Das Objekt auf dem Bild ist ein Iridium- Satellit: Ein Trumm von ungefähr vier Metern Länge und einer halben Tonne Masse. Einer von 66, die bis vorgestern um die Erde kreisten. Jetzt sind's nur noch 65.
Allerdings nur vorübergehend. Es sind im Augenblick 65 Iridium, die einsatzfähig sind. Aber die Gesellschaft, die sie betreibt, hat einige in Reserve. Einen davon wird sie jetzt dorthin verschieben, wo die Lücke entstanden ist. Dann sind's wieder 66.
Sie haben, lieber Leser, vielleicht gestern oder heute Meldungen gelesen wie diese in "Spiegel- Online": "Kollision im All - Russischer Weltraumschrott zerstört US-Satellit". Geht es Ihnen auch so wie mir oft - wenn man das gelesen hat, dann hat man mehr Fragen, als man Informationen bekommen hat? Irgend etwas ist passiert, aber nichts Genaues erfährt man nicht.
Hier deshalb einige Antworten auf Fragen, die Sie vielleicht beim Lesen der jetzigen Meldungen hatten:
Allerdings nur vorübergehend. Es sind im Augenblick 65 Iridium, die einsatzfähig sind. Aber die Gesellschaft, die sie betreibt, hat einige in Reserve. Einen davon wird sie jetzt dorthin verschieben, wo die Lücke entstanden ist. Dann sind's wieder 66.
Sie haben, lieber Leser, vielleicht gestern oder heute Meldungen gelesen wie diese in "Spiegel- Online": "Kollision im All - Russischer Weltraumschrott zerstört US-Satellit". Geht es Ihnen auch so wie mir oft - wenn man das gelesen hat, dann hat man mehr Fragen, als man Informationen bekommen hat? Irgend etwas ist passiert, aber nichts Genaues erfährt man nicht.
Hier deshalb einige Antworten auf Fragen, die Sie vielleicht beim Lesen der jetzigen Meldungen hatten:
Wenn Ihnen diese Informationen noch nicht genügen, dann empfehle ich die folgenden Quellen, die auch ich hauptsächlich benutzt habe: The Aviation Week, Space.com, The New Scientist, The Houston Chronicle (wegen des dortigen Raumfahrt- Zentrums immer exzellent bei solchen Themen), The New York Times und natürlich wie immer die Wikipedia.Wieso können eigentlich zwei Satelliten kollidieren? Ziehen sie denn nicht auf unveränderlichen Bahnen ihre Kreise um die Erde? - Im Prinzip ist die Bahn eines Satelliten unveränderlich, wenn er einmal in seinen Orbit geschossen ist. Sie folgt dann den Kepler'schen Gesetzen. Aber eben nur im Prinzip. Auf die Bahndaten wirken verschiedene Faktoren ein: Auch in großer Höhe gibt es noch Luftmoleküle, also Reibung. Zweitens unterliegt der Satellit den Gesetzen der Himmelsmechanik. Andere Objekte verändern durch Anziehung seine Bahn. Kann man denn die Satelliten nicht so plazieren, daß sie einander nicht begegnen können? Ist denn im erdnahen Raum dafür nicht genug Platz? - An sich schon. Aber bestimmte Bahnen haben Vorteile. Sehr schwere Objekte wie die ISS werden in eine erdnahe Bahn geschossen; gerade hoch genug, daß die Reibung sie nicht bald wieder zum Absturz bringt. Das sind 300 bis 400 km Höhe. Satelliten, die sich mit derselben Geschwindigkeit um die Erde bewegen, mit der diese sich dreht - die also immer "am selben Ort am Himmel sind"; sogenannte geostationäre Satelliten - befinden sich in ungefähr 36.000 km Höhe.
Und dann gibt es noch LEO, den Low Earth Orbit, in dem sich zum Beispiel die nicht geostationären Kommunikations- Satelliten befinden: Ungefähr 700 bis 800 km hoch. Weit genug weg, damit sie ein genügend großes Gebiet bestreichen (siehe die grünen Kreise in der Abbildung). Nah genug, damit eine geringe Sendenergie ausreicht, bei kurzen Laufzeiten. In solchen LEOs trafen sich jetzt der Iridium- Satellit und ein russischer Kosmos- Kommunikations- Satellit von rund einer Tonne Masse.Wenn sich z.B. ein Soyuz- Raumschiff der ISS nähert, dann sieht man, daß das ganz langsam geht. Wieso krachten jetzt die beiden Satelliten so ineinander, daß es vermutlich Tausende von Trümmerteilen gibt? - Weil sie sich nicht auf derselben Bahn befanden. Zwei Objekte mit denselben Bahndaten können in der Tat "nebeneinander herfliegen" oder sich ganz langsam nähern, wie eben beim Rendezvous einer Soyus mit der ISS. Iridium und Kosmos, die in entgegengesetzten Richtungen flogen, hatten aber, als ihre Bahnen sich kreuzten, eine Relativgeschwindigkeit von rund 7 Meilen pro Sekunde zueinander. Ein Halbtonner, der mit vierzigtausend Stundenkilometern in einen Eintonner kracht - so ungefähr hat man sich das vorzustellen. Wie groß ist die Gefahr, die von den Trümmern ausgeht? - Das ist im Augenblick schwer zu berechnen. Die NASA und das Pentagon halten sich bedeckt und sprechen vage von einer "geringen Gefahr". Noch ist unklar, wieviele Trümmerteile entstanden sind. Die erste Zählung ergab mehr als fünfhundert, aber es könnten Tausende sein. Sie sind auseinandergesprüht wie ein Kiesbett, in das man einen Felsbrocken wirft. Ein Teil könnte durchaus z.B. auf die Bahn der ISS gelangen. Eine größere Gefahr dürfte aber für andere Satelliten in einer LEO ausgehen. Diese könnten, wenn getroffen, ebenfalls in Trümmer zerfliegen - eine Kettenreaktion, die im Augenblick niemand ausrechnen kann. Ist die ISS also bedroht? - Wahrscheinlich nicht. Gegen kleine Objekte schützt sie ihre Außenhaut. Größeren kann sie, da sie manövrierfähig ist, ausweichen. Wenn sie rechtzeitig entdeckt werden. Was tun eigentlich diese Iridium- Satelliten auf dieser LEO in rund 800 km Höhe? - Die Frage ist berechtigter, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Denn an sich ist die geostationäre Bahn die ideale Bahn für Kommunikations- Satelliten (wie z.B. die ASTRA- Satelliten, die uns das Satelliten-TV liefern). Da der Satellit über demselben Ort "steht", kann eine Antenne fest auf ihn ausgerichtet werden. Da er sich in so großer Höhe befindet, kann er ein großes Gebiet versorgen. Warum also die Iridium- Satelliten auf ihren vergleichsweise niedrigen Bahnen?
Um den ganzen Globus zu versorgen, braucht man nicht weniger als eben jene 66, von denen jetzt einer fehlt. Sie kreisen auf Polarbahnen, jeweils in einem Winkel gegeneinander versetzt, und kommunizieren nicht nur mit den Benutzern auf der Erde, sondern auch untereinander.
Damit kann von jedem Punkt der Erde aus mit jedem anderen telefoniert werden. Und zwar mit einer Art Handy (freilich ein Stück größer), das direkt Signale zum jeweils nächsten Iridium sendet und von ihm empfängt. Das ist wichtig vor allem für Schiffe auf dem Meer und weit abgelegene Stationen (etwa in der Arktis), die logischerweise nicht auf das Netz eines Handy- Anbieters zurückgreifen können. Geostationäre Satelliten kommen dafür nicht in Frage, weil wegen der großen Entfernung die Sende- Energie eines solchen Spezial- Handys zu gering ist, um sie zu erreichen. Dazu braucht man schon eine kleine Schüssel.
Die Sache ist natürlich sehr teuer. Eine Minute kostet um die zwei Dollar; hinzu kommt eine happige Grundgebühr. Hauptkunde ist übrigens das Pentagon.
Titelvignette: NASA; Public Domain. Für Kommentare bitte hier klicken.