Wie verbessert man sein Deutsch? Indem man zum Beispiel ein Programm zur Stilprüfung herunterlädt und es mit MS Word integriert. Wie heißt dieses Programm? Kein Witz: Style Checker.
Und da es ja nur unseren Style zu checken verspricht und nicht etwa auch unser Spelling, nehmen wir den Verkäufern dieses Produkts nicht übel, daß sie auf ihrer WebSite mit dem Spruch werben: "Hohlen [sic!] Sie sich den neuesten StyleCecker."
In der obigen Passage habe ich ziemlich viele Wörter aus anderen Sprachen verwendet. Einige in ironisierender Absicht; aber nicht alle.
Natürlich gibt es keinen vernünftigen Grund, statt "Rechtschreibung" das englische "Spelling" zu verwenden. Das habe ich getan, um StyleChecker ein wenig zu veralbern.
Aber das "sic!" in eckigen Klammern habe ich verwendet, weil man auf diese Weise seit Jahrhunderten darauf aufmerksam macht, daß eine fehlerhafte Schreibung oder Formulierung kein Fehler des Autors oder des Setzers ist, sondern daß sie mit Absicht so gewählt wurde, weil der Fehler so im zitierten Original steht. In solch einem Fall schreibt man nun einmal "sic!"; die Alternative wäre ein umständliches "so im Original".
Und "WebSite" habe ich verwendet, weil ich kein besseres Wort weiß. "Netzseite" ist schlicht falsch; eine reine Klangassoziation. Ungefähr so, als würde man "horse" mit "Hase" übersetzen. Eine site ist ein Ort, eine Lage, ein Platz, eine Stätte, dergleichen. "Webauftritt" oder "Netzauftritt" liest man gelegentlich - umständliche, auch inhaltlich unpassende Verdeutschungen. Und manche verwenden gar "Homepage" für eine WebSite, was aber "Startseite" heißt und nicht etwa "eigene Seite" oder so etwas.
Mit der Schreibweise "WebSite" habe ich gleich auch noch gegen die deutsche Rechtschreibung verstoßen, die keine Großbuchstaben im Inneren eines Wortes kennt. Und zwar deshalb, weil ich eine solche Schreibweise zusammengesetzter Wörter aus Gründen der Lesbarkeit manchmal für vernünftig halte; auch als kleine Hommage an Arno Schmidt, der diese Variante der VerSchreibKunst entwickelt hat. Da es seit dem NeuSchreibChaos ohnehin keine einheitliche deutsche Rechtschreibung mehr ergibt, erlaube ich mir diese Freiheit.
Bewußt habe ich auch "Hommage" geschrieben. Weil das mit "Ehrung", "Verbeugung", "Anerkennung" nur unscharf wiedergegeben wäre.
Mir scheint, "Hommage" und "WebSite" sind Bereicherungen des Deutschen. Solche Bereicherungen aus einem dogmatischen Sprachpurismus heraus abzulehnen, kommt mir ebenso unvernünftig vor wie die Verwendung von albernen, überflüssigen Anglizismen.
Das Deutsche rein halten zu wollen ist ein undurchführbares, ja ein widersinniges Vorhaben. Denn es setzt voraus, daß es überhaupt eine reine deutsche Sprache gibt oder zumindest gegeben hat.
Jeder weiß aber, daß das nicht so ist. Im Lateinunterricht lernt man, welche deutschen Lehn- oder Fremdwörter von den lateinischischen Vokabeln abgeleitet wurden, die man sich einprägen soll. Das erleichtert das Lernen. "Fenestra" hat unser "Fenster" hervorgebracht, "tabula" die "Tafel" wie auch die "Tabelle". Die "cella" wurde zum "Keller" ebenso wie zur "Zelle", "crassus" zu "kraß". Andere lateinische Wörter wurden im Deutschen heimisch, ohne lautlich assimiliert zu werden - der "Minister", im Lateinischen ein "Diener" (woran man gelegentlich erinnern sollte), der "Dozent" zum Beispiel. Manche finden sich in der Urform wie auch in einer assimilierten Form - "prosit!" zum Beispiel neben "prost!".
Ebenso war es später mit dem Französischen, vor allem im 17. und 18. Jahrhundert. Manche ursprünglich lateinischen Wörter sind mehrfach ins Deutsche gelangt - das "palatium" zum Beispiel in der fränkischen Zeit als "Pfalz", später als "Palast" und dann noch einmal als "Palais".
Und wenn heute Sprachreiniger uns (berechtigterweise) die dummen Anglizismen austreiben wollen, dann müssen sie aufpassen, daß sie uns als Ersatz nicht dumme Latinismen oder Französismen der Vergangenheit vorschlagen - sagen wir, statt "Hair Stylist" den guten alten "Frisör", statt "Controller" den "Kontrolleur", statt "Dossier" die "Akte" oder statt "Motherboard" die "Hauptplatine".
Wer mir im dritten Teil dieser Serie bei der Kritik an Anglizismen zugestimmt hat, der wird sich vielleicht wundern, daß ich jetzt scheinbar gegen die Sprachreiniger Front mache. Aber ich kritisiere ja nicht ihr Vorhaben als solches, dem im Gegenteil meine Sympathie und Unterstützung gilt. Nur finde ich, daß es nicht um Reinheit oder Verunreinigung geht, sondern um dumme, nutzlose und gespreizt klingende Übernahmen aus anderen Sprachen auf der einen Seite; und auf der anderen Seite um Bereicherungen durch Wörter und Ausdrücke, für die das Deutsche noch keine gute Entsprechung hatte.
Oft kommt mit dem neuen Wort ja die neue Sache; - wie einst vinum und die schola, wie später das parfum und die perruque, so heute das internet und der CD player.
Ob sich dafür deutsche Kunstwörter einbürgern, scheint von mehreren Faktoren abzuhängen - vor allem der Kürze und Eingängigkeit des konkurrierenden deutschen Worts. "Festplatte" ist genauso kurz wie "hard disk" und konnte sich also durchsetzen, wie auch "löschen" für "to delete" und "speichern" für "to store". Aber für "laptop" gibt es eine solche griffige Eindeutschung halt nicht, oder für "scanner"; also wurde hier das englische Wort übernommen.
Manchmal freilich kann das auch zu Kuriosem führen. Ein Programm, das ich viel nutze und dessen Namen ich nicht verrate, übersetzt - es geht um die Anordnung von Symbolen auf einer Leiste (englisch "bar") - den Begriff "the symbol bar" mit "die Symbol-Bar".
Na denn prost! Oder prosit!
Und da es ja nur unseren Style zu checken verspricht und nicht etwa auch unser Spelling, nehmen wir den Verkäufern dieses Produkts nicht übel, daß sie auf ihrer WebSite mit dem Spruch werben: "Hohlen [sic!] Sie sich den neuesten StyleCecker."
In der obigen Passage habe ich ziemlich viele Wörter aus anderen Sprachen verwendet. Einige in ironisierender Absicht; aber nicht alle.
Natürlich gibt es keinen vernünftigen Grund, statt "Rechtschreibung" das englische "Spelling" zu verwenden. Das habe ich getan, um StyleChecker ein wenig zu veralbern.
Aber das "sic!" in eckigen Klammern habe ich verwendet, weil man auf diese Weise seit Jahrhunderten darauf aufmerksam macht, daß eine fehlerhafte Schreibung oder Formulierung kein Fehler des Autors oder des Setzers ist, sondern daß sie mit Absicht so gewählt wurde, weil der Fehler so im zitierten Original steht. In solch einem Fall schreibt man nun einmal "sic!"; die Alternative wäre ein umständliches "so im Original".
Und "WebSite" habe ich verwendet, weil ich kein besseres Wort weiß. "Netzseite" ist schlicht falsch; eine reine Klangassoziation. Ungefähr so, als würde man "horse" mit "Hase" übersetzen. Eine site ist ein Ort, eine Lage, ein Platz, eine Stätte, dergleichen. "Webauftritt" oder "Netzauftritt" liest man gelegentlich - umständliche, auch inhaltlich unpassende Verdeutschungen. Und manche verwenden gar "Homepage" für eine WebSite, was aber "Startseite" heißt und nicht etwa "eigene Seite" oder so etwas.
Mit der Schreibweise "WebSite" habe ich gleich auch noch gegen die deutsche Rechtschreibung verstoßen, die keine Großbuchstaben im Inneren eines Wortes kennt. Und zwar deshalb, weil ich eine solche Schreibweise zusammengesetzter Wörter aus Gründen der Lesbarkeit manchmal für vernünftig halte; auch als kleine Hommage an Arno Schmidt, der diese Variante der VerSchreibKunst entwickelt hat. Da es seit dem NeuSchreibChaos ohnehin keine einheitliche deutsche Rechtschreibung mehr ergibt, erlaube ich mir diese Freiheit.
Bewußt habe ich auch "Hommage" geschrieben. Weil das mit "Ehrung", "Verbeugung", "Anerkennung" nur unscharf wiedergegeben wäre.
Mir scheint, "Hommage" und "WebSite" sind Bereicherungen des Deutschen. Solche Bereicherungen aus einem dogmatischen Sprachpurismus heraus abzulehnen, kommt mir ebenso unvernünftig vor wie die Verwendung von albernen, überflüssigen Anglizismen.
Das Deutsche rein halten zu wollen ist ein undurchführbares, ja ein widersinniges Vorhaben. Denn es setzt voraus, daß es überhaupt eine reine deutsche Sprache gibt oder zumindest gegeben hat.
Jeder weiß aber, daß das nicht so ist. Im Lateinunterricht lernt man, welche deutschen Lehn- oder Fremdwörter von den lateinischischen Vokabeln abgeleitet wurden, die man sich einprägen soll. Das erleichtert das Lernen. "Fenestra" hat unser "Fenster" hervorgebracht, "tabula" die "Tafel" wie auch die "Tabelle". Die "cella" wurde zum "Keller" ebenso wie zur "Zelle", "crassus" zu "kraß". Andere lateinische Wörter wurden im Deutschen heimisch, ohne lautlich assimiliert zu werden - der "Minister", im Lateinischen ein "Diener" (woran man gelegentlich erinnern sollte), der "Dozent" zum Beispiel. Manche finden sich in der Urform wie auch in einer assimilierten Form - "prosit!" zum Beispiel neben "prost!".
Ebenso war es später mit dem Französischen, vor allem im 17. und 18. Jahrhundert. Manche ursprünglich lateinischen Wörter sind mehrfach ins Deutsche gelangt - das "palatium" zum Beispiel in der fränkischen Zeit als "Pfalz", später als "Palast" und dann noch einmal als "Palais".
Und wenn heute Sprachreiniger uns (berechtigterweise) die dummen Anglizismen austreiben wollen, dann müssen sie aufpassen, daß sie uns als Ersatz nicht dumme Latinismen oder Französismen der Vergangenheit vorschlagen - sagen wir, statt "Hair Stylist" den guten alten "Frisör", statt "Controller" den "Kontrolleur", statt "Dossier" die "Akte" oder statt "Motherboard" die "Hauptplatine".
Wer mir im dritten Teil dieser Serie bei der Kritik an Anglizismen zugestimmt hat, der wird sich vielleicht wundern, daß ich jetzt scheinbar gegen die Sprachreiniger Front mache. Aber ich kritisiere ja nicht ihr Vorhaben als solches, dem im Gegenteil meine Sympathie und Unterstützung gilt. Nur finde ich, daß es nicht um Reinheit oder Verunreinigung geht, sondern um dumme, nutzlose und gespreizt klingende Übernahmen aus anderen Sprachen auf der einen Seite; und auf der anderen Seite um Bereicherungen durch Wörter und Ausdrücke, für die das Deutsche noch keine gute Entsprechung hatte.
Oft kommt mit dem neuen Wort ja die neue Sache; - wie einst vinum und die schola, wie später das parfum und die perruque, so heute das internet und der CD player.
Ob sich dafür deutsche Kunstwörter einbürgern, scheint von mehreren Faktoren abzuhängen - vor allem der Kürze und Eingängigkeit des konkurrierenden deutschen Worts. "Festplatte" ist genauso kurz wie "hard disk" und konnte sich also durchsetzen, wie auch "löschen" für "to delete" und "speichern" für "to store". Aber für "laptop" gibt es eine solche griffige Eindeutschung halt nicht, oder für "scanner"; also wurde hier das englische Wort übernommen.
Manchmal freilich kann das auch zu Kuriosem führen. Ein Programm, das ich viel nutze und dessen Namen ich nicht verrate, übersetzt - es geht um die Anordnung von Symbolen auf einer Leiste (englisch "bar") - den Begriff "the symbol bar" mit "die Symbol-Bar".
Na denn prost! Oder prosit!
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Titelvignette: Johann Gottfried Herder. Gemälde von Johann Ludwig Strecker (1775). In der Public Domain, da das Copyright erloschen ist. Links zu allen Folgen dieser Serie findet man hier.