüglich der inhaltlichen Positionierung der Wähler, ihrer Meinung von Seehofer und Söder, und insbesondere ihrer Sympathie oder ihrem Missfallen hinsichtlich des Asylkurses der CSU ist die nächstliegendste Schlussfolgerung bei objektiver Betrachtung, die außerhalb der Filterblase in Zettels kleinem Zimmer blickt, klar: Dieser Kurs ist vom Wahlvolk im großen und ganzen nicht goutiert wurden.
Ob, wie impliziert, tatsächlich weitere Stimmen von der CSU zur AfD abgewandert sind, wage ich zwar zu bezweifeln. Wer Seehofers Kurs für richtig hielt, wandert deswegen nicht zur AfD ab oder aber ist es schon lange vorher und nicht erst nach Seehofers Aktion. Wer ihn für nicht ausreichend hielt ist vermutlich schon längst zur AfD abgewandert und falls nicht, wäre derjenige es ohne Seehofers Aktion erst recht. Ein konkreter Wähler, der eine Bewegung nach Rechts durch Abwandern zur AfD bestraft, aber ein verharren an Merkels Seite mit Loyalität zur CSU goutierte, der wäre ein bizarres Wesen. Das mag man in Kreisen glauben, in dem man an Wähler als einfach gestrickte Wesen glaubt, der durch "deplatforming", Informations-"gatekeeper" und "Meinungsmacher" auf simpelste Weise gelenkt werden könnte und müsste: Hört der Wähler von etablierten Institutionen was rechtes, so werde er rechter, hört er etwas progressives, so werde er progressiver. Durch einen nach rechts gelehnten Seehofer werde daher so mancher Wähler plötzlich rechtsnational und wechsele zur AfD.
Die Wählerstimmen für die AfD sind aber nicht signifikant gestiegen.
Die Wählerstimmen für die AfD sind aber nicht signifikant gestiegen.
Dies steht natürlich auch im Widerspruch zu der These, Wähler würden das "Umkippen" oder eine mangelnde Durchsetzungsfähigkeit von Seehofer mit einer Abwanderung zur AfD strafen.
Realistisch und nahe liegend ist dagegen folgende Interpretation: Wähler in der Mitte waren von Seehofers Auftritt in vielen Fällen inhaltlich und in den übrigen Fällen zumindest von der Form her abgestoßen.
Kurz: Zettels kleines Zimmer ist nicht für die Haltung, Wahrnehmung und Stimmung im Land repräsentativ.
Techniknörgler
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16. Juli 2018
Warum Angelique Kerber das Wimbledon-Finale gewann
"Wer redet jetzt noch von Fußball?", fragte Barbara Rittner
in ihrer Funktion als Expertin bei der ZDF-Übertragung des
Damen-Finales des Tennisturniers in Wimbledon, während Angelique Kerber
ihren gerade errungenen Sieg auf dem heiligen Rasen der
Arena des Londoner Stadtteils bejubelte. Wir reden in diesem Beitrag
jedenfalls nicht in erster Linie von Fußball, sondern wollen die Gründe
analysieren, weshalb die 30-jährige Norddeutsche die Hahnenkamm-Abfahrt
unter den Filzkugelschlagbewerben letztlich doch so souverän gewann.
11. Juli 2018
Ein schales Gefühl
Nun ist es also da, das große Urteil im nicht weniger großen NSU Prozess. Mehr als fünf Jahre hat der Prozess gedauert, mehr als 400 Sitzungstage wurden aufgewandt und so knappe 30 Millionen Euro an Kosten verursacht. Und am Ende standen eine Reihe von Urteilen, die so wie es sich derzeit darstellt, auch durchaus nach einer Woche hätten fallen können. Was am Ende bleibt ist ein sehr schales Gefühl und nicht unbedingt eine Sternstunde der Rechtsstaates.
9. Juli 2018
Das Ende der Spezialdemokratie. Ein Gedankensplitter.
Fast 46% der Zweitstimmen (und sogar noch ein bischen mehr bei den Erststimmen) entfielen im besten Jahr der deutschen Sozialdemokratie(1972) auf die SPD unter ihrem damaligen Anführer Willy Brandt (der dadurch als Kanzler bestätigt wurde und mit der FDP eine absolute Mehrheit in die neue Regierung führen konnte). Gerhard Schröder schaffte es im Jahr 1998 zwar nur noch 41% von der SPD zu überzeugen, in absoluten Zahlen legte er jedoch gegen Brandt sogar noch zu (da sich durch die Wiedervereingung die Wählerbasis deutlich vergrößerte).
5. Juli 2018
Beschlagene Kristallkugel
Die Schusterkugel ist beschlagen; der Ausblick in die Zukunft völlig ungewiss.
Der Protokollant kann sich nicht erinnern, zu irgendeinem Zeitpunkt der letzten nun dreieinhalb Jahrzehnte, die er sich als eigenständig urteilendes, sich die Weltläufe einen eigenen Reim machendes Zoon politikon einschätzt - für ihn stellten der Falklandkrieg und sein Eintreten dafür inmitten einer geschlossenen Front von kategorischen Ablehnern so etwas die die Äquatortaufe in politicis dar - jemals so ratlos auf die Folgen konkreter politischer Ereignisse geblickt zu haben wie nach dem Abschluß der hektisch inszenierten "Koalitionskrise" der letzten 19 Tage, den Folgen von Frau Merkels und Herrn Seehofer angeblich zerrüttetem Vertrauenverhältnis, dem kurz bevorstehenden Zerbrechen der jahrzehntealten Parteibruderschaft von christdemokratischer und christsozialer Union, von Frau Merkels atemlos aufgesetztem und präsentiertem "Asyldeal" - der sich umgehend als ein Klingklang aus leeren Worten und dem vagen Versprechen entpuppte, vielleicht demnächst mit dem Ziel vagester Vorstellungen einmal tatsächlich zu verhandeln. Ein "Deal," der umgehend von fünf der angeblich 14 beteiligten Staaten dementiert wurde. "Auf lange und mittlere" Sicht war es in den vergangenen Jahrzehnten stets unsicher, welche Folgen sich aus politischen Ereignissen ergeben würden: das Schicksal der DDR und des Kasernensozialismus des Ostblocks konnte über den größten Zeitraum der 1980er Jahre niemand erahnen - aber die unmittelbaren Folgen, für die nächsten Jahre, nachdem sich im Sommer 1989 die Risse in der Ost-West-Mauer zeigten und beständig verbreiterten: das ist eine andere Sache. Irgendwann wurde es, schon im Oktober '89, deutlich, daß der Fall der Mauer nur eine Frage der Zeit war, und daß diesem Ereignis die Wiedervereinigung beides Teile Deutschlands so unausweichlich folgen würde, wie es die Ahnung historischer Dynamiken zuläßt. Auch, daß der einzig relevante Antagonismus, die Schicksalsfrage des gesamten einunzwanzigsten Jahrhunderts, der Konflikt zwischen der freien Welt des Westens und dem unreformierbaren, expansionistischem Islam sein würde, war spätestens am 11. September 2001 jedem halbwegs aufmerksamen Beobachter eisern klar.
Der Protokollant kann sich nicht erinnern, zu irgendeinem Zeitpunkt der letzten nun dreieinhalb Jahrzehnte, die er sich als eigenständig urteilendes, sich die Weltläufe einen eigenen Reim machendes Zoon politikon einschätzt - für ihn stellten der Falklandkrieg und sein Eintreten dafür inmitten einer geschlossenen Front von kategorischen Ablehnern so etwas die die Äquatortaufe in politicis dar - jemals so ratlos auf die Folgen konkreter politischer Ereignisse geblickt zu haben wie nach dem Abschluß der hektisch inszenierten "Koalitionskrise" der letzten 19 Tage, den Folgen von Frau Merkels und Herrn Seehofer angeblich zerrüttetem Vertrauenverhältnis, dem kurz bevorstehenden Zerbrechen der jahrzehntealten Parteibruderschaft von christdemokratischer und christsozialer Union, von Frau Merkels atemlos aufgesetztem und präsentiertem "Asyldeal" - der sich umgehend als ein Klingklang aus leeren Worten und dem vagen Versprechen entpuppte, vielleicht demnächst mit dem Ziel vagester Vorstellungen einmal tatsächlich zu verhandeln. Ein "Deal," der umgehend von fünf der angeblich 14 beteiligten Staaten dementiert wurde. "Auf lange und mittlere" Sicht war es in den vergangenen Jahrzehnten stets unsicher, welche Folgen sich aus politischen Ereignissen ergeben würden: das Schicksal der DDR und des Kasernensozialismus des Ostblocks konnte über den größten Zeitraum der 1980er Jahre niemand erahnen - aber die unmittelbaren Folgen, für die nächsten Jahre, nachdem sich im Sommer 1989 die Risse in der Ost-West-Mauer zeigten und beständig verbreiterten: das ist eine andere Sache. Irgendwann wurde es, schon im Oktober '89, deutlich, daß der Fall der Mauer nur eine Frage der Zeit war, und daß diesem Ereignis die Wiedervereinigung beides Teile Deutschlands so unausweichlich folgen würde, wie es die Ahnung historischer Dynamiken zuläßt. Auch, daß der einzig relevante Antagonismus, die Schicksalsfrage des gesamten einunzwanzigsten Jahrhunderts, der Konflikt zwischen der freien Welt des Westens und dem unreformierbaren, expansionistischem Islam sein würde, war spätestens am 11. September 2001 jedem halbwegs aufmerksamen Beobachter eisern klar.
1. Juli 2018
Auf, auf, liebe Bettvorleger
Da ist es nun, das berühmte "Verhandlungsergebnis" von Angela Merkel, und es ist am Ende verheerender als man hätte befürchten können. Nicht nur hat sie keinerlei Unterstützung für die Begrenzung der Zuwanderung in Europa selber erfahren, sie hat noch jede Menge Zusagen an andere gemacht, was Deutschland in Zukunft noch so alles übernehmen werde.
29. Juni 2018
Aus der Schwalbenperspektive (17): Ein Sommer ohne Märchen - Noch etwas zum Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft
Vermutlich ist zum peinlichen Vorrunden-Aus der deutschen
Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft schon alles
geschrieben worden (auch in diesem Medium war dieser Betriebsunfall bereits Thema),
doch erheischt ein solches mit Kometenwiederkehr-Seltenheit gesegnetes
Ereignis zweifellos eine umfassende blogikalische Behandlung.
Aus Sicht des Verfassers hat das Scheitern der Löw-Truppe in (beziehungsweise: an) der Gruppenphase mehrere Ursachen, und wenn der endunterfertigte Autor einige davon in der Folge näher erörtert, möchte er vorab dem Eindruck entgegenwirken, dass er es ja schon immer besser gewusst habe als der Bundestrainer. Vielmehr beruht die nachstehende Analyse auf einer Beobachtung dessen, was in den letzten Monaten und Wochen geschehen ist, und nicht auf prophetischer Begabung.
Aus Sicht des Verfassers hat das Scheitern der Löw-Truppe in (beziehungsweise: an) der Gruppenphase mehrere Ursachen, und wenn der endunterfertigte Autor einige davon in der Folge näher erörtert, möchte er vorab dem Eindruck entgegenwirken, dass er es ja schon immer besser gewusst habe als der Bundestrainer. Vielmehr beruht die nachstehende Analyse auf einer Beobachtung dessen, was in den letzten Monaten und Wochen geschehen ist, und nicht auf prophetischer Begabung.
28. Juni 2018
Aus der Schwalbenperspektive: In hoc signo...
Nach dem doch recht abrupten Ende der deutschen Teilnahme an der Fußballweltmeisterschaft in Rußland, nach dem Wegfall eines Sommermärchens vermittelst der 'Schaft für Schland, nach einem, man kann es nicht völlig abstreiten, nicht ganz glücklichen Tourneeverlauf, bietet es sich an, zum Abschluß auf diesem Netztagebuch doch eine kleine Miszelle dieser Facette des Daseins "in unserem Juniversum" (©Arno Schmidt) zu widmen. Vor allem gilt es, die Verantwortlichen für dieses kleine Mißgeschick zu benennen, das "Die Welt" als "Die historische Schmach der deutschen Nationalmannschaft" nannte und das Geschehen damit rhetorisch neben das an der Westfront vor einhundert Jahren, im Frühsommer 1918 einreihte. Eigentlich gehörte zur Komplettierung noch "...im Felde unbesiegt" dazu - aber das wäre selbst dort wohl zu sehr mit der optischen Evidenz in Widerspruch geraten. Fragen wir also, wer hier den Dolch im Gewande führte. Spaßig ists, daß, nachdem zuerst das "deutsch" wie vor 3 Jahren auf Betreiben von Frau Merkel persönlich das "national" entsorgt wurde und nur Die Mannschaft übrigblieb, im Augenblick der Niederlage diese entsorgten Gespenster wieder ihren Modergruften entsteigen.
27. Juni 2018
Fragen an den Papst
Wer bringt es übers Herz, den Film von Wim Wenders anzusehen? Wer könnte „einen Mann, der Paläste und Limousinen ablehnt“, kritisieren?
25. Juni 2018
Erdung
Laut aktuellen Umfragen wird der Kurs der CSU auch in Bayern unter dem Strich nicht honoriert. Könnte man dies für sich alleine noch als Folge des Streites in der Union interpretieren (schließlich weiß bei so einem parteiinternen Konflikt - und der Streit zwischen den Schwesterparteien ist dem äquivalent - niemand, welcher der konträren Positionen eine Stimme für die Streithäne zugute käme und folglich befürchten beide Seiten das schlimmste, nämlich wie ihre Stimme dem Gegenteil ihrer eigenen Vorlieben zugute kommen könnten, und wählen eine Partei mit eindeutiger Positionierung), so ist die höhere Zustimmungsrate für Merkel im Vergleich zu Seehofer oder Söder selbst in der CSU zusammen mit einer Zweidrittelmehrheit für Merkels „Europäische Lösung“ bundesweit als auch auch in Bayern eindeutig.
Techniknörgler
© Techniknörgler. Für Kommentare bitte hier klicken.
24. Juni 2018
John Ames Mitchell, "Drowsy" (1917)
Южный полюс Луны задремал, он уснул между гор величавых,
Поражающих правильной формой своей.
Это — мысль, заключенная в стройных октавах,
Эти горы живут без воды, в полосе неподвижных лучей,—
Ослепительно ярких, как ум, и ложащихся отблеском странным
На долины, что спят у подножия гор,
Между кратеров мертвых, всегда светлотканных,
Вечно тихих, нетронутых тьмой, и ничей не ласкающих взор.
Эти страшные горы горят неподвижностью вечного света,
Над холодным пространством безжизненных снов,
Это ужас мечты, это дума веков,
Запредельная жизнь Красоты, беспощадная ясность Поэта.
Константин Бальмонт - Южный полюс Луны (1899)
Der Südpol des Monds. er schläft zwischen majestätischen Bergen
Besiegt von ihren starren kristallenen Formen.
Er ist ein Gedanke - in schlanke Oktaven gebannt..
Diese Berge leben wasserlos, in einem Streifen ewigen Lichts.
Gleißend hell wie der Verstand, senden sie
einen Lichtstrahl ins ewige Dunkel der Täler
am Fuß der toten Krater, ins ewige Schweigen
das nie von einem sterblichen Auge berührt wurde.
Diese furchtbaren Berge brennen in der Stille des ewigen Lichts
Unter den toten Träumen des eisigen Alls
Dies ist der Schrecken der Träume, der Gedanke der Ewigkeit -
Die ewige tote Schönheit, gnadenlose Klarheit - Dichter: dein Ziel.
- Konstantin Balmont (1867-1942), "Der Südpol des Monds" (1899)
Zu den Verlusten im Bereich der populären Bildkunst, weitab von den ätherischen Gefilden der Hohen Kunst, sondern im Bereich des praktisch-faktisch Anschaulichen, zu Genießenden, der illustrierenden Gebrauchskunst, zählt, mit einer gewissen Paradoxität, die "astronomische Kunst" - jene Bilder, die ferne Welten, andere Planeten, Monde, interstellare Weiten in anschauliche Bildfindungen umsetzten und die die Entdeckungen der Astronomie der letzten zwei Jahrhunderte in eine direkt sinnliche Erfahrung transponierten. Zwar wird auch dieses Metier immer noch gepflegt, aber die außerirdischen Landschaften, die Ansichten von den Oberflächen der Planeten und Monde unseres Sonnensystems und fremder Sterne hat in den letzten zwei Jahrzehnten keine namhaften Künstlerpersönlichkeiten mehr hervorgebracht, mit deren Namen bestimmte Tönungen, Bildgebungen, eben ein unverwechslicher Stil (wie immer man ihn definieren will) verbunden ist.
22. Juni 2018
Der Preis der Arroganz
Seit Donald Trump antrat um Präsident der USA zu werden, bekam er aus Deutschland vor allem eines: Häme. Dabei sowohl lustige, geschmacklose, intelligente, dämliche, pointierte, widerliche, passende wie unpassende, aber vor allem immer wieder eins: Häme.
19. Juni 2018
Aus der Schwalbenperspektive: Böse Menschen haben keine Lieder
Jetzt aber, nach der schmählichen Niederlage, gilt die Gegenstimmung des Kummers und der Wut zuvörderst der eigenen Mannschaft, die das hehre Gefühl durch eine Art nationaler Indolenz verleugnet und buchstäblich zu Grabe gebracht hat. Sie ist von der Fahne gegangen, sie hat ihre Geschichte verloren. Aber das sind sie eben, die Herren mit den vielen Pässen, Selbstdarsteller ohne bodenverwurzelten, ehrsamen Mannschaftsgeist - hoch dotierte Stars ihrer eigenen Erlebniswelt. (Herbert Kremp in der WELT*).
Nun ist also das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft absolviert, und Jogis Buben haben sich überzeugend sowohl in die Reihe der versagenden Titelverteidiger (Frankreich 2002, Italien 2010 und Spanien 2014 in der Vorrunde ausgeschieden) als auch in das allgemein in der ersten Runde nicht überzeugende Auftreten der Top-Teams eingefügt. Frankreich hat mit viel Dusel gegen Australien gewonnen, Argentinien Unentschieden gegen Island, Brasilien das Gleiche gegen die Schweiz, und England ließ gegen Tunesien in der ersten Halbzeit Chancen liegen, die schon mindestens bis zum Halbfinaleinzug gereicht hätten, um anschließend durch ein Brechstangentor von Kane in der Nachspielzeit noch ein mühsames 2:1 zu erreichen.
Ideenlos, unkonzentriert, mit schlechter Abstimmung und auch irgendwie satt wirkend (bezeichnend das gemütliche Zurücktraben vom Dreimal-in-Folge-Champions-League-Gewinner Toni Kroos beim Gegentor) schleppte sich der Titelverteidiger durch das Spiel, hatte Pech bei den wenigen Abschlüssen und Glück, dass die Mexikaner auch recht leichtfertig mit ihren Chancen umgingen und dass der Schiedsrichter bei Hummels' Foul in der zweiten Halbzeit nicht auf den Punkt zeigen wollte. So gab es eine insgesamt nicht unverdiente 0:1-Niederlage gegen einen zwar auf dem Papier deutlich schwächeren, aber beherzt auftretenden Gegner, der von seinen Fans so nach vorne gepusht wurde, dass es angeblich in Mexiko zu einem Erdbeben kam (ob das in Moskau auch noch spürbar war?).
Nun, beherztes Auftreten kann man zumindest der Anfangsformation nicht unterstellen, und selbst wenn Kimmich sehr offensiv unterwegs war, fehlte er hinten, so dass Hernandez für das schnelle Umschaltspiel der Mexikaner immer eine freie Anspielstation bot und die deutsche Innenverteidigung mit Mats und Jerome "Wir waren hinten immer allein" Hummels und Boateng in Bedrängnis bringen konnte.
Und wie sah es mit der Unterstützung der Fans aus? Nun sind ja trotz aller Sommermärchen-Legenden die 80 Millionen deutschen Bundestrainer in der Regel so kritisch, dass die Anhänger der Bayern geradezu als You'll-never-walk-alone-Gemeinschaft durchgehen könnten. Und diesmal hatte das ganze noch eine politische Komponente - durch die Özil-Gündogan-Erdogan-Affäre. Diese hatte nämlich zur Folge, dass die normalerweise verlässlichste Gruppierung der deutschen Fans - die von Claudia Roth und Schuldkult gebeutelten "Nur-alle-vier-Jahre-dürfen-wie-mal-stolz-sein"-Patrioten der (laut Bildzeitung natürlich nur von Merkel persönlich) entnationalisierten "Mannschaft" die kalte Schulter zeigten und die Passdeutschen mit Pfiffen auf das Spielfeld begleiteten. Dazu findet ja das wahre "Endspiel" (gerade in Verlängerung) in Berlin statt, und die Angst, ein Erfolg der Deutschen bei der WM könnte die Unsägliche im Amt halten, ist mit Händen zu greifen.
Nun ist also das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft absolviert, und Jogis Buben haben sich überzeugend sowohl in die Reihe der versagenden Titelverteidiger (Frankreich 2002, Italien 2010 und Spanien 2014 in der Vorrunde ausgeschieden) als auch in das allgemein in der ersten Runde nicht überzeugende Auftreten der Top-Teams eingefügt. Frankreich hat mit viel Dusel gegen Australien gewonnen, Argentinien Unentschieden gegen Island, Brasilien das Gleiche gegen die Schweiz, und England ließ gegen Tunesien in der ersten Halbzeit Chancen liegen, die schon mindestens bis zum Halbfinaleinzug gereicht hätten, um anschließend durch ein Brechstangentor von Kane in der Nachspielzeit noch ein mühsames 2:1 zu erreichen.
Ideenlos, unkonzentriert, mit schlechter Abstimmung und auch irgendwie satt wirkend (bezeichnend das gemütliche Zurücktraben vom Dreimal-in-Folge-Champions-League-Gewinner Toni Kroos beim Gegentor) schleppte sich der Titelverteidiger durch das Spiel, hatte Pech bei den wenigen Abschlüssen und Glück, dass die Mexikaner auch recht leichtfertig mit ihren Chancen umgingen und dass der Schiedsrichter bei Hummels' Foul in der zweiten Halbzeit nicht auf den Punkt zeigen wollte. So gab es eine insgesamt nicht unverdiente 0:1-Niederlage gegen einen zwar auf dem Papier deutlich schwächeren, aber beherzt auftretenden Gegner, der von seinen Fans so nach vorne gepusht wurde, dass es angeblich in Mexiko zu einem Erdbeben kam (ob das in Moskau auch noch spürbar war?).
Nun, beherztes Auftreten kann man zumindest der Anfangsformation nicht unterstellen, und selbst wenn Kimmich sehr offensiv unterwegs war, fehlte er hinten, so dass Hernandez für das schnelle Umschaltspiel der Mexikaner immer eine freie Anspielstation bot und die deutsche Innenverteidigung mit Mats und Jerome "Wir waren hinten immer allein" Hummels und Boateng in Bedrängnis bringen konnte.
Und wie sah es mit der Unterstützung der Fans aus? Nun sind ja trotz aller Sommermärchen-Legenden die 80 Millionen deutschen Bundestrainer in der Regel so kritisch, dass die Anhänger der Bayern geradezu als You'll-never-walk-alone-Gemeinschaft durchgehen könnten. Und diesmal hatte das ganze noch eine politische Komponente - durch die Özil-Gündogan-Erdogan-Affäre. Diese hatte nämlich zur Folge, dass die normalerweise verlässlichste Gruppierung der deutschen Fans - die von Claudia Roth und Schuldkult gebeutelten "Nur-alle-vier-Jahre-dürfen-wie-mal-stolz-sein"-Patrioten der (laut Bildzeitung natürlich nur von Merkel persönlich) entnationalisierten "Mannschaft" die kalte Schulter zeigten und die Passdeutschen mit Pfiffen auf das Spielfeld begleiteten. Dazu findet ja das wahre "Endspiel" (gerade in Verlängerung) in Berlin statt, und die Angst, ein Erfolg der Deutschen bei der WM könnte die Unsägliche im Amt halten, ist mit Händen zu greifen.
18. Juni 2018
Schneeflöckchens Brautschau
Wenn "man" keine echten Probleme hat - oder man sich um die echten Probleme der Welt nicht kümmern will, dann bieten "First World Problems" willkommene Ablenkung. Z. B. beschäftigt man sich dann in der ehemals liberalen ZEIT mit der Frage, ob das eigene Beischlaf-Verhalten auch politisch korrekt ist: "Warum liebe ich nur weiße Frauen?"
Wenn die ZEIT bei ihrer Nachwuchsauswahl auf ein bißchen mehr Allgemeinwissen und Praxisnähe achten würde, dann wüßte der Autor, daß "gleich und gleich gesellt sich gern" schon immer ein Grundprinzip bei der menschlichen Partnerwahl ist. Daß auch Heiratsvermittler oder Partneragenturen persönliche Umstände, Hobbies und Hintergrund abfragen, um möglichst viele Übereinstimmungen zu finden - das gibt nämlich die beste Chance, daß es paßt.
Wenn die ZEIT bei ihrer Nachwuchsauswahl auf ein bißchen mehr Allgemeinwissen und Praxisnähe achten würde, dann wüßte der Autor, daß "gleich und gleich gesellt sich gern" schon immer ein Grundprinzip bei der menschlichen Partnerwahl ist. Daß auch Heiratsvermittler oder Partneragenturen persönliche Umstände, Hobbies und Hintergrund abfragen, um möglichst viele Übereinstimmungen zu finden - das gibt nämlich die beste Chance, daß es paßt.
17. Juni 2018
Georges Simenon, auteur du "Lolita"
"Lolita, light of my life, fire of my loins. My sin, my soul. Lo-lee-ta: the tip of the tongue taking a trip of three steps down the palate to tap, at three, on the teeth. Lo. Lee. Ta. She was Lo, plain Lo, in the morning, standing four feet ten in one sock. She was Lola in slacks. She was Dolly at school. She was Dolores on the dotted line. But in my arms she was always Lolita. Did she have a precursor? She did, indeed she did."
- Vladimir Nabokov, Lolita (1955), Kap. 1
Vor nunmehr vierzehn Jahren, im März 2004, war es für die kleine Welt der belles lettres eine kleine Sensation, zumindest ein weltweit vermerktes divertimento, als der Germanist und Schriftsteller Michael Maar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung den Nachweis erbrachte - soweit sich dergleichen in einem so volatilen Gebiet wie den Geheimissen des künstlerischen Kreativität eben dingfest machen läßt - daß Nabokovs Nymphet, seine Kindfrau, die die pädophile Obsession seines Ich-Erzählers aus den Sphären des neurotischen Verbrechens an einem Kind und der der Libertinage erotischer Literatur in ihrer dunklen Ausprägung, die seit den Tagen des Marquis de Sade kalkuliert und ebenso obsessiv immer wieder mit ultimativen Tabubrüchen spielt, in die Sphäre der Literatur, der Weltliteratur transformierte - daß Dolores Haze, genannt Lolita, in der Tat eine Vorläuferin besaß. Nicht nur im Kosmos des Romans ("In point of fact, there might have been no Lolita at all had I not loved, one summer, an initial girl-child. In a princedom by the sea," lautet der nächste Satz, mit dem Humbert Humbert seine fatale sexuelle Fixierung auf präpubertäre Mädchen in einem Anklang an Edgar Allen Poes "Annabel Lee" - und dessen Kindbraut Virginia Clemm, die dieser heiratete, als sie 13 war - erklärt), und auch nicht im Oeuvre seines exilrussischen Autors, sondern in einem bis dahin völlig vergessenen Text eines ebenso verschollenen Autors: in der Erzählung "Lolita" von Heinz von Lichberg, die 1916 in dem Band Die verfluchte Gioconda, im Darmstädter Falken-Verlag in einer Auflage von 1000 Exemplaren verlegt, als neunte von insgesamt fünfzehn kleinen Erzählungen erschienen ist. (Michael Maar, "Was wußte Nabokov?" FAZ vom 19. März 2004, S. 37; und ders., "Den Mann, der 'Lolita erfand,'" FAZ vom 26. März 2004, S. 46)
14. Juni 2018
Blut im Wasser?
Wenn man die heutige Presse verfolgt hat, insbesondere die Springersche Welt, dann kriegt man umhin den Eindruck, dass sich etwas tut in Berlin. Es scheint das erste mal richtiges Blut im Wasser zu sein und der eiserne Griff, mit dem Merkel die CDU seit Jahren hält, scheint ungewöhnlich locker.
12. Juni 2018
"Only Trump could go to North Korea"
"Only Nixon could go to China." Vor 46 Jahren, im Februar 1972, stand dieser politische Slogan für ein Ereignis, das die politische Landkarte in Ostasien, und in langfristiger Hinsicht: der ganzen Welt, veränderte: den einwöchigen Staatsbesuch des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon im China des Großen Steuermann Mao Tse-tung, im sechsten Jahr der unseligen Kulturrevolution, beim Versuch, die alte Gesellschaft, die alte Kultur Chinas endgültig zu vernichten und an ihre Stelle den geschichtslosen Neuen Menschen zu setzen, jener letzte utopische Paroxysmus, der drei Millionen Menschen das Leben kostete, in jenem China, das die Vereinigten Staaten von Amerika seit 1949, seit die "roteste aller roten Sonnen" das neue Reich der Mitte auf dem Tiananmenplatz ausgerufen hatte, zu seinem größten Feind erklärt hatte. Zum einen wegen des militärischen und strategischen Bündnisses mit der nationalchinesischen (Exil)Regierung Tschiang Kai-cheks auf Taiwan, den die USA während des Zweiten Weltkriegs als Bündnispartner im Kampf gegen Japan unterstützt hatten (diesem Bündnis verdankt China übrigens den Sitz im Sicherheitsrat der nach Kriegsende gegründeten Vereinten Nationen) - sondern als Inbegriff des Kapitalismus, der Marktwirtschaft, des Gewinnstrebens und vor allem des Individualismus. Vorausgegangen war dem von Außenminister Henry Kissinger arrangierten Treffen die sogenannte "Pingpong-Diplomatie" - die gegenseitigen Besuche der National-Tischtennismannschaften im Jahr zuvor, die eine allererste Bresche in die Mauer zwischen den seit Jahrzehnten gekappten Beziehungen schlugen. Das war noch nicht das Ende des Kalten Krieges zwischen den beiden "Systemen", es war nicht das Ende der Kulturrevolution, des Gefängnisses für alles, was ein menschliches Wesen ausmacht, den der Maoismus darstellte. Dazu brauchte es den Tod Maos vier Jahre später, den Rückbau des Zwangs, die ökonomischen Reformen von Mao Nachfolger Deng Xiaoping ab 1978, der davon unabhängigen wachsenden Tuchfühlung zwischen den beiden chinesischen Staaten und den Modus vivendi, der nicht mehr auf die Zerstörung und bedingungslose Vernichtung des Gegenübers zielte. Aber es war der erste Riß in der Mauer. Heute ist die Volksrepublik China eine wirtschaftliche Supermacht, ein Staat, der seine industrielle Revolution, die ihn ins Herz des 21. Jahrhunderts befördert, in einem atemverschlagenden Tempo nachholt - etwas, das der Sozialismus niemals eingelöst hat, der nur eine verheerte Natur und verheerte Menschen zurückließ - es ist, bei allen Defiziten und gebliebenen Einengungen, die wohlhabenste und, man kann es nicht genug betonen: die freieste Gesellschaft, die China - wohlgemerkt: das Reich der Mitte, nicht die umgebende Diaspora von Taiwan, Hongkong oder Singapur - in den zweieinhalb Jahrtausenden seiner Geschichte je erlebt hat. Zum ersten Mal nimmt China nicht nur am wachsenden Fortschritt teil, jenem Prozeß, der im Europa der Renaissance erfunden wurde, an der wissenschaftlichen permanenten Revolution des Weltwissens: zum ersten Mal steht es auch der Welt offen.
11. Juni 2018
The boy who cried Nazi
Nahezu jeder kennt die Geschichte vom Hirtenjungen und dem Wolf, eine uralte Fabel, die noch auf Äsop vor mehr als 2500 Jahren zurückgeführt werden kann. Die Geschichte wird seit eben jener Zeit in tausenden von Abwandlungen erzählt, doch im Wesentlichen ist die Moral immer die selbe: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er die Wahrheit spricht. Es ist eine gute Geschichte für Kinder, wenn man ihnen erklärt, warum Lügen allenfalls einen kurzfristigen Nutzen bringen kann, auf die lange Bank aber recht unerwünschte Folgen nach sich zieht.
Nahezu jeder kennt die Geschichte vom Hirtenjungen und dem Wolf, eine uralte Fabel, die noch auf Äsop vor mehr als 2500 Jahren zurückgeführt werden kann. Die Geschichte wird seit eben jener Zeit in tausenden von Abwandlungen erzählt, doch im Wesentlichen ist die Moral immer die selbe: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er die Wahrheit spricht. Es ist eine gute Geschichte für Kinder, wenn man ihnen erklärt, warum Lügen allenfalls einen kurzfristigen Nutzen bringen kann, auf die lange Bank aber recht unerwünschte Folgen nach sich zieht.
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