9. November 2009

Ein Bildkommentar zum 9. November



Dieses Bild wurde 1961 von dem Fotografen Dan Budnik an der Berliner Mauer aufgenommen. Es befindet sich in der Library of Congress.

In Wikimedia Commons steht es mit der Bildunterschrift "Winken über die Berliner Mauer". Dan Budnik nennt es allerdings "rear view of woman, standing at Berlin Wall, in west sector, with hands raised, after waiting three hours to see her East Berlin friends and relatives" - Rückansicht einer Frau, die im Westsektor mit erhobenen Händen an der Berliner Mauer steht, nachdem sie drei Stunden gewartet hat, um ihre Ostberliner Freunde und Verwandten zu sehen.

Ich finde, daß das Bild sehr eindringlich die Situation illustriert, in der sich die Berliner damals befanden. Man kann die Geste der Frau als Winken deuten; aber sie drückt auch Resignation aus.

Ich kann mich noch gut an die Nachrichten am Tag des Mauerbaus und an den Tagen danach erinnern. Zunächst wurde nur berichtet, daß Bauarbeiter, von bewaffneten Uniformierten geschützt oder bewacht, mit der Errichtung von Verhauen aus Stacheldraht begonnen hatten. Man dachte an verstärkte Grenzsperren. Erst allmählich wurde die Ungeheuerlichkeit klar, daß die Kommunisten begonnen hatten, ihre Untertanen einzumauern.

Bald schon zeigte sich, daß der Westen tatenlos zusehen mußte, wollte er nicht den Dritten Weltkrieg riskieren. Die deutsche Teilung war nun im Wortsinn zementiert.

Wie lange das so bleiben würde, war natürlich völlig ungewiß. Aber daß einmal Kommunisten in der Regierung eines wiedervereinigten Berlin sitzen würden, konnte sich damals vermutlich niemand vorstellen.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Das Bild ist als Werk der Regierung der USA zur Reproduktion freigegeben.