Sehen Sie sich einmal diese beiden Fotos an: Zwillinge? Jedenfalls Schwestern?
Es sind Ségolène Royal, die langjährige Gefährtin von François Hollande, und Valérie Trierweiler, die aktuelle Gefährtin von François Hollande. Da haben Sie das Thema, das im Augenblick Frankreich mehr beschäftigt als die gesamte sonstige zweite Runde der Wahlen zur Nationalversammlung am Sonntag: Der Krieg, den Valérie gegen Ségolène führt. Die Nachfolgerin gegen die Ex.
Wie so oft - denken Sie etwa an die Frauen Boris Beckers, fast alle Barbara Feltus wie aus dem Gesicht geschnitten - hat sich jemand von seiner großen Liebe getrennt (Hollande und Royal verliebten sich als Studenten), nur um sofort nach einem Ebenbild zu suchen.
Ségolène ist aber nicht aus Hollandes Leben verschwunden; schon deswegen nicht, weil sie weiter in der Sozialistischen Partei aktiv ist, für die sie vor fünf Jahren gegen Nicolas Sarkozy kandidiert hatte. Jetzt strebt sie das Amt der Präsidentin der Nationalversammlung an.
Dazu muß sie erst einmal in diese gewählt werden. Und das versucht ihr Valérie zu vermasseln. Sie hat mittels Tweet kundgetan, daß sie Olivier Falorni unterstützt, bei der Stichwahl am Sonntag Gegenkandidat von Royal in ihrem Wahlkreis La Rochelle.
Das ist die eine Ebene. Es menschelt im Haus Hollande; und das, wo François Hollande doch gerade versprochen hatte, ein "normaler" Präsident zu sein. Nicht einer wie Sarkozy, der mit seinem Privatleben immer wieder in die Schlagzeilen gekommen war.
Die Sache hat aber auch eine politische Seite. Denn wem steht die Sozialistin Ségolène Royal am Sonntag gegenüber? Einem Sozialisten.
Den Hintergrund kann man beispielsweise in Le Monde lesen:
Der vierzigjährige Olivier Falorni ist ein bekannter Mann in La Rochelle. Sein Großvater Gino war ein italienischer Antifaschist, der nach Frankreich emigrierte und in La Rochelle als Kapitän einer erfolgreichen Basketball-Mannschaft bekannt wurde. Der Enkel neigte zunächst den (liberalen) Radikalsozialisten zu, begeisterte sich dann aber für die Sozialisten - aufgrund einer Rede just von François Hollande auf der "Sommeruniversität" der Sozialisten, die alljährlich in La Rochelle stattfindet.
Falorni stieg schnell in der Partei auf und ist seit 2004 Generalsekretär der Sozialisten im Département Charente-Maritime, zu dem La Rochelle gehört. In dieser Funktion durfte er alljährlich die Begrüßungsrede zur Sommeruniversität halten und erlangte damit auch eine gewisse nationale Bekanntheit.
Als es um die Nominierung der Kandidaten für die Nationalversammlung ging, hätte er das gern werden wollen. Es ging aber nicht; denn bei den Sozialisten gibt es "männliche" und "weibliche" Wahlkreise. Der Wahlkreis Charente Maritime 1 (La Rochelle) ist ein weiblicher. Falorni unterstützte also eine seiner Mitstreiterinnen, Patricia Friou.
Dann aber, am 10. Dezember 2011, passierte das, was Falorni (mit dem deutschen Wort) ein "diktat" nennt. Die Parteizentrale in Paris ordnete an, daß Ségolène Royal in diesem Wahlkreis kandidieren sollte. So etwas passiert in den französischen Parteien häufig. Man nennt das parachuter; die Kandidaten springen, aus der Ferne kommend, über dem Wahlkreis ab wie ein Fallschirmspringer.
In diesem Fall traf das nicht ganz zu, denn Royal ist immerhin Präsidentin des Regionalrats der Region Poitou-Charentes. Aber es war eben die Parteizentrale, die ihre Kandidatur angeordnet hatte; unter Übergehung der lokalen Parteiorganisation.
Das brachte Falorni auf die Palme; und er beschloß, selbst zu kandidieren. Mit der Folge, daß er aus der sozialistischen Partei ausgeschlossen wurde. Am vergangenen Sonntag nun ging die Wahl knapp aus: Royal erreichte 32,0 Prozent, Falorni 28,9 Prozent. Die Kandidatin der bürgerlichen UMP, Sally Chadjaa, kam auf 19,5 Prozent und die Kandidatin des Front National, Marie-Françoise De Lacoste Lareymondie, auf 6,8 Prozent. Der Rest entfiel auf zehn weitere Kandidaten.
Damit hatten nur Royal und Falorni das Quorum von 12,5 Prozent der Stimmberechtigten erreicht (siehe Frankreichs Wahljahr 2012 (10): Jetzt gibt es erste Umfragen zu den Parlamentswahlen in vier Wochen; ZR vom 10. 5. 2012) und stehen sich am kommenden Sonntag in der Stichwahl gegenüber.
In diese Situation hinein platzte der Tweet von Valérie Trierweiler am Dienstag um 11.50 Uhr: "Courage à Olivier Falorni qui n'a pas démérité, qui se bat aux côtés des Rochelais depuis tant d'années dans un engagement désintéressé" - "Kopf hoch, Olivier Falorni, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen, der seit so vielen Jahren an der Seite der Bürger von La Rochelle selbstlos kämpft".
Die Reaktion bei den Sozialisten war Entsetzen. Man kann das in diesem Protokoll der Ereignisse im Nachrichtenmagazin Le Point nachlesen. Die Granden der Partei - Hollande selbst, die Parteivorsitzende Martine Aubry - erklärten sofort ihre Unterstützung für Ségolène Royal. Aber das half nichts mehr. Die Affäre war da. Ein Mitarbeiter von Präsident Hollande kommentierte: ""Je suis scotché. Je m'attendais à des crises gouvernementales mais pas conjugales." - "Ich bin hingerissen. Ich war auf Regierungskrisen gefaßt, aber nicht auf Ehekrisen".
Eine Umfrage, teils vor und teils nach dem Tweet durchgeführt, zeigt übrigens einen Vorsprung von 58 zu 42 Prozent für Falorni.
Es sind Ségolène Royal, die langjährige Gefährtin von François Hollande, und Valérie Trierweiler, die aktuelle Gefährtin von François Hollande. Da haben Sie das Thema, das im Augenblick Frankreich mehr beschäftigt als die gesamte sonstige zweite Runde der Wahlen zur Nationalversammlung am Sonntag: Der Krieg, den Valérie gegen Ségolène führt. Die Nachfolgerin gegen die Ex.
Wie so oft - denken Sie etwa an die Frauen Boris Beckers, fast alle Barbara Feltus wie aus dem Gesicht geschnitten - hat sich jemand von seiner großen Liebe getrennt (Hollande und Royal verliebten sich als Studenten), nur um sofort nach einem Ebenbild zu suchen.
Ségolène ist aber nicht aus Hollandes Leben verschwunden; schon deswegen nicht, weil sie weiter in der Sozialistischen Partei aktiv ist, für die sie vor fünf Jahren gegen Nicolas Sarkozy kandidiert hatte. Jetzt strebt sie das Amt der Präsidentin der Nationalversammlung an.
Dazu muß sie erst einmal in diese gewählt werden. Und das versucht ihr Valérie zu vermasseln. Sie hat mittels Tweet kundgetan, daß sie Olivier Falorni unterstützt, bei der Stichwahl am Sonntag Gegenkandidat von Royal in ihrem Wahlkreis La Rochelle.
Das ist die eine Ebene. Es menschelt im Haus Hollande; und das, wo François Hollande doch gerade versprochen hatte, ein "normaler" Präsident zu sein. Nicht einer wie Sarkozy, der mit seinem Privatleben immer wieder in die Schlagzeilen gekommen war.
Die Sache hat aber auch eine politische Seite. Denn wem steht die Sozialistin Ségolène Royal am Sonntag gegenüber? Einem Sozialisten.
Den Hintergrund kann man beispielsweise in Le Monde lesen:
Der vierzigjährige Olivier Falorni ist ein bekannter Mann in La Rochelle. Sein Großvater Gino war ein italienischer Antifaschist, der nach Frankreich emigrierte und in La Rochelle als Kapitän einer erfolgreichen Basketball-Mannschaft bekannt wurde. Der Enkel neigte zunächst den (liberalen) Radikalsozialisten zu, begeisterte sich dann aber für die Sozialisten - aufgrund einer Rede just von François Hollande auf der "Sommeruniversität" der Sozialisten, die alljährlich in La Rochelle stattfindet.
Falorni stieg schnell in der Partei auf und ist seit 2004 Generalsekretär der Sozialisten im Département Charente-Maritime, zu dem La Rochelle gehört. In dieser Funktion durfte er alljährlich die Begrüßungsrede zur Sommeruniversität halten und erlangte damit auch eine gewisse nationale Bekanntheit.
Als es um die Nominierung der Kandidaten für die Nationalversammlung ging, hätte er das gern werden wollen. Es ging aber nicht; denn bei den Sozialisten gibt es "männliche" und "weibliche" Wahlkreise. Der Wahlkreis Charente Maritime 1 (La Rochelle) ist ein weiblicher. Falorni unterstützte also eine seiner Mitstreiterinnen, Patricia Friou.
Dann aber, am 10. Dezember 2011, passierte das, was Falorni (mit dem deutschen Wort) ein "diktat" nennt. Die Parteizentrale in Paris ordnete an, daß Ségolène Royal in diesem Wahlkreis kandidieren sollte. So etwas passiert in den französischen Parteien häufig. Man nennt das parachuter; die Kandidaten springen, aus der Ferne kommend, über dem Wahlkreis ab wie ein Fallschirmspringer.
In diesem Fall traf das nicht ganz zu, denn Royal ist immerhin Präsidentin des Regionalrats der Region Poitou-Charentes. Aber es war eben die Parteizentrale, die ihre Kandidatur angeordnet hatte; unter Übergehung der lokalen Parteiorganisation.
Das brachte Falorni auf die Palme; und er beschloß, selbst zu kandidieren. Mit der Folge, daß er aus der sozialistischen Partei ausgeschlossen wurde. Am vergangenen Sonntag nun ging die Wahl knapp aus: Royal erreichte 32,0 Prozent, Falorni 28,9 Prozent. Die Kandidatin der bürgerlichen UMP, Sally Chadjaa, kam auf 19,5 Prozent und die Kandidatin des Front National, Marie-Françoise De Lacoste Lareymondie, auf 6,8 Prozent. Der Rest entfiel auf zehn weitere Kandidaten.
Damit hatten nur Royal und Falorni das Quorum von 12,5 Prozent der Stimmberechtigten erreicht (siehe Frankreichs Wahljahr 2012 (10): Jetzt gibt es erste Umfragen zu den Parlamentswahlen in vier Wochen; ZR vom 10. 5. 2012) und stehen sich am kommenden Sonntag in der Stichwahl gegenüber.
In diese Situation hinein platzte der Tweet von Valérie Trierweiler am Dienstag um 11.50 Uhr: "Courage à Olivier Falorni qui n'a pas démérité, qui se bat aux côtés des Rochelais depuis tant d'années dans un engagement désintéressé" - "Kopf hoch, Olivier Falorni, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen, der seit so vielen Jahren an der Seite der Bürger von La Rochelle selbstlos kämpft".
Die Reaktion bei den Sozialisten war Entsetzen. Man kann das in diesem Protokoll der Ereignisse im Nachrichtenmagazin Le Point nachlesen. Die Granden der Partei - Hollande selbst, die Parteivorsitzende Martine Aubry - erklärten sofort ihre Unterstützung für Ségolène Royal. Aber das half nichts mehr. Die Affäre war da. Ein Mitarbeiter von Präsident Hollande kommentierte: ""Je suis scotché. Je m'attendais à des crises gouvernementales mais pas conjugales." - "Ich bin hingerissen. Ich war auf Regierungskrisen gefaßt, aber nicht auf Ehekrisen".
Eine Umfrage, teils vor und teils nach dem Tweet durchgeführt, zeigt übrigens einen Vorsprung von 58 zu 42 Prozent für Falorni.
Zettel
© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Foto Trierweiler vom Autor Jackolan1 unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz freigegeben. Foto Royal vom Autor Marie-Lan Nguyen unter Creative Commons Attribution 2.5 Generic-Lizenz freigegeben. Bearbeitet.