30. November 2016

Marginalie: Eiserne Fäuste und Samthandschuhe

Wenn es nach den Grünen geht, sollen Sanktionen gegen Steuerhinterzieher künftig entfallen. Denn die Androhung von Strafen verhindere, dass sich Finanzämter und abgabepflichtige Bürger auf Augenhöhe begegneten. Applaus kommt von einigen versprengten Mitgliedern der FDP.
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Zugegeben, liebe Leser: Diese Mystifikation war zu billig, um Sie auch nur einen Augenblick lang hinters Licht zu führen. Die Samthandschuh-Offensive der Partei der Gutdünkenden bezieht sich natürlich nicht auf fiskalverkürzende Bösewichte, sondern auf unkooperative Hartz-IV-Bezieher, denen nach geltender Rechtslage Leistungskürzungen drohen und die fortan durch Motivation, Anerkennung und Beratung auf den Pfad der Tugend geführt werden sollen. Den Beifall spendeten die Schmeichler von der SED.

Während die Grünen hinsichtlich der wirksamen Bekämpfung der Steuerhinterziehung A sagen, möchten sie bezüglich des regelverletzenden Sozialleistungsempfanges das B nicht aussprechen. Die Alternativen (darf man die Claudia-Roth-Partei noch so nennen oder ist dies mittlerweile nicht mehr statthaft?) wollen die eiserne Faust gegen die eine und den Samthandschuh gegenüber der anderen Gesetzesübertretung. Konsequenz ist nun einmal wenig förderlich, wenn man eine Neiddebatte schüren und eine unterkomplexe Weltsicht zementieren möchte, in der die Täter- und die Opferrolle abonnementmäßig festgelegt sind.

Es ist schön, dass die Grünen immer wieder unaufgefordert ihre Unwählbarkeit bestätigen.

Noricus

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