25. Februar 2009

Marginalie: Präsident Obama spricht. Präsident Obama handelt. Wissen Sie, was "Cronyism" ist?

Präsident Obama hat in der vergangenen Nacht vor beiden Häusern des US-Kongresses eine Rede gehalten. Eine glänzende, eine große Rede. Es fehlte nicht viel, und die versammelten Abgeordneten und Senatoren hätten am Ende im Chor "Amen" gesagt.

Wäre es die Aufgabe des amerikanischen Präsidenten, Reden zu halten - Barack Obama hätte die Aussicht, als einer der großen Präsidenten in die Geschichte der Vereinigten Staaten einzugehen.



Aber Reden und Handeln, das ist halt zweierlei.

Auch im Wahlkampf hat Barack Obama viel geredet, hat er beeindruckend geredet. Im Wahlkampf hatte er, schrieb gestern die London Times, "campaigned on a promise to end the culture of cronyism", mit dem Versprechen geworben, Schluß zu machen mit der Kultur des Cronyism - also der Vetternwirtschaft, die in den USA unter anderem darin besteht, daß Leute, die einem späteren Präsidenten im Wahlkampf geholfen haben, mit Botschafter- Posten belohnt werden.

Zu denen, die dem späteren Präsidenten Obama im Wahlkampf ganz besonders geholfen haben, gehört der 71jährige Bankier Louis Susman. Susman war als ein sogenannter "Bundler" tätig: Er sammelte Kleinspenden für Obama, die er dann "gebündelt" an diesen ablieferte. Insgesamt, so wird geschätzt, mindestens 500.000 Dollar, auf die er noch 100.000 Dollar aus seinem eigenen Vermögen packte.

Nun raten Sie einmal, was Louis Susman (nach Berichten nicht nur der Times, die vom Weißen Haus nicht dementiert wurden) werden soll?

Richtig, Botschafter. Und zwar nicht in irgendeinem unbedeutenden Staat der Dritten Welt, sondern in London.

Dort wird er den von Präsident Bush ernannten Robert Tuttle ablösen. Tuttle, der von Außenpolitik ebenso viel verstand wie jetzt Susman davon versteht, nämlich nichts, hatte sich wie dieser für den Job qualifiziert: Er hatte Geld für den Wahlkampf von Präsident Bush aufgebracht.

Allerdings nicht 600.000, sondern nur 200.000 Dollar. Man sieht, auch hier sticht der neue Präsident den alten eindeutig aus. Yes, he can.



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