24. Januar 2014

Lynchmob light

Und täglich meldet SpOn die Wasserstandsmeldungen: 50 000 Teilnehmer, 70 000 Teilnehmer, 130 000 Teilnehmer, die eine "Online-Petition" unterschrieben haben. Gefordert wird den ZDF-Moderator Lanz zu feuern, weil er Sarah Wagenknecht bei ihren Propagandatiraden ins Wort gefallen ist.

Nun kann man ja durchaus unterschiedlicher Meinung sein, was die Moderator-Qualitäten von Lanz betrifft. Es ist oft Geschmackssache, ob man Gegenfragen eines Journalisten als kritisches Nachhaken oder als unhöfliches Nicht-Ausreden-lassen sieht. Klar ist aber, daß Lanz mit allen Gesprächspartnern so umgeht, unabhängig von der politischen Couleur. Wer die Einladung in seine Sendung akzeptiert weiß, was ihn erwartet. Die Petitions-Erstellerin macht sich jedenfalls ziemlich lächerlich mit der Behauptung, Lanz würde einseitig nur gegen "links von der Mitte" vorgehen. Sie hat offenbar seine Interviews mit Lindner oder Lucke nicht gesehen.
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Aber gut, man kann sich streiten über einen Moderator oder über eine Sendung. Anderen gefällt Monitor nicht, oder der Musikantenstadl, oder die Tagesschau. Kritisch diskutieren kann man also, ob man per GEZ gezwungen werden darf, irgendwelche Sendungen zu finanzieren, die einem persönlich nicht gefallen.

Aber darum geht es der Petition nicht. Die staatlichen Sender und ihre Finanzierung werden nicht in Frage gestellt. Aber es soll gezielt eine Person und eine Sendung herausgeschossen werden, die den Unterzeichnern nicht gefällt.

Es wäre schlimm, wenn das ZDF darauf eingehen würde.

Denn was sind eigentlich 130 000 Leute die irgendwo einen Klick machen, gegen einige Millionen Zuschauer, die sich die Sendung eine Stunde lang anschauen? Wieviele der 130 000 haben die Sendung überhaupt gesehen?
Wie würde eigentlich ein Programm aussehen in dem alle Teile gestrichen sind, die einer kleinen Gruppe von Zuschauern nicht gefällt?

Die Petition beweist eigentlich nur daß auch bei den alten SED-Opas inzwischen genügend Technik-Kenntnis da ist, um im Internet einen Klick abzusetzen. Und daß Stalinismus-Anhänger leichter zu mobilisieren sind als die normale demokratische Mitte.

Die Petition gegen die Vorratsdatenspeicherung hat erst 30 000 Unterschriften ...

R.A.

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