Helmut Kohl ist heute im Alter von 87 Jahren gestorben.
Er war der erste
Bundeskanzler, dessen Amtszeit der Verfasser dieser Zeilen voll und ganz
miterlebt hat. Und er war der letzte Vertreter der rheinischen CDU, also einer katholisch-konservativen,
aber gerade nicht nationalistischen, sondern der Westbindung und der
europäischen Integration verschriebenen Partei.
Diese rheinische CDU gibt es nicht mehr. Angela Merkel hat sie ebenso beseitigt, wie sie die staatsmännische Karriere ihres politischen Ziehvaters beendet hat. Die CDU gibt heute zwar noch Lippenbekenntnisse zur Westbindung und zur europäischen Integration ab. Doch Merkel ist keine Transatlantikerin, keine Unionistin. Sie hat deutsche Sonderwege wieder salonfähig gemacht, zum Schaden des Landes und des Kontinents. Sie hat die CDU in ein sozialdemokratisches Nirgendwo geführt – und damit das Vermächtnis Kohls im Wind zerstreut.
Zu Beginn seiner Kanzlerschaft
als „Birne“ verspottet, wuchs Kohl während seiner Amtszeit zum Architekten der
deutschen Wiedervereinigung und des Hauses Europa. Zum Schluss seiner Amtszeit wurde
der Pfälzer zum Symbol für den seinerzeit viel zitierten innenpolitischen
Reformstau. Mit Schröder kam eine Wende in der Außen- und Europapolitik, die –
wie Merkels Fortsetzung derselben zeigt – weniger parteiabhängig als
generationenbedingt zu sein scheint.
Helmut Kohl war nie ein
Publikumsliebling. Eine Heiligsprechung, wie sie seine Schülerin Merkel im
Herbst 2015 erfahren hat, wurde ihm nie zuteil. Auch der Verfasser dieser
Zeilen hatte immer ein ambivalentes Verhältnis zum Langzeitkanzler. Doch
angesichts des außen- und europapolitischen Porzellans, das Schröder und Merkel
zerbrochen haben, ist ihm klar geworden, wo Kohls Qualitäten lagen.
Noricus
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