姚蘇蓉 - 給我一杯愛的咖啡 / "Gěi wǒ yībēi ài de kāfēi "
给我一杯爱的咖啡,纵然喝醉也不怪你。
我要带着三分醉意,访问一下爱的禁地。
给我一杯爱的咖啡,纵然喝醉也不怪你。
我要带着三分醉意,探视一下爱的神秘。
咖啡是甜是苦,我都不介意,我需要的是鼓励鼓励。
咖啡是冷是热,我都不嫌弃,我寻求的是刺激刺激。
给我一杯爱的咖啡,纵然喝醉也不怪你。
我要带着三分醉意,探视一下爱的神秘。
咖啡是甜是苦,我都不介意,我需要的是鼓励鼓励。
咖啡是冷是热,我都不嫌弃,我寻求的是刺激刺激。
给我一杯爱的咖啡,纵然喝醉也不怪你。
我要带着三分醉意,探视一下爱的神秘。
Gěi wǒ yībēi ài de kāfēi, zòngrán hē zuì yě bù guài nǐ.
Wǒ yào dài zháo sān fēn zuìyì, fǎngwèn yīxià ài de jìndì.
Gěi wǒ yībēi ài de kāfēi, zòngrán hē zuì yě bù guài nǐ.
Wǒ yào dài zháo sān fēn zuìyì, tànshì yīxià ài de shénmì.
Kāfēi shì lěng shì rè, wǒ dū bù xù jièyì, wǒ xūyào de shì gǔlì gǔlì.
Kāfēi shì tián shì kǔ, wǒ dū biánqì, wǒ xúnqiú de shì cìjī cìjī.
Gěi wǒ yībēi ài de kāfēi, zòngrán hē zuì yě bù guài nǐ.
Wǒ yào dài zháo sān fēn zuìyì, tànshì yīxià ài de shénmì.
Kāfēi shì tián shì kǔ, wǒ dū bù jièyì, wǒ xūyào de shì gǔlì gǔlì.
Kāfēi shì lěng shì rè, wǒ dū bù xiánqì, wǒ xúnqiú de shì cìjī cìjī.
Gěi wǒ yībēi ài de kāfēi, zòngrán hē zuì yě bù guài nǐ.
Wǒ yào dài zháo sān fēn zuìyì, tànshì yīxià ài de shénmì.
Yao Surong - "Gib mir eine Kasse von dem Kaffee, den ich liebe" (Text: Lin Qi, Musik: Xian Hua)
Gib mir eine Tasse von dem Kaffee, den ich liebe.
Selbst wenn er zu stark ist - ich nehm es nicht übel.
Gib mir eine Tasse von dem Kaffee, den ich liebe.
Ich will fortgetragen werden. Ich möchte dieses Geheimnis kennen.
Kaffee, kalt oder heiß - das ist mir egal: ich möchte den Mut, den er mir gibt. (*)
Kaffee, süß oder bitter - das ist gleich: ich brauche den Kick (*)
Gib mir eine Tasse von dem Kaffee, den ich liebe.
Selbst wenn er zu stark ist - ich nehm das nicht übel.
Ich will fortgetragen werden. Ich möchte dieses Geheimnis kennenlernen.
Kaffee, kalt oder heiß (Kāfēi shì lěng shì rè) - das ist egal: ich möchte den Mut, den er mir gibt.
Kaffee, süß oder bitter - das ist mir gleich: ich brauche den Kick
Gib mir eine Tasse von dem Kaffee, den ich liebe.
Selbst wenn er zu stark ist - ich nehm es nicht übel.
(*die Reduplikationen bei 鼓励鼓励/gǔlì gǔlì bzw. 刺激刺激/cìjī cìjī sind als adverbiale Verstärkung zu sehen.)
Yao Surong, die 1945 auf dem Festland geboren wurde und deren Karriere als Sängerin in Taiwan 1966 nach dem Sieg bei einem Rundfunkwettbewerb begann, nahm diese Version des Liedes zwei Jahre später für ihre Langspielplatte 臨別的一笑 / línbié de yīxiào (Lächeln zum Abschied) auf. Der Refrain ist doppelbödig gebaut: zum einen als wörtliche Liebeserklärung an das geliebte Getränk, zum anderen als eine Bitte um Liebe, die "das lyrische Ich" (eine Instanz, die das Chinesische freilich ebensowenig kennt wie die Poesien so unlyrischer Literaturen wie die Englands oder Frankreichs) als Lebenselixier so sehr braucht wie Kaffee.
Es liegt für den Referenten eine hübsche kleine Symmetrie in der Tatsache, daß im Chinesischen das zweitbeliebteste Getränk mit dem meistgebrauchten Lehnwort in dieser Sprache - eben 咖啡, kāfēi - bezeichnet wird, während im Gegenzug die Lautung für den umgekehrten Export in allen anderen Weltsprachen die gebräuchlichste sprachliche Entlehnung aus dem Chinesischen darstellt. Wobei sich hier die Wege des Kulturkontaktes bis heute in einer lautlichen Zweiteilung niederschlagen. Der Seekontakt mit den frühen europäischen Kolonialmächten Portugal, Holland, England und den Ländern, die von deren Exporten profitierten, zeigt sich in den Vokabeln tea, thé, Tee. Hier hat sich der Lautstand des Kantonesischen gehalten, das in Südchina und den angrenzenden Bereichen wie Malaysia und Indonesien gesprochen wurde, mit denen die europäischen Seefahrer zuerst in Kontakt kamen. Völker, die das durch den Transport entlang der alten Ost-West-Überlandrouten entlang der Seidenstraßen kennenlernten, haben dagegen die Variante des Mandarin übernommen: im Türkischen etwa çay oder das gleichlautende russische чай. Am sinnfälligsten zeigt sich der Kontrast zu der härteren Enunziation des Kantonesischen (Linguisten als Anlautverhärtung geläufig) im Gegensatz Beijing/Peking. Auch hier entspricht die "moderne" Variante dem lokal gesprochenen Mandarin, während die "traditionelle" den kantonesischen Lautstand reproduziert: Peck-Kin (mit ausgesprochen "hartem", unaspiriertem Anlaut und Kurzvokalen). Auch die Variante Nanking/Nanjing erklärt sich daraus. Wobei das 北, běi, die Hauptstadt, 京, jīng, des Nordens bezeichnet, im Gegensatz zur südlichen Hauptstadt, eben Nanjing, Die westliche Hauptstadt, 西京, Xijing, firmiert heute als Xi'an. Die "östliche Hauptstadt", 东京, Dongjing, ist uns allerdings eher unter ihrer lokalen Ortsbezeichnung Tokyo geläufig. (Um beim anlaßlosen Vokabelrepetieren zu bleiben: auf diese Weise wird auch der Bär, xióng, 熊 zu seiner weißen Nord-Variante: 北熊, běi xióng. Xióngmāo, 熊猫, wörtlich die Bärenkatze, ist freilich weder Katze noch Bär, sondern das chinesische Wappen- und Symboltier von klotziger Knuffigkeit sowie jener legendären Begriffsstutzigkeit, die sie, relata refero, sogar zu *jenem*, nämlich der Arterhaltung, zu dusslich daherkommen läßt. Was ihnen gegenüber anderer Konkurrenz in dieser Fächerkombination, namentlich Koalas und Wombats, die pole position (die bamboo pole position?) beim überindividuellen, speziesweiten Darwin Award sichern dürfte.)
Zurück zum Kaffee in China. 马伯庸, Ma Boyong, 1980 geboren und einer der aufsteigenden Sterne unter den neuen chinesischen SF-Autoren, hat sich vor ein paar Jahren den Spaß gemacht, die Kulturgeschichte Chinas als literarisches Gedankenexperiment, als Alternativgeschichte, dahingehend umzustricken, daß nicht der indische Import Tee, sondern der Kaffee zum bestimmenden Faktor wird. Allerdings nicht in einer seiner bislang ein gutes Dutzend Titel umfassenden Buchveröffentlichungen, wie es Ken Lius kurze Vorstellung in seiner im letzten Jahr erschienenen Anthologie chinesischer Science Fiction, Invisible Planets, nahelegt ("The ease with which Ma marshals his encyclopedic knowledge of Chinese history and traditions also makes it a challenge to translate his most interesting works. For example, he has written an imaginative history of coffee in China that applies the conventions of China's rich millenia-long tea culture to coffee, as well as a wuxia novella featuring Joan of Arc, in which the tropes and expectations of wuxia are mapped to medieval Europe. These stories are extremely entertaining for the reader with the right cultural context, and shed light on the genres and sources Ma plays with, but would be nigh impenetrable for a reader in translation without extensive footnotes." S. 151), sondern als Folge von Einträgen im täglichen Netztagebuch des Netzauskunft-Dienstes Zhihu im Juli 2015 (bei Zhihu handelt es sich freilich, das sei zugegeben, um eine größere Hausnummer als bei diesem Blog oder auch der Achse des Guten. Pro Monat werden dort rund 250 Millionen Seitenabfragen registriert): 南方有嘉苏——咖啡在中国的假想历史 - "Auszüge aus der imaginären Geschichte des Kaffees in China", vom Juli 2015 (Nr. 1775, No. 1780).
Beim Lied von der Bitte um eine Tasse Kaffee - bei dem man sich durchaus vorstellen möchte, daß das, unter den richtigen Umständen als Mem, ganz im Sinne der Beispiele, mit denen Richard Dawkins vor vierzig Jahren seine Vorstellung des "zweiten Replikators" illustrierte, unter die hiesigen Hörer gebracht, das Zeug zu einem Sommerhit haben könnte - handelt es sich, kein Wunder angesichts seiner offenkundigen Ohrwurmqualitäten, um einen kleinen Klassiker der chinesischen Popmusik. Hier ist die Version von Chang Lu (张露, 1932-2009):
Und hier eine Fassung aus den späten achtziger Jahren, gesungen von Ye Kou (dem nom de scène von Chen Yi Lin (geb. 1959), unter dem sie ihre Gesangskarriere zwischen 1986 und 1990 bestritt, bevor sie sie aus Gesundheitsgründen aufgab. Bekannt wurde sie seitdem in anderem Zusammenhang 2013, als sie als Erste(r) überhaupt nach dem Abschluß ihres Medizinsstudiums die Notengebung durch die staatliche Beijinger Kommission vor Gericht erfolgreich anfocht):
Und schließlich die Urfassung, die allererste Einspielung, aus dem Jahr 1967 (womit wir beim Rubrum "Zeitmarke" wären), aufgenommen von Rebecca Pan für ihre LP Essence of Love (ja, die Platte trägt einen englischen Titel):
Eine ebenso hübsche Ironnie liegt nun in dem Faktum, daß es ausgerechnet China beschieden war, das akustische Signaturstück zu liefern, das man fortan mit dem aufgebrühten Bohnenextrakt in Verbindung bringen sollte. Die westlichen Varianten, von Jazz über Rock bis Pop pendelnd, haben sich hier doch einigermaßen bedeckt gehalten. (Der Zyniker merkt an, das könne dem Umstand geschuldet sein, daß es sich dabei um keine Rauschdroge handelt.) Die Obskurität, die den beiden großen Kaffeesongs des Westens (nach dem unmaßgeblichen Urteil des Referenten) eignet, gibt andererseits auch die Rechtfertigung ab, im Rahmen dieser musikalischen Kaffeefahrt auf sie zu verweisen: zum einen auf Ella Mae Morses "Forty Cups of Coffee" von 1953
und sodann Rick Dankos "Java Blues" vom einzigen Soloalbum von 1977, das der Guitarrist der legendären Combo The Band nach deren "Letzten Walzer" im San Franciscaner Fillmore West einspielte.
Und natürlich bleibt für die Hiesigen der Hinweis auf Carl Gottlieb Herings (1766-1853) "Kaffee-Kantate". Aber zum einen begibt man sich damit ohne Not aufs Schußfeld des Politisch Inkriminierten, und zum Zweiten rockt das nun wirklich nicht. And it don't mean a thing if it ain't got that swing.
Ulrich Elkmann
© Ulrich Elkmann. Für Kommentare bitte hier klicken.