Wenn es nach den Reaktionen so mancher Menschen geht, denen man zuhört, dann ist das sich verabschiedende Jahr ein annus horribilis (gewesen). Einige der öffentlichen Ablehungsbekundungen sind in einem Interview
zusammengefasst, das Felix Dachsel für ZEIT-Online mit dem Jahr 2016 [sic!] führte.
(Man kann diesen postfaktischen Einfall freilich albern finden. Er ist
jedoch gewitzter als vieles andere, was unsere Mainstream-Journalisten
gemeinhin für geistreich halten.)
In den Massenmedien, insbesondere auch in deren Online-Ablegern, wird zum Jahresende traditionell auf die wichtigsten Ereignisse und auf prominente Todesfälle der vorangegangenen 52 Wochen zurückgeblickt. Die nachstehende Rekapitulation soll sich dagegen mit dem Wandel des geistigen Klimas beschäftigen, den der Verfasser in den heurigen 366 Tagen festzustellen geglaubt hat. Diese Veränderung ging natürlich nicht im luftleeren Raum vor sich, sodass einiges, was heuer geschehen ist, in den nachstehenden Zeilen Erwähnung findet.
2016 ist das Jahr, in dem der Mehltau schwand. Um zu verstehen, was mit diesem Rätselwort gemeint ist (um en passant Goethes Faust zu zitieren, was ja selten schadet), hilft ein Blick in das Archiv dieses Blogs. Zettel bediente sich des Mehltaus als einer Allegorie für die geistig-kulturelle Stagnation, die sich seiner Meinung nach insbesondere in der Zeit der rot-grünen Bundesregierung (1998-2005), aber auch schon in der zweiten Hälfte der Kohl'schen Kanzlerschaft in Deutschland breitgemacht hatte.
In seinem Beitrag vom 14.09.2010 mit dem Titel "Die dritte Phase in der Geschichte der Bundesrepublik geht in diesen Tagen zu Ende. Eine These" fasste Zettel diesen Befund mit den folgenden Worten zusammen:
In einem anderen Artikel, nämlich jenem vom 13.10.2010 mit der Überschrift "Deutschland im Herbst. Deutschland paradox. Anmerkungen zur Lage der Nation", gab Zettel einen Ausblick darauf, wie seiner Ansicht nach die vierte Phase in der Geschichte der Bundesrepublik aussehen würde:
Im Jahr 2010 erschienen dem gefertigten Verfasser derartige Vorhersagen als reichlich avantgardistische Zukunftsmusik. War die Sarrazin-Debatte, in deren Verlauf das mit dem Anathema belegte Opus zum Bestseller wurde, wirklich ein Beleg dafür, dass die Bevölkerung mit dem Geldbeutel für eine offene Diskussion abgestimmt hatte? Oder war es nicht vielmehr die Neugier derjenigen, die durch die Warnrufe der Moralapostel auf das Buch aufmerksam geworden waren und dieses nun aus voyeuristischen Motiven erwarben?
Freilich: Zettel brachte in der Folge immer wieder Exempel für die Lockerung des Korsetts der politischen Korrektheit. Und wer, so wie Zettel, intensiv die Vorgänge im europäischen Ausland beobachtete, mochte die Vorboten des Wandels, der Deutschland einmal mehr mit Verspätung erreichen sollte, schon viel früher erkennen. (So waren vielleicht die Volksbefragungen über den EU-Verfassungsvertrag in Frankreich und den Niederlanden anno 2005 die ersten Anzeichen des hier beschriebenen Prozesses.) Doch mit bloßem Auge ließ sie sich kaum wahrnehmen, die Verringerung des Mehltaus. Dazu bedurfte es erst des großen Knalls, mit dem das hier zu besprechende Jahr begann.
Die Rede ist von der Silvesternacht 2015/2016 in Köln. Vielleicht hätte dieses für bundesrepublikanische Verhältnisse beispiellose Ereignis gar nicht so viel diskursive Fahrt aufgenommen, wenn die anfänglichen Vertuschungs- und Verharmlosungsversuche unterblieben und Politik und Presse damit nicht so unbeholfen bis niveaulos umgegangen wären, wie sie das - mit Henriette Reker und Jakob Augstein als prominenten Beispielen - getan haben. Wenn am Ende dieses Jahres so offen wie noch nie über die Integration von Migranten gesprochen wird und sogar Linke, die sich freilich als Liberale bezeichnen, zu der Einsicht gelangen, dass die Realität nicht rassistisch sein kann, so wäre dies ohne die Debatte, die im Zuge der Aufarbeitung der Ereignisse auf der Domplatte eingesetzt hat, undenkbar.
Der nächste Schlag in die Kerbe waren die Landtagswahlen vom 13.03.2016 in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. In den beiden Westländern wurde die AfD drittstärkste, in Sachsen-Anhalt sogar zweitstärkste Kraft. Deutschlands angebliche Immunität gegen den sogenannten Rechtspopulismus hatte sich als Trugbild erwiesen. Plötzlich konnte man diese neue Partei rechts der Union und insbesondere auch ihr Programm nicht mehr ignorieren. Die mediale Präsenz mag der AfD nicht nur genutzt haben. Jedenfalls der Verfasser dieser Zeilen war sich nach Björn Höckes Talkshow-Auftritt mit der über die Sessellehne drapierten Deutschlandfahne in seinem Wunsch sicher, dass dieser Mann nie auch nur in die Nähe der Macht kommen möge. (Kleine Bemerkung am Rande: Von N-TV wird Höcke in der Berichterstattung über eine Pressekonferenz vom 30.07.2014 mit den folgenden Worten zitiert: "Die politische Korrektheit liegt wie der Mehltau auf unserem Land [...]". Liest hier jemand heimlich mit? Richtiges wird noch nicht dadurch falsch, dass es jemand wie Höcke äußert.)
Dann kamen das Brexit-Referendum und - ein chronologischer Sprung sei hier erlaubt - die Kür Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten. Beide Urnengänge erbrachten den Beweis dafür, dass die Meinung des Establishments nicht mehr unbedingt von der erforderlichen Mehrheit der Wähler geteilt wird. (Dass Hillary Clinton im popular vote mehr Stimmen als Trump erhielt, ist bekannt, angesichts des Wahlsystems und des darauf ausgerichteten Kampagnenverhaltens der beiden Kandidaten jedoch irrelevant.) In beiden Fällen lagen die Demoskopen mit ihren Prognosen falsch. Muss man dies dergestalt auf Deutschland transponieren, dass Umfragewerte von 15,5 Prozent für die AfD in Jörg Schönenborns demokratieabgabenfinanzierten Tortendiagrammen auf 20 oder gar 25 Prozent anwachsen könnten? Die Angst vor einer starken AfD, der die Entwicklungen in diesem Land in die Hände spielen, dürfte die Öffnung des politischen Diskurses noch weiter beflügelt haben.
Für die Verringerung des Mehltaus bedeutsam waren auch die Erschütterungen aufgrund der in der zweiten Jahreshälfte geschehenen Terrorakte, die in dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz kulminierten. Dass der sich auf den Islam berufende Terrorismus auch Deutschland ins Visier nehmen würde, verlautete seit Jahren aus den sogenannten Sicherheitskreisen. Doch solange der Kelch an der Bundesrepublik vorüberging, konnte man die Gefahr ignorieren. Das undifferenzierte, naive Bild, das Politik und Medien von der Migrationswelle gezeichnet hatten, bekam nun endgültig Risse. Und plötzlich diskutierte Deutschland über Kriminalitätsstatistiken, wie dies seit Jahrzehnten nicht mehr stattgefunden hatte.
2016 ist also das Jahr, in dem der Mehltau geschwunden ist. Geschwunden, aber nicht verschwunden. Es gibt sie natürlich noch, die Réduits der intellektuellen Verkrustung: Die Berliner Senatskoalition bildet einen solchen Rückzugsort. Manche Pressevertreter verteidigen ihre Agenda mit kritikwürdigen Methoden. Die alten Floskeln werden zum Teil noch unhinterfragt reproduziert. Doch der Wandel zeigt sich auch an manchen unverhofften Stellen: Was der niederbayerische Kabarettist Django Asül in seinem "Rückspiegel 2016" über die Kölner Silvesternacht sagt (hier das Video; das Thema wird ab 1:42 Minuten behandelt), wäre vor fünf Jahren in dieser Form nicht auf einer deutschen Bühne zum Besten gegeben oder, wenn doch, mit einem gigantischen Shitstorm beantwortet worden.
Was steht für 2017 zu erwarten? Es ist mit einem harten, vielleicht auch schmutzigen Bundestagswahlkampf zu rechnen. Der Mangel an Fairness in der publizistischen Auseinandersetzung wird zunehmen, und es wird auf Teufel komm raus versucht werden, den gegnerischen Standpunkt zu delegitimieren und den ideologischen Widersacher zu diskreditieren. Aber die Debatte über Immigration, Integration, innere Sicherheit und Identität wird sich nicht aufhalten und nicht mehr aus formalen Gründen ("nicht hilfreich") zurückweisen lassen. Auch über die Zukunft der Europäischen Union muss endlich jenseits der etablierten Dichotomie weiter wie bisher versus Exit-Lösung geredet werden. All das sind Themen, bei denen eine konservative, womöglich auch eine liberale Partei punkten könnte. Dies scheint man in der CSU schneller begriffen zu haben als in der CDU und der FDP. Vernünftige Stimmen werden in der Auseinandersetzung bitter nottun.
Das Jahr 2017 wird zweifellos und in jedem Sinn dieses Wortes spannungsreich werden. Gleichwohl oder gerade deshalb: Allen Lesern ein glückbringendes Jahr 2017!
2016 ist das Jahr, in dem der Mehltau schwand. Um zu verstehen, was mit diesem Rätselwort gemeint ist (um en passant Goethes Faust zu zitieren, was ja selten schadet), hilft ein Blick in das Archiv dieses Blogs. Zettel bediente sich des Mehltaus als einer Allegorie für die geistig-kulturelle Stagnation, die sich seiner Meinung nach insbesondere in der Zeit der rot-grünen Bundesregierung (1998-2005), aber auch schon in der zweiten Hälfte der Kohl'schen Kanzlerschaft in Deutschland breitgemacht hatte.
In seinem Beitrag vom 14.09.2010 mit dem Titel "Die dritte Phase in der Geschichte der Bundesrepublik geht in diesen Tagen zu Ende. Eine These" fasste Zettel diesen Befund mit den folgenden Worten zusammen:
Aus den einstigen Revolutionären waren engstirnige Wächter über politische Korrektheit, über das Einhalten von Tabus geworden. Nie in der Geschichte der Bundesrepublik waren Nonkonformismus, waren eigenständiges Denken so geächtet wie in dieser Zeit, die mit der Wiedervereinigung begann und die jetzt - so scheint es mir - zu Ende geht.Nach der Adenauer-Zeit, die sich durch wirtschaftliche Dynamik und gesellschaftlichen Konservatismus auszeichnete, und der Epoche circa von 1970 bis 1990, in der die Gesellschaft durcheinandergewirbelt wurde, sich die Ökonomie jedoch seit- oder abwärts bewegte, nahm nun, so Zettel, auch die dritte Phase der bundesrepublikanischen Geschichte, in welcher Wirtschaft und Gesellschaft weitgehend im Gleichklang stagnierten, ihren Hut.
In einem anderen Artikel, nämlich jenem vom 13.10.2010 mit der Überschrift "Deutschland im Herbst. Deutschland paradox. Anmerkungen zur Lage der Nation", gab Zettel einen Ausblick darauf, wie seiner Ansicht nach die vierte Phase in der Geschichte der Bundesrepublik aussehen würde:
Welches die Themen der jetzigen Umbruchzeit sein werden, zeichnet sich ab: Deutschland wird sich den in den letzten beiden Jahrzehnten verdrängten Fragen stellen müssen. Es wird also (endlich) um unsere Kultur und deren Selbstbehauptung gehen, um unsere Zukunft in einer Zeit, in der die deutsche Bevölkerung drastisch schrumpfen wird. Es wird um Einwanderung gehen, um Assimilation.
Es wird um die Freiheit des Einzelnen gehen, vor allem auch um seine Selbstverantwortung; darum, ob es erforderlich oder auch nur hilfreich ist, daß der Staat sich in alle Lebensbereiche hineindrängt. Es wird um Werte wie Ehrlichkeit, Verantwortlichkeit und eigene Identität gehen.
[...]
Wir werden als Ergebnis des jetzigen Umbruchs eine liberalkonservative Renaissance erleben. Das jedenfalls ist meine Folgerung aus der jetzigen Situation. Natürlich kann sie - wie jede Prognose - irrig sein.
*
Im Jahr 2010 erschienen dem gefertigten Verfasser derartige Vorhersagen als reichlich avantgardistische Zukunftsmusik. War die Sarrazin-Debatte, in deren Verlauf das mit dem Anathema belegte Opus zum Bestseller wurde, wirklich ein Beleg dafür, dass die Bevölkerung mit dem Geldbeutel für eine offene Diskussion abgestimmt hatte? Oder war es nicht vielmehr die Neugier derjenigen, die durch die Warnrufe der Moralapostel auf das Buch aufmerksam geworden waren und dieses nun aus voyeuristischen Motiven erwarben?
Freilich: Zettel brachte in der Folge immer wieder Exempel für die Lockerung des Korsetts der politischen Korrektheit. Und wer, so wie Zettel, intensiv die Vorgänge im europäischen Ausland beobachtete, mochte die Vorboten des Wandels, der Deutschland einmal mehr mit Verspätung erreichen sollte, schon viel früher erkennen. (So waren vielleicht die Volksbefragungen über den EU-Verfassungsvertrag in Frankreich und den Niederlanden anno 2005 die ersten Anzeichen des hier beschriebenen Prozesses.) Doch mit bloßem Auge ließ sie sich kaum wahrnehmen, die Verringerung des Mehltaus. Dazu bedurfte es erst des großen Knalls, mit dem das hier zu besprechende Jahr begann.
Die Rede ist von der Silvesternacht 2015/2016 in Köln. Vielleicht hätte dieses für bundesrepublikanische Verhältnisse beispiellose Ereignis gar nicht so viel diskursive Fahrt aufgenommen, wenn die anfänglichen Vertuschungs- und Verharmlosungsversuche unterblieben und Politik und Presse damit nicht so unbeholfen bis niveaulos umgegangen wären, wie sie das - mit Henriette Reker und Jakob Augstein als prominenten Beispielen - getan haben. Wenn am Ende dieses Jahres so offen wie noch nie über die Integration von Migranten gesprochen wird und sogar Linke, die sich freilich als Liberale bezeichnen, zu der Einsicht gelangen, dass die Realität nicht rassistisch sein kann, so wäre dies ohne die Debatte, die im Zuge der Aufarbeitung der Ereignisse auf der Domplatte eingesetzt hat, undenkbar.
Der nächste Schlag in die Kerbe waren die Landtagswahlen vom 13.03.2016 in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. In den beiden Westländern wurde die AfD drittstärkste, in Sachsen-Anhalt sogar zweitstärkste Kraft. Deutschlands angebliche Immunität gegen den sogenannten Rechtspopulismus hatte sich als Trugbild erwiesen. Plötzlich konnte man diese neue Partei rechts der Union und insbesondere auch ihr Programm nicht mehr ignorieren. Die mediale Präsenz mag der AfD nicht nur genutzt haben. Jedenfalls der Verfasser dieser Zeilen war sich nach Björn Höckes Talkshow-Auftritt mit der über die Sessellehne drapierten Deutschlandfahne in seinem Wunsch sicher, dass dieser Mann nie auch nur in die Nähe der Macht kommen möge. (Kleine Bemerkung am Rande: Von N-TV wird Höcke in der Berichterstattung über eine Pressekonferenz vom 30.07.2014 mit den folgenden Worten zitiert: "Die politische Korrektheit liegt wie der Mehltau auf unserem Land [...]". Liest hier jemand heimlich mit? Richtiges wird noch nicht dadurch falsch, dass es jemand wie Höcke äußert.)
Dann kamen das Brexit-Referendum und - ein chronologischer Sprung sei hier erlaubt - die Kür Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten. Beide Urnengänge erbrachten den Beweis dafür, dass die Meinung des Establishments nicht mehr unbedingt von der erforderlichen Mehrheit der Wähler geteilt wird. (Dass Hillary Clinton im popular vote mehr Stimmen als Trump erhielt, ist bekannt, angesichts des Wahlsystems und des darauf ausgerichteten Kampagnenverhaltens der beiden Kandidaten jedoch irrelevant.) In beiden Fällen lagen die Demoskopen mit ihren Prognosen falsch. Muss man dies dergestalt auf Deutschland transponieren, dass Umfragewerte von 15,5 Prozent für die AfD in Jörg Schönenborns demokratieabgabenfinanzierten Tortendiagrammen auf 20 oder gar 25 Prozent anwachsen könnten? Die Angst vor einer starken AfD, der die Entwicklungen in diesem Land in die Hände spielen, dürfte die Öffnung des politischen Diskurses noch weiter beflügelt haben.
Für die Verringerung des Mehltaus bedeutsam waren auch die Erschütterungen aufgrund der in der zweiten Jahreshälfte geschehenen Terrorakte, die in dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz kulminierten. Dass der sich auf den Islam berufende Terrorismus auch Deutschland ins Visier nehmen würde, verlautete seit Jahren aus den sogenannten Sicherheitskreisen. Doch solange der Kelch an der Bundesrepublik vorüberging, konnte man die Gefahr ignorieren. Das undifferenzierte, naive Bild, das Politik und Medien von der Migrationswelle gezeichnet hatten, bekam nun endgültig Risse. Und plötzlich diskutierte Deutschland über Kriminalitätsstatistiken, wie dies seit Jahrzehnten nicht mehr stattgefunden hatte.
2016 ist also das Jahr, in dem der Mehltau geschwunden ist. Geschwunden, aber nicht verschwunden. Es gibt sie natürlich noch, die Réduits der intellektuellen Verkrustung: Die Berliner Senatskoalition bildet einen solchen Rückzugsort. Manche Pressevertreter verteidigen ihre Agenda mit kritikwürdigen Methoden. Die alten Floskeln werden zum Teil noch unhinterfragt reproduziert. Doch der Wandel zeigt sich auch an manchen unverhofften Stellen: Was der niederbayerische Kabarettist Django Asül in seinem "Rückspiegel 2016" über die Kölner Silvesternacht sagt (hier das Video; das Thema wird ab 1:42 Minuten behandelt), wäre vor fünf Jahren in dieser Form nicht auf einer deutschen Bühne zum Besten gegeben oder, wenn doch, mit einem gigantischen Shitstorm beantwortet worden.
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Was steht für 2017 zu erwarten? Es ist mit einem harten, vielleicht auch schmutzigen Bundestagswahlkampf zu rechnen. Der Mangel an Fairness in der publizistischen Auseinandersetzung wird zunehmen, und es wird auf Teufel komm raus versucht werden, den gegnerischen Standpunkt zu delegitimieren und den ideologischen Widersacher zu diskreditieren. Aber die Debatte über Immigration, Integration, innere Sicherheit und Identität wird sich nicht aufhalten und nicht mehr aus formalen Gründen ("nicht hilfreich") zurückweisen lassen. Auch über die Zukunft der Europäischen Union muss endlich jenseits der etablierten Dichotomie weiter wie bisher versus Exit-Lösung geredet werden. All das sind Themen, bei denen eine konservative, womöglich auch eine liberale Partei punkten könnte. Dies scheint man in der CSU schneller begriffen zu haben als in der CDU und der FDP. Vernünftige Stimmen werden in der Auseinandersetzung bitter nottun.
Das Jahr 2017 wird zweifellos und in jedem Sinn dieses Wortes spannungsreich werden. Gleichwohl oder gerade deshalb: Allen Lesern ein glückbringendes Jahr 2017!
Noricus
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