12. August 2021

Stolpern bis der Arzt kommt. Heute mit Armin Flaschet.

Armin Laschet, von diesem Autor kosend auch gerne als Flaschet bezeichnet, macht seinem Namen alle Ehre. Der Ball lag in den letzten Wochen mehrmals auf dem Elfmeterpunkt und Flaschet kam, sah, und ballerte den Ball in traumtänzerischer Sicherheit weit über den Kasten. Und das selbst dann, als weit und breit kein Torhüter auf dem Platz war.

­So hatte Flaschet, als im Juni die Zahlen der Infizierten dramatisch sanken, die Möglichkeit endlich mal wieder den Rechtsstaat einzufangen und sich an die Spitze derer zu setzen, die wieder zur Normalität zurück wollten. Seine Machtposition hätte es ihm zweifelsohne erlaubt hier einen eigenen Standpunkt einzunehmen, ohne dass man ihn von oben effektiv zur Ordnung hätte rufen können. Zaghaft ging er in diese Richtung, doch kaum sprach seine Kanzlerin ein Machtwort, wurde brav der Schwanz wieder eingekniffen. Das seine Kanzlerin ihn offen verachtet, sich sogar teilweise offen an die Seite des Gegners stellt, es beeindruckt Flaschet nicht, der immer noch nur ein böses Wort der Gottkanzlerin oder ihres Hofstaates fürchtet.

Dann, Mitte Juli, die Katastrophe im Ahrtal, menschlich eine Tragödie, aber politisch eine Vorlage. Schröder bewies 2002, dass man noch so inkompetent regieren kann (und die Regierung Schröder I war in der Beziehung weit vorne), wenn man sich nur als Macher auf den Deich stellt, man eine Wahl komplett herumdrehen kann. Und was tat Flaschet? Er lies sich beim Scherzen bei einer Ansprache von Steinmeier erwischen und glänzte durch genau gar nichts. Während seine Kontrahenten Scholz und vor allem Baerbock im Hochwassergebiet nichts verloren hatten (letztere hat ja nicht einmal eine offizielle Position außer Wahlkampf und Lebenslauf überarbeiten), wäre es sein Job als Landesvater(!) gewesen, sich wochenlang auf diesen Deich zu stellen. Wenn man sieht mit welcher Inkompetenz von staatlicher(!) Seite bis heute hier gearbeitet wird, wäre das eine Steilvorlage von historischem Ausmaß gewesen. Aber Flaschet? Nichts. Hat seinen Wahlkampfauftritt gemacht und ansonsten die Leute schlicht im Stich gelassen. Dass seine Gottkanzlerin ihn nebenher im Regen (no pun intended) stehen lies und sich lieber mit dem politischen Gegner ablichten lies, ist da nur der Zucker auf dem Kuchen. 

Und es reißt nicht ab: Der Bund übt sich mal wieder im Totalitarismus und der kleine Bayern Napoleon schickt sich an ein Millionenheer von potentiellen Wählern zu Menschen zweiter Klasse zu erklären. Die Deutschen sehnen sich nach Normalität, wie im Ausland schon seit Wochen propagiert, aber Merkel und Söder wollen lieber ein "bischen nachschärfen" (weil alles andere ohnehin über ihre mentalen Fähigkeiten hinaus geht). Eigentlich eine Riesenchance mit neuen Konzepten aufzutrumpfen. Alleine die "Inzidenz" als Maß aller Dinge ist nicht nur verhasst, sie wird auch von kaum jemandem noch goutiert, mal ab vom inneren Hofstaat. Eine einmalige Chance mit Fachleuten eine Alternative vorzulegen. Sich zu etablieren als Macher, als jemand mit eigener Meinung und mit einem Profil. Und was tut Flaschet? Nichts. Macht der Gewohnheit? Ein kleiner Ministerpräsident aus Niedersachsen zeigt offen seinen Widerstand gegen das Totalitarismusgespann Merkel und Söder und Flaschet sitzt im Hintergrund und dreht Däumchen. 

Und die Folgen zeigen sich deutlich: Die Union stürzt vollkommen ab. Selbst wenn man mal den Märchen Bonus der Presse beiseite lässt (AfD bei 10 Prozent, ja, träumt weiter), aber die Tendenz passt durchaus. Warum sollte man denn die Union wählen? Für ihre tolle Corona-Politik sicher nicht. Diejenigen, die von Söder und seiner Gesundheits/Ökodiktatur träumen, werden nicht großartig Flaschet wählen. Sie wählen folgerichtig eher die Grünen, die ihnen die Diktatur ja sogar offen versprechen und in bunte Farben malen. Die, die sich einen Rechtsstaat zurück wünschen, sehen in ihm aber auch keinen Verbündeten. Und wer sich einen Macher wünscht, wird selbst vom Image eines Olaf Scholz mehr angetan sein, als von Flaschet. Persönlich glaube ich auch inzwischen, dass Olaf Scholz mehr gebacken bekäme als Flaschet, nur wäre das eine Volksfrontregierung, die einfach nur zum Verlassen des Landes motiviert. 

Was hat die Union eine Pfeife aufgestellt. Es war die logische Pfeife, klar. Und sie ist sicher besser als der Möchtergerndiktator aus Bayern. Aber selten ist ein Politiker so negativ im Spurt auf eine Bundestagswahl rumgestolpert wie Armin Laschet. Selbst seine Bräsigkeit, Martin Schulz, himself, war im Wahlkampf weniger passiv, und das will was heißen. Und die Zeit wird langsam knapp. Natürlich könnte ein neues Thema kommen und wieder Bewegung in die Sache bringen, aber das ist nicht sehr wahrscheinlich. Zumal ich mir als Unions-Kandidat auch Gedanken machen würde, warum in den letzten zwei Wochen vor der US Wahl kritische Berichterstattung über Demokraten nicht mehr statt fand und Fakten, die für Trump sprachen, erst Wochen nach der Wahl auftauchten. Das wird in Deutschland kaum anders sein. Wenn Flaschet den Schwung nicht den nächsten drei Wochen bekommt, dann kommt er nicht mehr. 

Ich glaube immer noch nicht an die Riesenergebnisse für Grün, die die Presse sich so erträumt. Aber es wird enger. Und wenn nur genügend konservative Wähler, die es nicht über sich bringen die AfD zu wählen und Christian Lindner nicht leiden können, einfach zuhause bleiben, dann könnte Olaf Scholz der lachende Sieger werden. Unwahrscheinlich, aber durchaus eine Außenseiterwette mit vorhandenem Risiko. 

Llarian

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