Die Katholiken wollen immer recht haben, die Protestanten immer schuldig sein. Diese Sehnsucht nach Schuldigkeit ist für viele eine besondere Steigerung des Wohlbefindens.
Kommentar: Herzog, als Protestant im katholischen Landshut aufgewachsen und einst Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der Union, sollte es wissen.
Und er hat ja Recht: Das Schuldigsein ist ein zentrales Motiv des Protestantismus (siehe Zum Reformationstag: Mein Luther; ZR vom 31. 10. 2006). Man kann darunter leiden; man kann sich davon emanzipieren; oder man kann das machen, was Herzog nennt: Sich im Schuldigsein wohlfühlen; sich darin einrichten, es genießen.
Unsere heutige Staatsreligion, der Ökologismus, illustriert das vortrefflich. Gut ist "die Natur", schlecht "der Mensch". Aber indem er sich der Natur zuwendet, die ihr zugefügten Wunden heilt, ihre Gaben entgegennimmt, kurz "im Einklang mit der Natur" lebt, kann er sein Schuldigsein ins Genußvolle wenden.
Das ist eine Frage der, sagen wir, seelischen Ökonomie. Mit Vernunft und rationalem Verhalten hat es wenig zu tun (siehe "Ökofimmel". Ökologismus-Kritik innerhalb des Ökologismus; ZR vom 13. 3. 2012). Zumal dann, wenn der weitere Genuß hinzutritt, anderen ihr Schuldigsein anzukreiden.
Die heutige Bundesrepublik unterscheidet sich von derjenigen der Adenauerzeit eben auch darin, daß sie nicht mehr katholisch, sondern protestantisch geprägt ist. Oder genauer: Daß sie zunehmend von jener neuheidnischen Naturreligion dominiert wird, die ein entarteter Abkömmling der protestantischen Sicht auf die Welt und den Menschen ist.
Was Herzogs Interview angeht: Man findet ihn dort so, wie man ihn kennt. Witzig, lebensklug, pragmatisch. Ein Beispiel ist sein Kommentar zu Guttenberg:
Roman Herzog in einem Interview mit Daniel Friedrich Sturm und Dagmar von Taube, zu lesen bei "Welt-Online".
Kommentar: Herzog, als Protestant im katholischen Landshut aufgewachsen und einst Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der Union, sollte es wissen.
Und er hat ja Recht: Das Schuldigsein ist ein zentrales Motiv des Protestantismus (siehe Zum Reformationstag: Mein Luther; ZR vom 31. 10. 2006). Man kann darunter leiden; man kann sich davon emanzipieren; oder man kann das machen, was Herzog nennt: Sich im Schuldigsein wohlfühlen; sich darin einrichten, es genießen.
Unsere heutige Staatsreligion, der Ökologismus, illustriert das vortrefflich. Gut ist "die Natur", schlecht "der Mensch". Aber indem er sich der Natur zuwendet, die ihr zugefügten Wunden heilt, ihre Gaben entgegennimmt, kurz "im Einklang mit der Natur" lebt, kann er sein Schuldigsein ins Genußvolle wenden.
Das ist eine Frage der, sagen wir, seelischen Ökonomie. Mit Vernunft und rationalem Verhalten hat es wenig zu tun (siehe "Ökofimmel". Ökologismus-Kritik innerhalb des Ökologismus; ZR vom 13. 3. 2012). Zumal dann, wenn der weitere Genuß hinzutritt, anderen ihr Schuldigsein anzukreiden.
Die heutige Bundesrepublik unterscheidet sich von derjenigen der Adenauerzeit eben auch darin, daß sie nicht mehr katholisch, sondern protestantisch geprägt ist. Oder genauer: Daß sie zunehmend von jener neuheidnischen Naturreligion dominiert wird, die ein entarteter Abkömmling der protestantischen Sicht auf die Welt und den Menschen ist.
Was Herzogs Interview angeht: Man findet ihn dort so, wie man ihn kennt. Witzig, lebensklug, pragmatisch. Ein Beispiel ist sein Kommentar zu Guttenberg:
Welt Online: Was hätte der Doktorvater Professor Dr. Roman Herzog eigentlich zu der Guttenberg-Causa gesagt?Übrigens kann man den Fall Guttenberg wie auch den Fall Wulff ja auch so sehen, daß zwei Katholiken rigorosen protestantischen Moralvorstellungen zum Opfer fielen. Beide haben sich durch öffentliche Reuebekenntnisse zu retten versucht, die bei vielen Katholiken auf Verständnis gestoßen sein mögen, die auf Protestanten aber nur theatralisch wirkten.
Herzog: Ich hätte einem Doktoranden, der mir fast 500 Seiten abliefert, gesagt, er soll wieder nach Hause gehen und mir 150 draus machen.
Zettel
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