14. Mai 2014

Kurioses, kurz kommentiert: Als ehrlicher Makler im Gspusi-Konflikt

Bei Besuchen auf der Achse des Guten zieht man derzeit besser den Kopf ein, denn es wird scharf geschossen: Die durch eine gemeinsame Sprache getrennten Damen Monika Bittl und Silvia Meixner duellieren sich wegen eines oder besser: des Gspusis, so die korrekte Genitivform im Hochdeutschen. Wer sich die Bedeutung dieses Wortes lieber kongenial von der bairischen Wikipedia erklären lassen möchte, klicke hier. Auslöser des Konflikts war Frau Bittls Behandlung des Wortes Gspusi in ihrer Reihe „Bayerisch für Anfänger“, in deren achten Folge sie ganz diplomatisch schreibt:
Vor lauter Begeisterung für den Mann im Rock hab ich nun an der Serie „Bayerisch für Anfänger“ vorbei geschrieben und kam gar nicht mehr zum Begriff „Gspusi“ [Gschpusi]. Das ist eine mehr oder weniger heimliche Liebschaft zwischen Öffentlichkeit und Intimität, zwischen Spaß und Ernst, eine Mischung, wie es sie nur in Bayern und Österreich gibt.
Frau Meixner meldete daraufhin den österreichischen Alleinvertretungsanspruch für das den Casus Belli bildende Nomen an, was schließlich zu der kaum mehr zu überbietenden Eskalation führte, dass man sich den in Berlin inzwischen auch offiziell als Zweitwohnungsinhaber begrüßten grünen Shootingstar Anton Hofreiter gegenseitig als Gspusi an den Hals wünschte (siehe hier und hier).

Kommentar: Wir (Pluralis Auctoris) bieten hiermit unsere Dienste als Vermittler an und schlagen folgende Roadmap zur Beilegung des lexikologischen Konfliktes vor: Frau Bittl benennt ihre Serie in „Bairisch für Anfänger“ um, dann kann sich auch Frau Meixner als Wienerin nicht mehr ausgeschlossen fühlen. Denn als solche spricht sie ja von Hause aus einen bairischen Dialekt, wenn auch nach dem salomonischen Verdikt der deutschen Wikipedia eine „mittelbairische Sondermundart“ (Hervorhebung Noricus). Wien ist ja grundsätzlich anders.

Frau Bittl dürfte die Neubezeichnung ihrer Kolumne in ihrer publizistischen Freiheit nicht allzu sehr einschränken, denn die Krampfhenna, der Schmarrnbene, die fade Nockn, die Kirchenrutschen, der Spruchbeutel, das Gscheiterl und das Verklaghaferl, sollten sie zufällig auch bei den Schwaben und Franken in Gebrauch stehen, gehören doch zweifellos zum typischen Vokabular des Altbayern und mithin zum Bairischen. Will heißen: Dem Götzen des weiß-blauen Regionalproporzes hat sich Frau Bittl bislang ohnehin nicht verschrieben. Wem das hinsichtlich des Unterschieds zwischen bairisch und bayerisch noch zu wenig an Erläuterungen ist, der lasse sich vom Wald-Blog aufklären.

Frau Meixner mag bedenken, dass die Sprache ein Gut ist, das der eine nicht verliert, wenn es sich der andere aneignet. Bei einem Gspusi ist das bekanntlich nicht so. Wenn es mit dem einen zugange ist, kann es sich dem anderen nicht widmen, es sei denn … aber solche Gedanken haben in einem niveauvollen Blog nichts zu suchen.

Ach, werte Damen, haben Sie denn im Wonnemonat Mai nichts Besseres zu tun, als sich über das Eigentum an einem frivolen Substantiv zu streiten? Man könnte doch vielmehr den Frühlingsgefühlen freien Lauf lassen und ein Gspusi anfangen (oder zumindest davon träumen). Zu diesem Behufe darf es durchaus auch ein Grüner sein, denn seit der Schlussszene von Manche mögen’s heiß wissen wir ja: „Niemand ist vollkommen.“

Noricus


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