28. August 2011

Zitate des Tages: "Jeder muß überall hingehen können". Die "Grünen" und die Freiheit des Andersdenkenden

Leitbild der Grünen sei: "Jeder muss überall hingehen können."
Der Vorsitzende der Fraktion der Partei "Die Grünen" im Berliner Abgeordnetenhaus, Volker Ratzmann, zitiert von der FAZ, in deren Wochenendausgabe sich Mechthild Küpper mit der Position der Berliner "Grünen" zur öffentlichen Sicherheit befaßt.
Der Kreuzberger Grünen-Abgeordnete Özcan Mutlu sagte, die lautstarke Kritik sei kein Zeichen von Intoleranz, sondern ein Zeichen von politischer Reife. "Was hat er denn erwartet, so wie er sich verhalten hat? Dass ihm der Obsthändler auch noch Erdbeeren schenkt?"
Aus einem Bericht der "Berliner Morgenpost" über Thilo Sarrazin, der Mitte Juli von einem wütenden Mob aus Kreuzberg verjagt worden war, als er dort in Begleitung eines Kamerateams einen Rundgang zu machen und mit den Bürgern zu sprechen versuchte.

Kommentar: Damit Sie die Gegenüberstellung der beiden Zitate nicht mißverstehen: Das "Jeder muß überall hingehen können" bezog sich nicht auf diesen Vorfall. Kein Vertreter der Berliner "Grünen", auch nicht Ratzmann, hat - meines Wissens - seinerzeit das Recht Sarrazins verteidigt, sich unbehelligt auch in Kreuzberg aufhalten zu dürfen.

Und auch Cem Özdemir hat es nicht getan, als sich ihm kürzlich die offensichtliche Gelegenheit dazu bot. Die "Berliner Morgenpost" am 16. August:
Der Neuköllner Wochenmarkt liegt an diesem Dienstagmittag in der Sonne, die Besucher sind zahlreich gekommen. (...) Auch Cem Özdemir ist gekommen – aber nicht, um einzukaufen, sondern um Ökobeutel zu verteilen. (...)

Zufall ist es sicher nicht, dass die Grünen genau den Ort aufsuchen, an dem Thilo Sarrazin vor zwei Wochen verjagt wurde. Die Journalisten Güner Balci war kürzlich für das ZDF-Magazin "Aspekte" mit dem ehemaligen Berliner Finanzsenator nach Kreuzberg gegangen, um dort mit Migranten über dessen umstrittenes Buch "Deutschland schafft sich ab" zu sprechen. Auf dem Markt am Maybachufer wurde Sarrazin ausgebuht und beschimpft, der SPD-Politiker und die Journalistin brachen die Dreharbeiten ab.

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir weiß, dass ihm das nicht droht. Als er von Stand zu Stand zieht, diskutiert er auf Türkisch. Viele Händler genießen die Aufmerksamkeit, die meisten sagen, dass sie Özdemir mögen. An diesem Tag ist er, wenn man so will, der Anti-Sarrazin.
Jeder muß in Berlin überall hingehen können; vorausgesetzt, er hat die richtige politische Gesinnung. Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden. Vorausgesetzt, er ist kein Sarrazin, sondern ein Anti-Sarrazin.
Zettel



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.