2. Februar 2007

Randbemerkung: Handball? Ach was - ich schreibe jetzt über Fußball

"Schier aus dem Häuschen" war gestern Abend, laut Meldung der "Tagesthemen", wer? Der Bundespräsident Köhler, bisher nicht eben für Zustände der Exaltiertheit bekannt.

Und warum? Weil eine Sportmannschaft gewonnen hat; unsere deutschen Handballer. Deutschland im Finale!, das war der Aufmacher der "Tagesthemen".

Das Sommermärchen, so scheint es, hatte bei all der kollektiven Freude doch noch das hinterlassen, was Kurt Lewin ein "gespanntes System" nannte. Ein Weg auf den Gipfel war es gewesen, der aber ein paar Meter unterhalb des Gipfels geendet hatte. Der Job war nicht zu Ende gebracht worden. Das zieht, sagte Lewin, eine "Tendenz zur Wiederaufnahme" nach sich.

Jetzt bietet sich uns dazu die Gelegenheit. Wenn auch verschoben auf eine andere Sportart, nicht so populär wie der Fußball. Aber immerhin. Wir erleben eine Wiederaufnahme des deutschen Rauschs im Sommer 2006.

Ich kann aber leider mit dem Handball wenig anfangen. Dieses ewige Hin und Her, diese ständigen Tore. Also schreibe ich jetzt, sozusagen antizyklisch, etwas zum Fußball. Eine Randbemerkung; oder, genauer, zwei.



Die erste betrifft das aktuelle Trainerkarussel. Heynckes tritt still ab von der Bühne, nach mißglücktem Comeback. Doll erwischt es nach langem, mit großer Geduld ertragenem Mißerfolg. Magath trifft es plötzlich und unerwartet.

Nun kommen die Neuen, die die Alten sind; jedenfalls in München und in Hamburg. Werden sie Erfolg haben? Ja, mit großer Wahrscheinlichkeit.

Für Wahrscheinlichkeiten ist die mathematische Wahrscheinlichkeits- Rechnung zuständig, und die mathematische Statistik. Sie sagt uns, daß es wahrscheinlich nach dem Trainerwechsel in allen drei Vereinen zu einer Verbesserung des Tabellenplatzes kommen wird.

Ganz unabhängig davon, ob Hitzfeld in München, ob Magath in Hamburg, ob wer auch immer in Mönchengladbach ein Motivationswunder schaffen, ob sie mit neuen Taktiken Erfolge erreichen werden.

Denn der "Effekt" eines Trainerwechsels ist ein klassisches Beispiel für das, was in der mathematischen Statistik die "Regression zur Mitte" heißt. Was das genau ist, kann man in dem verlinkten, guten Wikipedia- Artikel nachlesen. Ich will es an einem Beispiel erläutern, oder vielmehr an einer Einladung.



Ich lade Sie ein, falls Sie Lust und ein wenig Zeit haben, mit einem Würfel den Weg eines Vereins in der Tabelle zu simulieren. Wir wollen annehmen, daß er bei Beginn unseres kleinen Experiments etwa in der Mitte steht, auf Platz 9.

Würfeln Sie eine 1 oder 2, dann hat er gesiegt und rückt (so einfach wollen wir es uns machen) um einen Tabellenplatz nach oben. Würfeln Sie eine 3 oder 4, dann bleibt er auf seinem Platz. Wenn Sie eine 5 oder 6 würfeln, dann rutscht er um einen Tabellenplatz ab.

Spielen Sie nun dieses kleine Simulationsspiel, indem Sie immer mit der rechten Hand würfeln. Das simuliert den Trainer bei Saisonbeginn - Magath in München, Doll in Hamburg usw. Spielen Sie das Spiel so lange, bis Ihr Verein auf Platz 15 steht. Irgenwann wird das der Fall sein - vielleicht bald, vielleicht müssen Sie auch etwas Geduld haben.

Das Abrutschen auf Platz 15 bewirkt einen Trainerwechsel. Sie würfeln also ab jetzt mit der linken Hand. Spielen Sie noch einmal so viele Spiele, wie es bis zum Erreichen von Platz 15 gedauert hat. Auf welchem Platz stehen Sie?

Sehr wahrscheinlich auf einem besseren Platz als 15. Der Trainerwechsel - der Wechsel der würfelnden Hand - hat geholfen.



Meine zweite Randbemerkung geht noch einmal zum Handball und zum Fußball, im Vergleich. Der Fußball ist meines Erachtens zu Recht der weltweit beliebteste Mannschaftssport. Er ist es, weil er in vielerlei Hinsicht vermutlich das Optimale dessen bietet, was man von einem solchen Sport erwarten kann.

Aber das brauche ich nicht aufzuschreiben. Ich habe das letzten Sommer getan, als das Fußballfieber groß, dieser Blog aber noch winzig klein gewesen ist, erst ein paar Tage alt und kaum gelesen. Deshalb erlaube ich mir einfach ein Selbstzitat, den Verweis auf diesen Beitrag von Anfang Juni 2006