24. Februar 2020

Heute sind wir wieder frech oder "Heute ist Regierungskarneval"

Vor drei Jahren erschien schon einmal ein Artikel in Zettels Raum, der sich mit dem so ungeheuer "frechen" Rosenmontagszug beschäftigte. Und seitdem eigentlich nichts an seinem Inhalt eingebüßt hat. Der Karnevalist kommt sich immer noch ungeheuer "frech" vor und realisiert nicht einmal am Rande, dass er inzwischen zu nahezu 100% auf Linie von Regierung und Establishment liegt.



Oder simpler gesagt: Würden Politik und Medien Karnevalswagen designen, dann würden die exakt so aussehen wie die, die am heutigen Montag durch Köln und Düsseldorf fahren werden. Und weil das so vorhersehbar ist (und Jaques Tillis "Humor" alles andere als besonders feinsinnig oder komplex ist (schließlich soll noch der schwer betrunkenste Karnevalist die "Botschaft" verstehen können)), erlaubt es sich dieser Autor einfach mal in seine Glaskugel zu schauen und sieht dort im wallenden Nebel die folgenden "Motto-Wagen" durch die Altstadt gurken.

- Mindestens ein bis zwei Wagen werden sich mit dem Brexit beschäftigen. Dabei ist es unumgänglich Boris Johnson als rücksichtslosen Verbrecher darzustellen, der dem armen Europa in den Rücken fällt. Vielleicht schafft man es auch noch ein paar antibritische Ressentiments (agressive, stets besoffene Fußballrowdies) unter zu bringen, das wäre aber optional.

- Unverzichtbar natürlich auch Donald Trump. Anbieten wird sich das (inzwischen gescheiterte) Impeachment. Vielleicht könnte Trump ein bischen auf der Verfassung rumtreten oder die republikanische Partei an einem Halsband durch die Gegen führen.

- Auch wenns knapp ist, muss natürlich noch die FDP für Erfurt ihr Fett weg kriegen. Vielleicht mit Kemmerich in Umarmung mit Höcke und einem darüber schwebenden, stilisierten Hitler? (wie gesagt, der Tillische Humor ist nicht unbedingt subtil).

- Wenn man schon mal dabei ist, muss auch die AfD noch was eigenes abkriegen. Allerdings ist dieser Autor sich nicht sicher was man da außer dem üblichen, braunen Klamauk aufbieten will.

- Natürlich darf auch die heilige Greta nicht fehlen. Hier böte sich eine zweite Gelegenheit noch einmal Trump zu verhöhnen. 

Aber wenn man schon aufzählt was wohl alles da sein wird, lohnt es sich auch darüber nachzudenken, was wohl eher nicht da sein wird:

- Im Düsseldorfer Rheinbad (Stichwort lokaler Bezug) hat es im letzten Sommer ziemlich extreme Ausschreitungen gegeben (was es noch harmlos ausdrückt), bei dem ein Mob aus "Jugendlichen" derart über die Strenge schlug, dass die Polizei das Problem selbst mit Dutzenden Beamten nicht lösen konnte, sondern mehrfach das Bad schließen musste. Das wird keinen Wagen geben.

- Seit Donald Trump regiert erlebt die USA einen lange nicht erlebten Wirtschaftsaufschwung. Das kann kein Thema sein.

- Deutschland ist bei denen im letzten Jahr veröffentlichten PISA Ergebnissen wieder schlechter geworden und liegt jetzt auf Platz 20 (da ist noch Platz nach unten). Das wird kein Thema werden.

- Deutschland, das Land der "Energiewende" mit den inzwischen teuersten Strompreisen der Welt, liegt, bei der Reduktion von CO2 deutlich hinter den "Bösen" aus den USA und Großbritannien. Das wird weder in Köln noch Düsseldorf ein Thema werden. 

Ja, der freche Karneval. Das Absurde daran ist nicht einmal unbedingt, dass die Staatspropaganda so widerspruchslos durch die Gegend gehupt wird. Das Absurde ist wirklich, dass man sich dabei immer noch als unglaublich aufmüpfig, alternativ und kritisch betrachtet. 

­
Llarian

© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.