Vor
einigen Tagen habe ich mir Gedanken zum gemeinen deutschen Pack gemacht, das
Siggi Pop ganz gerne aus Deutschland ausschließen, zumindest dem gegenüber er
seine Augen gerne verschließen möchte. Andere Autoren sind dann noch einen
Schritt weiter gegangen und haben halb Sachsen zum Pack erklärt, womit der
Begriff Dunkeldeutschland eine fragwürdige Renaissance erleben durfte. Und wie
immer, wenn man etwas skalieren kann, so macht das in aller Regel nicht an
einer Ländergrenze halt: Es gibt nicht nur Dunkeldeutschland, es gibt
inzwischen auch Dunkeleuropa, zumindest in Teilen. Die Nummer eins der
Dunkelmänner (Dunkelfrauen gibt es bekanntlich nicht) sind inzwischen wohl die
Ungarn, die es angesichts des Elends dieser Welt tatsächlich gewagt haben, auf
bestehende Verträge und Gesetze zu verweisen. Aber auch andere Europäer sind
nicht so ohne, gibt es doch Länder die mehr oder weniger offen verkünden, dass
sie eben keine oder nur bestimmte „Flüchtlinge“ (neudeutsch: Migranten) aufnehmen wollen. Und
manchmal (aber nur manchmal) gibt es auch mal ein ehrliches Wort darüber, dass
man seine kulturelle Homogenität gerne erhalten möchte. Das ist dann schon
ziemlich Pack. Um nicht zu sagen Autobahn.
An
dieser Stelle möchte ich weniger die Frage stellen, ob dieser Wunsch sinnvoll,
zukunftsweisend oder richtig ist, sondern eher die Frage, ob man diesen Wunsch
haben darf, ob man ihn artikulieren darf und ob man ihn auch durchsetzen darf. Fragt
man die nationale oder auch internationale Linke, so darf man nicht. Es ist
ausgesprochen Autobahn zu sagen, dass man die multikulturelle Gesellschaft
nicht wünscht. In den (deutschen) Medien gilt analoges und selbst in der Union wird sich
heute kaum jemand finden, der das überzeugend vorträgt. Da wird dann gerne auf
wahlweise auf Völkerfreundschaft, Wirtschaft, Forschung, sogar Genetik (auch
wenn das in anderen Kontexten noch viel mehr Autobahn ist) verwiesen und nicht
zuletzt auch –zurecht- auf den Rechtsstaat. Das GG (wie auch die analogen Verfassungen anderer Länder) kennt keine Unterschiede der
Kulturen. Und wer Staatsbürger ist, genießt uneingeschränkt die Grundrechte.
Daran zu rütteln ist in der Tat undenkbar und muss auch undenkbar bleiben. Kein
Staatsbürger ist irgendeiner Leitkultur verpflichtet.
Das
gilt allerdings nicht (!) für diejenigen, die gerne Staatsbürger werden wollen oder
auch in einem Land leben wollen, ohne die Staatsbürgerschaft zu besitzen. An
Migranten wie Gäste kann und darf der Staat (und damit die Gesellschaft) andere
Forderungen stellen als an Staatsbürger. Ein Land wird nicht zum Unrechtsstaat,
wenn es beispielsweise beschließt, dass keine Zuwanderung oder nur eine
bestimmte Zuwanderung stattfinden soll. Ob das klug ist, steht auf einem ganz
anderen Blatt, aber es kann immer noch ein verfasster Rechtsstaat sein.
Nahezu
alle klassischen Einwanderungsländer haben solche Regeln (wer sich mal die
strengen Regeln ansieht, die beispielsweise in Neuseeland gelten, wird das
nachvollziehen können). Übliche Unterscheidungsmerkmale sind Alter, Ausbildung
(und damit in der Folge auch Intelligenz), Gesundheit oder auch
wirtschaftlicher Status. Alles kein Problem. Nur Kultur kommt offiziell (!)
nicht vor.
Warum
eigentlich? Wenn wir nach Intelligenz diskriminieren (was eigentlich ziemlich
fies ist, denn Intelligenz kann man nicht reinhexen), wo ist dann ein Problem
nach kulturellem Hintergrund zu diskriminieren (den man vielleicht ja sogar
ändern kann)? Unsere osteuropäischen Nachbarn finden diese Diskriminierung vergleichsweise
normal (vielleicht weil sie noch nicht lange genug unter dem Dauerfeuer der
political correctness stehen). Aber warum soll es das auch nicht sein?
Warum
soll eine Gesellschaft nicht die Entscheidung treffen dürfen, homogen bleiben
zu dürfen? Ist das nicht eine ziemlich üble Bevormundung? Ist das die im Moment
permanent beschworene europäische Wertegemeinschaft, die ein Volk dazu
verpflichten will, sich zu ändern und sich gefälligst nach dem Bild seiner
Nachbarn zu orientieren?
Wie
verträgt sich das mit der permanent von uns angebeteten Demokratie? Soll die
nur so lange gelten, wie „uns“ das Ergebnis gefällt? Wollen wir jetzt, wie sich
das ja diverse EU-Granden (und jede Menge deutsche Politiker) vorstellen,
unseren osteuropäischen Nachbarn die Geldmittel kürzen, weil sie nicht so
denken wie wir? Ist das Europa? Dann könnte man nur jedem empfehlen so schnell
wie möglich aus diesem Europa auszutreten, denn mit Demokratie hat das nichts
mehr zu tun.
Man
kann ja durchaus ein Anhänger der multikulturellen Gesellschaft sein. Ich kenne
solche durchaus. Aber dann sollte man auch so ehrlich sein und zugeben, dass
diese durchaus massive Probleme mit sich bringt. Ich für meinen Teil habe mein
Studium in einem Stadtteil gelebt, der zu fast einem Viertel aus arabischen
Migranten bestand. Machen wir es kurz: Das brauche ich nie wieder. (Und heute
kann ich es mir leisten, dass ich das auch nicht muss.) Die Probleme der
multikulturellen Gesellschaft erleben viele von uns jeden Tag hautnah. Damit
will ich gar nicht sagen, dass sie nicht auch große Vorteile bringt, aber die
Nachteile sind eben auch da. Wenn unsere Nachbarn diese Nachteile nicht wollen,
mit welchem verdammten Recht meinen „wir“ sie dazu zwingen zu dürfen?
Das
ist eine Form deutscher Blasiertheit, die mich unheimlich abstößt. Deutschland,
ausgerechnet Deutschland, erklärt seinen Nachbarn was es nach dem Krieg alles
gelernt hat und wie man sich doch bitte verhalten soll, um kein Rassist zu
sein. Ein kleines bisschen Bescheidenheit würde nicht allzu sehr schaden.
Llarian
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