wie aktuell zu vernehmen ist, möchte sich Ihr Parteifreund Frank Steffel, seines zeichens Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Finanzausschusses, bei Ihnen dafür stark machen, daß zukünftig zusammen mit den Einkommenssteuerbescheiden auch ein Dankschreiben an den Bürger versendet wird. Hierin soll dem Steuerzahler nicht nur in optisch ansprechender Weise für die eingezogene Steuerlast gedankt, sondern auch eine "Aufschlüsselung" versendet werden, für welche staatlichen Projekte seine Steuern aufgewendet werden sollen. Im Interesse einer größeren Transparenz übrigens.
Herr Minister, bitte tun Sie mir das nicht an. Eine größere Verhöhnung meiner Person als Bürger dieses Staates -und als Steuerzahler- wäre kaum vorstellbar.
Dank ist etwas, das freiwillig erfolgt, nachdem ein Mensch eine freiwillige Leistung zu jemandes Gunsten erbracht hat. Ich danke meinem Nachbarn, wenn er mir zum Feiertagsbacken mit einem Ei aushilft, und ich versuche selbstverständlich, ihm bei Gelegenheit meinerseits auszuhelfen. So funktioniert Zusammenleben auf Basis von Freiwilligkeit; das ist reziproker Altruismus.
Nun stellen Sie sich einmal vor, daß ein Einbrecher, nachdem er Sie um einen beträchtlichen Teil Ihrer Eigentumswerte erleichtert hat, nun auch noch ein Schreiben zurückließe, in dem er Ihnen für die reichen Gaben (sic!) dankte und dabei vielleicht auch noch erwähnte, daß er schließlich seinen arbeitslosen Schwager zu versorgen habe.
Die Vorstellung eines Dankschreibens für eingezogene Steuern ist genauso absurd wie die Vorstellung, daß ein steuerzahlender Bürger, der noch bei bei Trost ist, darauf erwiderte: Bitte sehr; gern geschehen; jederzeit wieder.
Auch eine Aufschlüsselung, wofür meine Steuergelder anteilig aufgewendet werden, zeitigte bei mir deutlich paradoxe Wirkungen i. S. von Übelkeit und Ärger; abgesehen davon daß es sich dabei nur um statistische Verteilungskennwerte handeln kann, um eine Information also, die ich mir über die Verteilung des Bundeshaushaltes auf die einzelnen Ressorts leicht selbst beschaffen kann. Auf diese Form der Transparenz kann ich gut verzichten.
Dabei habe ich noch mit der Gewöhnung an viel geringere Veränderungen zu kämpfen. Die Schlußformel unter dem Steuerbescheid, die vom für mich zuständigen Finanzamt vor einiger Zeit von "Hochachtungsvoll, Finanzamt" zu "Mit freundlichen Grüßen, Ihr Finanzamt" verändert worden ist, verursacht bei mir noch immer schwere Irritationen. "Hochachtungsvoll", das war stimmig gewesen; es paßte. Das war transparent gewesen. Hochachtungsvoll, das klingt nach dem berühmten Zitat des Götz von Berlichingen und beschreibt damit in idealtypischer Weise die fiskalisch-faktische Beziehung zwischen Bürger und Staat.
Seien wir doch ehrlich. Wenn der Finanzbeamte meine Einkommenssteuererklärung bearbeitet und meine Steuer veranlagt, dann empfindet er entweder gar nichts oder aber: Berlichingen; keinesfalls aber Dankbarkeit. Und wenn ich dann Tage später den Bescheid in der Hand halte, dann denke ich meinerseits: Berlichingen. Ganz ehrlich, ich fühlte mich besser, wenn die Finanzbehörden in ihrer Korrespondenz mit dem Bürger wieder zu dem grundaufrichtigen "Hochachtungsvoll" zurückkehrten.
Keinesfalls aber möchte ich zukünftig mittels "Dankschreiben" gezwungen werden, den Kakao auch noch auszuschlürfen, durch den ich zuvor gezogen worden bin. Ich bitte um wohlwollende Prüfung dieses Anliegens.
Hochachtungsvoll,
Nun stellen Sie sich einmal vor, daß ein Einbrecher, nachdem er Sie um einen beträchtlichen Teil Ihrer Eigentumswerte erleichtert hat, nun auch noch ein Schreiben zurückließe, in dem er Ihnen für die reichen Gaben (sic!) dankte und dabei vielleicht auch noch erwähnte, daß er schließlich seinen arbeitslosen Schwager zu versorgen habe.
Die Vorstellung eines Dankschreibens für eingezogene Steuern ist genauso absurd wie die Vorstellung, daß ein steuerzahlender Bürger, der noch bei bei Trost ist, darauf erwiderte: Bitte sehr; gern geschehen; jederzeit wieder.
Auch eine Aufschlüsselung, wofür meine Steuergelder anteilig aufgewendet werden, zeitigte bei mir deutlich paradoxe Wirkungen i. S. von Übelkeit und Ärger; abgesehen davon daß es sich dabei nur um statistische Verteilungskennwerte handeln kann, um eine Information also, die ich mir über die Verteilung des Bundeshaushaltes auf die einzelnen Ressorts leicht selbst beschaffen kann. Auf diese Form der Transparenz kann ich gut verzichten.
Dabei habe ich noch mit der Gewöhnung an viel geringere Veränderungen zu kämpfen. Die Schlußformel unter dem Steuerbescheid, die vom für mich zuständigen Finanzamt vor einiger Zeit von "Hochachtungsvoll, Finanzamt" zu "Mit freundlichen Grüßen, Ihr Finanzamt" verändert worden ist, verursacht bei mir noch immer schwere Irritationen. "Hochachtungsvoll", das war stimmig gewesen; es paßte. Das war transparent gewesen. Hochachtungsvoll, das klingt nach dem berühmten Zitat des Götz von Berlichingen und beschreibt damit in idealtypischer Weise die fiskalisch-faktische Beziehung zwischen Bürger und Staat.
Seien wir doch ehrlich. Wenn der Finanzbeamte meine Einkommenssteuererklärung bearbeitet und meine Steuer veranlagt, dann empfindet er entweder gar nichts oder aber: Berlichingen; keinesfalls aber Dankbarkeit. Und wenn ich dann Tage später den Bescheid in der Hand halte, dann denke ich meinerseits: Berlichingen. Ganz ehrlich, ich fühlte mich besser, wenn die Finanzbehörden in ihrer Korrespondenz mit dem Bürger wieder zu dem grundaufrichtigen "Hochachtungsvoll" zurückkehrten.
Keinesfalls aber möchte ich zukünftig mittels "Dankschreiben" gezwungen werden, den Kakao auch noch auszuschlürfen, durch den ich zuvor gezogen worden bin. Ich bitte um wohlwollende Prüfung dieses Anliegens.
Hochachtungsvoll,
Andreas Döding
© Andreas Döding. Titelvignette mir freundlicher Genehmigung (c) Stefan Klinkigt: http://www.skeyeline.de/art_aktuell.html Für Kommentare bitte hier klicken.