18. April 2021

Das große Fressen. Ein Gedankensplitter zum Corona Bauch.

Frage an den eingesperrten Leser: Haben Sie heute schon gegessen? Und wieviel haben Sie sich bewegt? Und haben Sie jetzt schon ein schlechtes Gewissen, weil ich Ihnen nur zwei Fragen gestellt habe?

Das wir alle, einzeln aber auch insgesamt und als Gesellschaft, zuviel essen, ist kein Geheimnis. Kalorien sind billig, Zucker ist billig, Fett ist billig, Süßigkeiten sind billig und Gemüse ist zwar auch billig, schmeckt aber natürlich nicht halb so gut wie eine Tafel Schokolade (ja, ich weiß, Llarian erzählt mal wieder Binsen...). Prinzipiell ist das Aufnehmen von zu vielen Kalorien alleine noch nicht das große Problem. Wenn der Mensch sie auch verbraucht. Jemand, der auf dem Bau arbeitet, kann auch schon mal ein zweites Frühstück vertragen, wenn er denn ordentlich ranklotzt. Wenn er auf dem Bau arbeitet. Da ist es dauernd, dieses böse wenn. 

­Die meisten arbeiten nicht auf dem Bau. Sie arbeiten im Büro an einem Schreibtisch. Und seit neuestem ist dieser Schreibtisch immer öfter nur 10 oder 20 Meter vom Bett entfernt. Das sorgt nicht gerade für viel Bewegung. Dafür ist der Kühlschrank und der Küchenschrank mit der bösen Schokolade umso näher. 
Kein Problem, denkt sich der Mensch, ich kann ja Sport treiben. Oder eben auch nicht. Denn die Sportvereine sind dummerweise zu. Und sie bleiben auch zu, zumindest so lange es nach der Frau Bundeskanzler und ihren Zuarbeitern geht, die, wir wollen nicht zu böse formulieren, vielleicht auch das eine oder andere Gewichtsproblem haben.

Das führt dann am Ende zu dem, was wir inzwischen liebevoll als Corona-Wampe bezeichnen. Die gar nicht mal so klein ist. Verlässliche Zahlen gibt es nicht, aber einige Umfragen deuten darauf hin, dass jeder zweite erwachsene Deutsche im letzten halben Jahr gut fünf Kilo zugelegt hat. Man könnte sagen, die Bevölkerung eifert ihren Ministern nach. 

Bis hierher war lustig. Jetzt wirds unlustig. Denn das, was Helge Braun und Peter Altmaier als prominente Mitglieder des deutschen Staatswesens da vorleben, nennt sich Adipositas und ist eine der tödlichsten Krankheiten, die Mensch haben kann. Selbst im Corona Jahr 2020, als gut 40.000 Menschen mit (nicht unbedingt an) Corona verstorben sind, starben mehr als 20 mal so viele Menschen an natürlichen Todesursachen. Die wichtigsten dabei sind Herz-/Kreislauferkrankungen und die wiederum sind massiv mit dem Körpergewicht eines Menschen korreliert. Übergewicht tötet. Und das, mit Ausnahmen, sehr zuverlässig.

Jetzt hören sich fünf Kilo nicht nach viel an. Zumal es ja nur jeden zweiten betreffen soll. Aber das ist eine ganze Menge. Wird dieses Gewicht beibehalten, kostet es statistisch etwas mehr als 10 Monate der Lebenszeit. Machen wir ein paar Milchmädchenrechnungen damit.

In Deutschland leben so um die 67 Millionen Erwachsene. Wenn jeder zweite davon 10 Monate verlöre, so verlören die Deutschen damit ungefähr 28 Millionen Lebensjahre. 
Jetzt behält natürlich nicht jeder seine Wampe. Nehmen wir einfach mal an, nur jeder vierte würde sie behalten (wer meint, es sei so einfach 5 Kilo wieder los zu werden, der darf sich gerne mal mit einem Ex-Raucher unterhalten, wie gut der es geschafft hat, die nach dem Aufhören angefutterten Kilos wieder los zu werden. Daran scheitert vielleicht keine Mehrheit, aber doch eine gewaltige Menge. Die meisten Ex-Raucher werden das Polster eben nicht danach wieder los.). 
Wenn es bei dem Viertel bleibt werden daraus dann sieben Millionen Lebensjahre. Jetzt betrachten wir die "Corona-Katastrophe". Nach der (reichlich abwegigen) Meinung einiger Experten hat jedes Corona-Opfer noch statistisch neun Jahre zu leben gehabt. Das Corona vielleicht vor allem die tötet, die ohnehin nicht allzu gesund sind, hat sich da noch nicht rumgesprochen. Aber nehmen wir die neun Jahre, wir machen ja eine Milchmädchenrechnung. Bis jetzt haben wir offiziell gut 80.000 Corona-Tote. Die verlorene Lebenserwartung liegt damit bei 720.000 Lebensjahren, also einem Zehntel der oben berechneten Menge. D.h. der Verlust an Leben durch den Lockdown ist alleine durch die Zunahme an Übergewicht um den Faktor 10 höher als die in den Medien erklärte Katastrophe von Corona. Das berücksichtigt keine wirtschaftlichen Folgen, keine Selbstmorde, keine Depressionen, rein nur die Gewichtszunahme. Und natürlich die Prämisse, dass ein Viertel aller Menschen das Übergewicht nicht wieder los wird.  

Eine gute Idee umhin von der Frau Bundeskanzler den Lockdown noch zu verlängern. Auf das wir alle so aussehen mögen wie ihr Beraterstab. Aber lassen Sie uns noch weiter Milchmädchenrechnen, es macht gerade so viel Spaß. Denn Onkel Söder (Sie wissen schon, der große Mann aus Bayern, der gerne Kanzler und Polizeistaatschef werden möchte) hat uns ja im letzten Jahr erklärt wie viele Flugzeuge mit Corona-Toten pro Tag abstürzen. Nehmen wir wieder die Zahlen. Der zweite Lockdown dauert nun nicht ganz 6 Monate. D.h. von obigen Zahlen ausgehend haben wir bis dato pro Monat Lockdown etwa 1.200.000 Lebensjahre verloren. Wenn der durchschnittliche Mensch 40 Jahre alt ist und noch 40 Jahre Lebenserwartung vor sich hat, dann sind das 30.000 Menschenleben. Pro Monat. Somit pro Tag 1000. Das sind drei Maschinen, Herr Söder. Mit Menschen die 40 sind. Nicht 82. Rein durch Verfettung. Und im Unterschied sterben sie nicht mit sondern tatsächlich an der Verfettung. Zumindest in der Statistik.

Und natürlich sind diese Zahlen irgendwo Blendwerk. Es sind vermutlich nicht genau 5 Kilo, Und es ist auch nicht jeder zweite. Und vielleicht schaffen es auch vier von fünf sich alles wieder runterzuhungern oder zu sporteln. Aber die grundsätzliche Thematik ist dermaßen extrem in ihren Ausmaßen, dass es auf die Nachkommastelle nicht ankommt. Der Lockdown tötet statistisch weit, weit mehr Menschen, als es Corona bis dato tut. Selbst wenn Corona ein vielfaches der bisher unterstellten 80.000 Toten verursachen würden, wären wir immer noch ohne Lockdown deutlich besser dran als vorher. Selbst bei einer unvorstellbar hohen Zahl von 800.000 Toten, und damit wäre Corona ein tödlichere Seuche als jede andere in den letzten 300 Jahren, Pocken, Masern und spanische Grippe inklusive, wären wir in der selben Größenordnung was der Lockdown uns antut. Aber das schlimmste an diesem Blendwerk ist, dass es nicht einmal diskutiert wird. Es findet nicht beim Krisengipfel des Kanzleramtes statt, nicht im Bundestag, nicht in der Bund-Länder-Konferenz, es findet, wenn überhaupt, in der Brigitte statt. 

Reicht nicht? Stimmt. Reicht tatsächlich nicht. Denn die wichtigste und verletzlichste Gruppe habe ich bis hierhin ausgelassen. Die Kinder. Kinder haben die Eigenschaft, dass sie viel essen, weil sie eben auch wachsen. Und oftmals das falsche. Nicht zuletzt deswegen gibt es Schulkantinen, damit viele Kinder wenigsten einmal am Tag auch was gesundes essen. Wenn die Kinder nicht zur Schule gehen (weil Mama Merkel meint, das sei viel zu gefährlich und es sie am Ende auch nicht kratzt), nicht zum Sport gehen (weil Karl Lauterbach meint, das gehe nicht, er hat ja Erfahrung mit Kindern), sich auch nicht besuchen können, weil sie eh nicht zusammen spielen dürfen (weil Christian Drosten das für wichtig hält), dann sitzen die im Allgemeinen zu Hause vor der Playstation. Was sollen sie auch sonst den ganzen Tag tun? Spielen ist nicht. Sport ist nicht. Schwimmen ist nicht. Rumhängen ist nicht. Sie sitzen und bewegen allenfalls ihre Finger. Und essen was auf den Tisch kommt. Und verfetten. Und wie. Und jetzt mache sich keiner die Illusion, dass gerade diese Kilos so schnell wieder verschwinden. Wenn Kinder ihren Sport verlieren, weil er nicht mehr regelmäßig stattfindet, wenn sie nicht mehr über den Schulhof tollen, wenn sie nicht mehr gemeinsam Unsinn im Wald oder auf der Straße machen, dann fangen die damit auch nicht unbedingt wieder an. Denn jetzt ist die Playstation der Chef. Das Fenster Jugendliche und Kinder von Sport zu begeistern, von Bewegung, von ihrem Körper, ist weit kleiner als viele meinen. Die Verfettung der Bevölkerung der letzten Jahrzehnte, ganz unabhängig von Corona, findet ihren Anfang vielfach da, das schon Kinder nicht gelernt haben, wie man sich richtig und regelmäßig bewegt. Und das Fenster bleibt bei vielen, wenn es einmal geschlossen ist, in der Regel auch zu. Es entsteht der klassische Teufelskreis: Ich bewege mich nicht, darum werde ich dick und darum habe ich auch keine Lust mich zu bewegen. Wie viele Lebensjahre werden hier verloren gehen? 

An der deutschen Corona Politik kotzt mich vieles an. Das habe ich schon etliche Male geschrieben und meine Wut auch deutlich geschildert. Aber es ist genau dieser Part, der mich wohl am meisten abstößt und der mich Menschen wie Merkel, Braun oder Lauterbach aufs Tiefste verachten lässt. Die größten Opfer der Lockdown-Politik sind die Kinder. Sie spielen in den ganzen Überlegungen der Politkamorra nicht die geringste Rolle, sie werden als Seuchenträger gesehen, als willige Befehlsempfänger, die gefälligst alles zu tun haben, um die Sicherheit der Erwachsenen nicht zu gefährden. Das sie dabei kaputt gehen, nichts lernen, depressiv werden, ihre Lebensfreude verlieren, ihre Gesundheit und ihre Perspektiven, das juckt von den Corona-Panikern keinen. Es spielt keine Rolle. Kinder spielen keine Rolle. Und wenn solches Pack dann Formulierungen in den Mund nimmt wie "Die Kinder sind unsere Zukunft", dann kommt mir nur noch die Galle hoch. 

Llarian

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