Da gebe es eine Sendung, die verlasse der Zuschauer "meist mit einem Erkenntnisgewinn", weil der Moderator zuhöre und nachfrage, ins Thema einführe, den Gesprächsfluss strukturiere – und am Ende gar "eine gesamtgesellschaftliche Botschaft ableitet". Der Programmbeirat ist der Meinung: "Dies ist brillant!"
Kommentar: Die "taz" brachte das am vergangenen Freitag in dem Artikel "Offensive in der Defensive" von Steffen Grimberg. Sie kam damit dem "Spiegel" zuvor, der das Papier offenbar auch erhalten hatte und eine Story vorbereitete, die dann gestern im gedruckten "Spiegel" erschien ("Der Spiegel" vom 18. 6. 2012, S. 74 bis 78).
Der als brillant Gelobte ist Reinhold Beckmann.
Wie brillant er eine gesellschaftliche Botschaft ableiten kann, das konnte man am 30. August 2010 anschaulich erleben, als er seinen Gast Thilo Sarrazin nicht wie einen Gast behandelte, sondern wie einen Angeklagten, zu dessen Aburteilung das Tribunal der übrigen Eingeladenen einberufen worden war.
Sie erfüllten ihre Aufgabe unter Anleitung von Beckmann, der, wie der ARD-Programmbeirat richtig beobachtet hat, in der Tat "den Gesprächsfluß strukturierte". So, wie man das vom Vorsitzenden eines Schauprozesses erwarten kann (siehe Sarrazin und die Folgen. Haben wir in Deutschland noch eine Demokratie?; ZR vom 6. 9. 2010, sowie insbesondere Calimeros Gastbeitrag Thilo Sarrazin gestern bei Beckmann, seziert mit Stoppuhr und Notizblock; ZR vom 31. 8. 2010).
Die anderen Moderatoren der ARD-Talkshows kommen in der internen Analyse weniger gut weg. Insbesondere Günter Jauch bekommt sein Fett ab. "Herr Jauch ist der einzige Moderator, dessen Gesprächsführung der Beirat deutlich kritisieren muss", zitiert der "Spiegel" aus dem Papier. Und, zitiert der "Spiegel" weiter:
Da wird Politik gemacht, indem man Programmpolitik macht.
Offenbar kamen unabhängig voneinander die "taz" und der "Spiegel" in den Besitz des internen Papiers. Andere, wie "Welt-Online" und "Spiegel-Online", konnten nur aus der einen oder der anderen dieser Originalpublikationen zitieren.
Wenn solche interne Dokumente Journalisten zugespielt werden, dann versprechen sich diejenigen, die das tun, in der Regel etwas von der Veröffentlichung. Die Intrigen im Haus sollen durch eine Mobilisierung der Öffentlichkeit unterfüttert werden.
Jauch ist ein Journalist, der keine linke Präferenz erkennen läßt; in der ARD also so etwas wie eine bunte Kuh. Er stellt einfache, klare Fragen; ziemlich genau diejenigen meist, die sich auch der Bürger stellt. Er formuliert die Zweifel und Einwände, die auch die Leute zu Hause, in der Kneipe und am Arbeitsplatz äußern, wenn sie über Politik diskutieren.
Jauch entspricht mit seinem Stil am ehesten von allen ARD-Moderatoren dem, was in den USA von einem guten Moderator erwartet wird; und das ist weder die Dompteur-Attitüde Plasbergs noch die mitfühlende Ausfragerei Beckmanns (siehe "Ich antworte so, wie ich es will". John King, Mitt Romney und der Umgang amerikanischer Medien mit Politikern; ZR vom 23. 2. 2012). Eine öffentliche Hinrichtung Sarrazins, wie sie Beckmann sich leistete, wäre bei Jauch schwer vorstellbar.
Da muß also etwas getan werden; wie auch bei der politisch ähnlich neutralen Sandra Maischberger. Diese "sollte bei der Auswahl skurriler Gäste darauf achten, keine öffentlich-rechtlichen Grenzen zu überschreiten", zitiert der "Spiegel". Er illustriert diesen Satz auf Seite 76 mit einem Foto, das Maischberger mit ihrem Gast Thilo Sarrazin zeigt.
Zitate aus einem der "Tageszeitung" ("taz") zugespielten internen Papier, in dem sich der ARD-Programmbeirat mit den Talkshows der ARD befaßt.
Kommentar: Die "taz" brachte das am vergangenen Freitag in dem Artikel "Offensive in der Defensive" von Steffen Grimberg. Sie kam damit dem "Spiegel" zuvor, der das Papier offenbar auch erhalten hatte und eine Story vorbereitete, die dann gestern im gedruckten "Spiegel" erschien ("Der Spiegel" vom 18. 6. 2012, S. 74 bis 78).
Der als brillant Gelobte ist Reinhold Beckmann.
Wie brillant er eine gesellschaftliche Botschaft ableiten kann, das konnte man am 30. August 2010 anschaulich erleben, als er seinen Gast Thilo Sarrazin nicht wie einen Gast behandelte, sondern wie einen Angeklagten, zu dessen Aburteilung das Tribunal der übrigen Eingeladenen einberufen worden war.
Sie erfüllten ihre Aufgabe unter Anleitung von Beckmann, der, wie der ARD-Programmbeirat richtig beobachtet hat, in der Tat "den Gesprächsfluß strukturierte". So, wie man das vom Vorsitzenden eines Schauprozesses erwarten kann (siehe Sarrazin und die Folgen. Haben wir in Deutschland noch eine Demokratie?; ZR vom 6. 9. 2010, sowie insbesondere Calimeros Gastbeitrag Thilo Sarrazin gestern bei Beckmann, seziert mit Stoppuhr und Notizblock; ZR vom 31. 8. 2010).
Die anderen Moderatoren der ARD-Talkshows kommen in der internen Analyse weniger gut weg. Insbesondere Günter Jauch bekommt sein Fett ab. "Herr Jauch ist der einzige Moderator, dessen Gesprächsführung der Beirat deutlich kritisieren muss", zitiert der "Spiegel" aus dem Papier. Und, zitiert der "Spiegel" weiter:
Er gehe "einer ihm nicht genehmen Gesprächsentwicklung" aus dem Weg, die Diskussion verlaufe "selten ergebnisoffen".Fällt Ihnen etwas auf? Reinhold Beckmann wird dafür gelobt, daß er "den Gesprächsfluß strukturiert" und "eine gesamtgesellschaftliche Botschaft ableitet". Bei Jauch konstatieren die Mitglieder des Programmbeirats dasselbe Verhalten. Nur wird es jetzt mit negativen Formulierungen belegt.
Da wird Politik gemacht, indem man Programmpolitik macht.
Offenbar kamen unabhängig voneinander die "taz" und der "Spiegel" in den Besitz des internen Papiers. Andere, wie "Welt-Online" und "Spiegel-Online", konnten nur aus der einen oder der anderen dieser Originalpublikationen zitieren.
Wenn solche interne Dokumente Journalisten zugespielt werden, dann versprechen sich diejenigen, die das tun, in der Regel etwas von der Veröffentlichung. Die Intrigen im Haus sollen durch eine Mobilisierung der Öffentlichkeit unterfüttert werden.
Jauch ist ein Journalist, der keine linke Präferenz erkennen läßt; in der ARD also so etwas wie eine bunte Kuh. Er stellt einfache, klare Fragen; ziemlich genau diejenigen meist, die sich auch der Bürger stellt. Er formuliert die Zweifel und Einwände, die auch die Leute zu Hause, in der Kneipe und am Arbeitsplatz äußern, wenn sie über Politik diskutieren.
Jauch entspricht mit seinem Stil am ehesten von allen ARD-Moderatoren dem, was in den USA von einem guten Moderator erwartet wird; und das ist weder die Dompteur-Attitüde Plasbergs noch die mitfühlende Ausfragerei Beckmanns (siehe "Ich antworte so, wie ich es will". John King, Mitt Romney und der Umgang amerikanischer Medien mit Politikern; ZR vom 23. 2. 2012). Eine öffentliche Hinrichtung Sarrazins, wie sie Beckmann sich leistete, wäre bei Jauch schwer vorstellbar.
Da muß also etwas getan werden; wie auch bei der politisch ähnlich neutralen Sandra Maischberger. Diese "sollte bei der Auswahl skurriler Gäste darauf achten, keine öffentlich-rechtlichen Grenzen zu überschreiten", zitiert der "Spiegel". Er illustriert diesen Satz auf Seite 76 mit einem Foto, das Maischberger mit ihrem Gast Thilo Sarrazin zeigt.
Zettel
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