28. März 2012

Geistige Armut

Wieder einmal ein interessantes Beispiel, wie deutscher "Qualitätsjournalismus" Propagandaschlagzeilen fabriziert.

Da droht also angeblich Millionen von Frauen die Altersarmut. Und warum? Weil sie derzeit einen 400-Euro-Job ausüben. Und weil ein Mini-Job natürlich auch nur Mini-Rentenansprüche generiert. Was aber nun die Journaille entweder nicht versteht - oder nicht verstehen will, um mal wieder skandalisieren zu können.

Die fragliche Berechnung konstruiert ein Beispiel, in dem eine Frau ihr ganzes Erwerbsleben lang nur einen Mini-Job ausgeübt hat. Und wenn das ihre einzige Einkommensquelle gewesen wäre, dann bekäme sie als Rente 140 Euro im Monat. Und das ist natürlich nicht viel. Davon kann man auch nicht leben.

Aber auch ein Mini-Job ist eben nur ein Nebenverdienst. Auch von dem kann man nicht leben, soll man auch nicht. Üblicherweise hat frau neben einem 400-Euro-Job noch andere Tätigkeiten (als Angestellte, als Selbständige, als Studentin - oder als Hausfrau und Mutter). Und entsprechend hat man neben den 400 Euro auch andere Geldquellen - und die führen meist auch zu zusätzlichen Rentenansprüchen. Aus einer Mini-Job-Tätigkeit auf Altersarmut hochzurechnen ist absurd.

Natürlich gibt es auch Fälle, wo es keine weitere Einnahmequellen gibt. Und dann springt der Staat ein, über Hartz IV oder diverse andere Hilfsmaßnahmen.
Und wenn jemand sein Leben lang nur von Mini-Jobs und staatlicher Hilfe gelebt hat - dann gibt es eben auch im Alter neben der Mini-Rente staatliche Unterstützung.

Daran ist überhaupt nichts Skandalöses, sondern das beweist einen funktionierenden Sozialstaat.
Und übrigens gelten dieselben Regeln und Berechnungen auch für Männer. Aber Männerarmut scheint nicht denselben Schlagzeilenwert zu haben wie Frauenarmut ...
R.A.



© R.A.. Für Kommentare bitte hier klicken.