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25. August 2009

Marginalie: "Mit mir ist zu rechnen! Physikerinnen machen Karriere". Neues zum Fall der "Atomexpertin" Oda Becker

Am Sonntag schrieb ich einen Artikel, in dem es um ein Gutachten zum KKW Krümmel ging. In diesem Gutachten heißt es laut einer Meldung in "Spiegel- Online", daß in Krümmel "die erhöhte Gefahr" bestehe, daß es "zu einem schweren Unfall" komme. Fazit der Gutachterin: "Zum Schutze der Bevölkerung ist daher von einer erneuten Inbetriebnahme abzuraten."

In dem Artikel habe ich mich mit der Qualifikation dieser Gutachterin, Oda Becker, auf dem Gebiet der Reaktorsicherheit befaßt. Das Ergebnis war, daß diese Qualifikation, soweit ich es ermitteln konnte, null ist: Sie hat weder jemals im Bereich der Reaktorsicherheit gearbeitet noch dazu irgendwelche wissenschaftlichen Publikationen vorgelegt. Sie hat, soweit ich herausfinden konnte, überhaupt noch nie einen wissenschaftlichen Artikel publiziert.

Ich hatte dieses vorläufige Fazit mit der Bitte an die Leser verbunden, es mir mitzuteilen, wenn ihnen wissenschaftliche Publikationen von Oda Becker bekannt geworden seien. Hier die bisherigen Reaktionen.



In "Zettels kleinem Zimmer" berichtet Dagny, Doktorandin in Physik und Autorin beim Antibürokratieteam, daß in der Datenbasis PROLA der American Physical Society keine einzige Publikation von Oda Becker zu finden ist; ebensowenig in einer entsprechenden Datenbank für europäische Publikationen.

Fündig geworden ist hingegen Stefanolix , der in seinem Blog auf einen Workshop hinweist, den Oda Becker im Oktober 2004 geleitet hat. Titel: "Der Schlüssel zum Erfolg. Soft Skills für Physikerinnen". Die PDF-Datei enthält die Folien zu dem Vortrag. Hier das Programm:
Freitag
16:00 Organisatorische Fragen und inhaltliche Einstimmung
17:00 Einführung in "Softskills" und ihre Bedeutung für den Berufsalltag
19:30 Spielerischer Einstieg in das Thema "Rhetorik"

Samstag
09:00 Theorie und Praxis der Rhetorik (Gründe der Redeangst und Interventionsstrategien, kleine Übungen)
11:00 Kommunikationstheorien (4-Ohren Modell, Transaktionsanalyse)
12:00 Geschlechtsspezifische Kommunikationsunterschiede
14:00 Nonverbale Kommunikation
15:00 Analyse von Gesprächssituationen
16:00 Analyse von Gesprächssituationen (Rollenspiele)

Sonntag
09:00 Auseinandersetzung mit "Macht", "Erfolg", und "Bluffen"
10:00 Zeitmanagement (Teil 1)
11:00 Zeitmanagement (Teil 2)
12:15 Abschlussrunde
Also das Standardprogramm eines Kurses "Rhetorik für Frauen".

Und dann ist da noch ein besonders hübscher Fund, über den in "Zettels kleinem Zimmer" Juno und Gorgasal berichten:

Der einzige bisher zu ermittelnde Vortrag, den Oda Becker auf einer wissenschaftlichen Tagung gehalten hat, fand am 7. Februar 2003 auf einer Veranstaltung des Arbeitskreises Chancengleichheit in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft statt.

Titel der Veranstaltung: "Mit mir ist zu rechnen! Physikerinnen machen Karriere". Titel des Vortrags von Oda Becker: "Nicht nur die fachliche Qualifikation zählt".

Wohl wahr.



Sie werden sich, lieber Leser, vielleicht gefragt haben, warum ich den am Sonntag erschienenen Artikel in die Reihe "Deutschland im Öko- Würgegriff" gestellt habe, in der es sonst überwiegend um Einschränkungen unserer Freiheit durch Umweltzonen, Glühbirnenverbot, zwangsweise verordnete Solardächer und dergleichen geht.

Ich habe es deshalb getan, weil das Bemerkenswerte an dem Fall Oda Becker ist, daß er nicht als der Fall Oda Becker wahrgenommen wird. Wer im Namen von Öko auftritt, der ist offenbar automatisch gegen jede Kritik in der Öffentlichkeit immunisiert. Auch das ist ein Aspekt - und nicht der geringste - des Öko- Würgegriffs, dem wir zunehmend ausgesetzt sind.

Stellen Sie sich einmal vor, Vattenfall hätte ein Gutachten vorgelegt, das Krümmel einen guten Sicherheitsstandard attestiert.

Und dann hätte sich herausgestellt, daß dieses Gutachten nicht von einem Experten für Reaktorsicherheit angefertigt wurde, sondern von einem nicht promovierten Diplom- Physiker, der niemals etwas mit Reaktorsicherheit zu tun hatte, der nie auch nur eine einzige wissenschaftliche Arbeit publiziert hat, der aber im Bereich "Wie mache ich erfolgreich Karriere?" engagiert ist.

Nicht wahr, das wäre ein Skandal, der die Medien kräftig beschäftigen würde. Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen aber darf sich so etwas erlauben, und sie kommt damit durch.

Oda Becker, die nichts vorzuweisen hat als ein Diplom in Physik, darf als "Expertin" für Reaktorsicherheit auftreten und gutachten, und niemand widerspricht. Ebenso könnte ein Biologe, der seine Diplomarbeit in Ornithologie geschrieben hat und der nie einen Fuß in ein Krebszentrum gesetzt hat, mit einem Gutachten über ein neues Verfahren der Tumordiagnostik betraut werden.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.

23. August 2009

Deutschland im Öko-Würgegriff (18): "Erhöhte Gefahr eines schweren Unfalls in Krümmel". Eine Expertin gutachtet

Gestern berichtete das Ressort "Wissenschaft und Technik" von "Spiegel- Online", laut einem neuen Gutachten über das KKW Krümmel bestehe dort, "verursacht durch die mangelhafte Sicherheitskultur des Betreibers, die erhöhte Gefahr, dass eine Kombination aus Bedienungsfehlern und technischen Fehlern zu einem schweren Unfall" führt. "Zum Schutze der Bevölkerung ist daher von einer erneuten Inbetriebnahme abzuraten."

Das ist ein schwerwiegendes Urteil in einem Gutachten. Wenn ein Experte für Reaktorsicherheit derartig über Krümmel urteilt, dann hat das ein anderes Gewicht, als wenn es Politiker sagen. Es bedeutet vernünftigerweise das Ende dieses KKW. Niemand kann es verantworten, ein Kraftwerk weiter zu betreiben, in dem die erhöhte Gefahr eines schweren Unfalls besteht.

Ob ein KKW sicher ist, das ist trivialerweise eine Frage, für den der Forschungsbereich Reaktorsicherheit zuständig ist. Auf diesem Gebiet der Ingenieurwissenschaften ist Deutschland weltweit führend. Umso schwerer wiegt das Urteil eines deutschen Experten.

Lehrstühle und Institute, die speziell zur Reaktorsicherheit forschen, gibt es beispielsweise an der TH Aachen (Prof. Dr. Hans- Josef Allelein), der TU München (Prof. Dr. Adolf Birkhofer), der Universität- TH Karlsruhe (Prof. Dr. D. G. Cacuci) und am Forschungszentrum Karlsruhe.

Wer ein Gutachten zur Sicherheit eines KKW haben möchte, der hat also zahlreiche Experten zur Verfügung; den jeweiligen Lehrstuhlinhaber sowie seine Mitarbeiter, soweit sie durch ihre Forschungsarbeiten hinlänglich ihre Sachkenntnis unter Beweis gestellt haben.



Laut der zitierten Meldung wurde das Gutachten von der Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen in Auftrag gegeben. Welche deutsche Universität, die über einen Lehrstuhl für Reaktorsicherheit verfügt, haben die Grünen mit dem Gutachten beauftragt?

Gar keine. Sie haben das Gutachten bei Oda Becker bestellt.

Wer ist Oda Becker? Das ist gar nicht so leicht herauszufinden. Ich habe einigermaßen lang recherchiert, und das Ergebnis war dürftig, recht dürftig in der Tat.

Sie wird in Pressemeldungen als "Hannoveraner Physikerin" bezeichnet. Aber in Hannover gibt es gar keine Technische Hochschule und auch sonst keine Einrichtung, die über Reaktorsicherheit forscht. Wo also ist Oda Becker tätig, an welchem Institut ist sie Professorin?

Professorin ist sie gar nicht. Promoviert ist sie auch nicht. Jedenfalls habe ich keine Quelle gefunden, wo sie mit Doktortitel aufgeführt wäre; stets nur als Diplom- Physikerin. An einem Universitäts- Institut ist sie ebenfalls nicht tätig. Sondern sie arbeitet an der Fachhochschule Hannover. Diese hat weder einen Lehrstuhl noch ein Institut für Reaktorsicherheit.

Oda Becker ist an der Fakultät I beschäftigt. Das ist die Fakultät für Elektro- und Informationstechnik. Nukleartechnik kommt dort nicht vor, also auch nicht Reaktorsicherheit.

An dieser Fakultät ist Oda Becker laut Personalverzeichnis "V-Prof.". Das heißt vermutlich "Vertretungsprofessorin". Die übliche Bezeichnung für dieses Amt ist "Lehrstuhlvertreter". Lehrstuhlvertreter sind Wissenschaftler, die bisher keinen Ruf auf eine Professur bekommen haben und die vorübergehend eine nicht besetzte (vakante) Stelle vertreten. Üblicherweise wird dafür an einer Universität die Habilitation verlangt; Fachhochschulen mögen es anders handhaben. Wenn es stimmt, daß Frau Becker nicht promoviert ist, kann sie allerdings auch nicht habilitiert sein.



Nun gut, werden Sie vielleicht sagen, das sind Äußerlichkeiten. Es ist zwar nicht klar, wie man über Reaktorsicherheit forschen kann, wenn man das nicht in einem Team an einem einschlägigen Lehrstuhl oder Institut tut; aber vielleicht hat Oda Becker ja im Ausland geforscht, bevor sie nach Hannover ging?

Was ein Wissenschaftler geforscht hat, das kann man seinem Publikationsverzeichnis entnehmen. Also habe ich herauszufinden versucht, was Oda Becker denn publiziert hat. Beim Internetauftritt der FH Hannover - Fehlanzeige. Also Google scholar, eine spezielle Suchmaschine für wissenschaftliche Arbeiten.

Dort finden sich einige Texte, bei denen Oda Becker als Mitautorin auftritt - aber darunter keine einzige Arbeit, die in einer Fachzeitschrift, als Publikation einer Akademie der Wissenschaften oder sonst in einem wissenschaftlichen Publikations- Organ erschienen wäre!

Es handelt sich im wesentlichen um einen Text für Greenpeace, sodann dessen Übersetzung ins Portugiesische, um einen Text unbekannten Publikationsorts, der von den Grünen Delmenhorst ins Netz gestellt wurde, und schließlich um einen Vortrag auf dem "23. Kongress Frauen in Naturwissenschaft und Technik", dessen Text offenbar nicht publiziert wurde.

Das ist es. Publikationen in Fachzeitschriften: null. Eigene wissenschaftliche Untersuchungen: null.

Ich habe bei allen Recherche- Bemühungen keinen Hinweis darauf gefunden, daß Oda Becker auch nur irgenwann in einem Institut für Reaktorsicherheit gearbeitet hätte. Wissenschaftliche Publikationen sind von ihr auch außerhalb des Gebiets der Reaktorsicherheit nicht zu ermitteln; jedenfalls ist mir das trotz gründlichen Suchens nicht gelungen.

Nach allem, was ich herausfinden konnte, hat Oda Becker in keiner Weise die Voraussetzungen dafür, über Reaktorsicherheit überhaupt auf einem wissenschaftlichen Niveau urteilen zu können; geschweige denn, daß sie die Kompetenz nachweisen kann, die man von einem Gutachter erwartet. Sie hat keine Ausbildung in Reaktorsicherheit. Sie hat auf diesem Gebiet weder geforscht noch publiziert.

Jedenfalls nach allem, was ich herausfinden konnte, um das noch einmal zu sagen. Falls Sie, lieber Leser, wissenschaftliche Publikationen von Frau Becker aus dem Bereich der Reaktorsicherheit finden sollten, bitte ich um Mitteilung (die Mailadresse finden Sie, wenn Sie oben rechts auf das Foto klicken). Ich werde das dann sofort nachtragen.



Was also veranlaßt die Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen, jemanden mit einem Gutachten zu einem immerhin doch sehr wichtigen Thema zu beauftragen, der dafür jedenfalls weit schlechter qualifiziert ist als die zahlreichen Experten, die an den Universitäten zu diesem Thema forschen?

Hat Oda Becker vielleicht andere Qualifikationen? Wenn man sich die Fundstellen ansieht, die die Personensuchmaschine "Yasni" liefert, dann springt vor allem eines ins Auge: Sie ist offenbar eine Gegnerin der friedlichen Nutzung der Atomkraft.

Sie hat für den Bund Naturschutz und Umwelt gegutachtet. Sie trat auf einer Pressekonferenz von "Greenpeace" auf, wo sie als "Atom- Sachverständige" vorgestellt wurde. Das Gutachten für Greenpeace habe ich schon erwähnt. Sie war bei der Grünen Jugend Hannover zu Besuch, die sie als "bekennende Anti- AKWlerin" vorstellt.

Das ist sie wohl, die Oda Becker, bekennend. Nur wird man durch Bekennen nicht zum Sachverständigen.



Für Kommentare bitte hier klicken. Links zu allen bisherigen Folgen dieser Serie findet man hier. Titelvignette: Public Domain.

7. Juli 2009

Was ist eigentlich im Kernkraftwerk Krümmel genau passiert? Wie gefährlich war es? Nebst einer Bemerkung über eine Hose, die nicht rutscht

Die Lage scheint wirklich dramatisch zu sein. "Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) will den Bundesländern nach der weiteren Panne im Kernkraftwerk Krümmel die Aufsicht über die Atomkraftwerke entziehen", meldet zum Beispiel die FAZ.

Nicht wahr, einen solchen radikalen Schritt wird ein Minister doch nur dann tun, wenn eine Notlage entstanden ist? Wenn das AKW Krümmel kurz vor einem GAU stand; jedenfalls etwas sehr Gefährliches passiert ist? So gefährlich, daß das Sozialministerium des Landes Schleswig- Holstein als Aufsichtsbehörde versagt hat und also der Bund ihm die Kompetenz für die Aufsicht entziehen muß?

Rhetorische Fragen, das haben Sie gemerkt. Nichts Ernsthaftes ist in Krümmel passiert. Dieser Minister, der mit seiner absurden Überreaktion wieder einmal zeigt, daß er für ein hohes Amt ungeeignet ist, nutzt einen unbedeutenden Vorfall schamlos aus, um für die SPD Wahlkampf zu machen.

Was er auch gar nicht verheimlicht. Die "Welt" gestern in ihrer Online-Ausgabe:
Im ARD-"Morgenmagazin" zog Gabriel zudem eine Verbindung zur Bundestagswahl. "Am 27. September entscheiden die Deutschen darüber, ob dieser Reaktor und sieben weitere länger betrieben werden, wie es CDU/CSU und Kanzlerin Merkel vorgeschlagen haben. Oder ob wir in der nächsten Periode insgesamt acht dieser schwierigen Reaktoren endlich abschalten können", sagte er.



Wie ist der Vorfall abgelaufen? Ich empfehle dazu die Erläuterungen von Calimero, der sich mit der Technik von Kraftwerken auskennt, in "Zettels kleinem Zimmer".

Man muß unterscheiden zwischen der primären Störung und der Reaktion des Systems auf diese Störung, nämlich die Schnellabschaltung des Reaktors.

Die primäre Störung war ein Kurzschluß in einem von zwei Transformatoren, die - man kann das zum Beispiel in der FAZ nachlesen - den im Reaktor erzeugten Strom auf die im Verteilnetzung herrschende Spannung von 380 Kilovolt transformieren.

In einem solchen Transformator hatte es vor zwei Jahren einen Brand gegeben; und deshalb war das AKW Krümmel zwei Jahre stillgelegt worden. Nicht etwa, weil die Reparatur so lange gedauert hätte. Sondern - man glaubt es nicht, aber bei Calimero ist es dokumentiert -, weil Wartungsbühnen für Notstromdiesel mit Dübeln versehen gewesen waren, die nicht den Spezifikationen entsprachen. Die zwar durchaus ihren Dienst taten; aber der betreffende Typ war eben nicht in der Spezifikation aufgelistet gewesen.

In einem Transformator also trat jetzt der Kurzschluß auf. Die Ursache ist bisher unbekannt. Calimero weist auf die Möglichkeit dessen hin, was man intern "Kaputtwarten" nennt: Ein Aggregat, das immer wieder auseinander genommen und neu zusammengesetzt wird, leidet irgendwann darunter und wird unzuverlässiger.

Wie dem auch sei - der Kurzschluß hatte die zu erwartende Folge, daß es zu einer Ölundichtheit kam, die aber keinen Schaden anrichtete. Die Sicherheitsvorrichtungen funktionierten. Sie sind redundant ausgelegt. Bereits die erste (Diff- Schutz) sprach an; wenn nicht, dann hätte eine zweite (Buchholz- Schutz) zur Verfügung gestanden.

Nun zur Schnellabschaltung des AKW. Auch sie funktionierte. "Die nukleare Kettenreaktion wurde unterbunden, die Leistung des Reaktors auf rund 5 Prozent der thermischen Leistung des Normalbetriebs verringert", schreibt die FAZ.

Allerdings kam es zu zwei kleineren Problemen, wie sie - schreibt Calimero - in solchen technischen Systemen, die schließlich nicht unter Laborbedingungen arbeiten, nichts Ungewöhnliches sind.

Zum einen, so ist es hier nachzulesen, sind "zwar alle 205 Steuerstäbe hydraulisch eingeschossen worden. Bei einem dieser Steuerstäbe sei allerdings die Mutter, die den Stab zusätzlich fixieren soll, nicht elektrisch nachgelaufen". Ein defektes Elektronik- Teil wurde ausgetauscht, und dann war auch dieser Brennstab ordungsgemäß fixiert.

Sodann waren die Kühler der Reaktorwasser- Reinigung ausgefallen. Nicht etwa die des Reaktorwassers selbst. Unbedeutend, schreibt Calimero, denn wenn "diese Reinigung mal für ein paar Stunden ausfällt, ist das Inhaltswasser deshalb trotzdem noch 'rein'. (...) Das ist prinzipiell zwar zu vermeiden, aber nicht sicherheitsrelevant".



So, lieber Leser. Und nun lesen Sie bitte, was "Bild" meldet:
Michael Müller (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium, ist alarmiert und schließt einen atomaren GAU (größter abzunehmender Unfall) – ähnlich wie in Tschernobyl ­– in einem deutschen Kernkraftwerk keineswegs aus. (...)

Auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) rechnet offenbar mit dem Schlimmsten. Die Behauptung der Atomindustrie, in Deutschland stünden die sichersten Kraftwerke, sei falsch. (...)

"Die sieben ältesten Atommeiler und der Reaktor in Krümmel sind in der Pannenstatistik derart auffallend, dass sie sofort abgeschaltet werden müssen", fordert der Energiereferent der Umweltorganisation Robin Wood, Dirk Seifert.
In Wahrheit sind AKWs ja nicht deshalb so sicher, weil es in ihnen nicht - wie in jedem technischen System - einmal zu einer Störung kommen könnte. Sondern weil sie über so zahlreiche und so redundante Sicherheitsvorrichtungen verfügen, daß solche Störungen ohne schwerwiegende Folgen bleiben.

Die jetzige Störung in Krümmel war eine Störung der Stufe INES 0. Diese ist die überhaupt leichteste Stufe und ist definiert als "Ereignis ohne oder mit geringer sicherheitstechnischer Bedeutung". Diesem Ereignis sind die Sicherheitsvorrichtungen so begegnet, wie das vorgesehen ist. Noch einmal Calimero:
Je wichtiger eine Anlage ist, desto besser ist sie durch Redundanzen abgesichert. In Kernkraftwerken geht man da noch einen Schritt weiter. Während es bei uns "fossilen" heißt, dass man zur gut sitzenden Hose nicht nur einen Gürtel, sondern auch Hosenträger benutzt, wird in KKW auch noch ein Strick und gegebenenfalls ein zweiter Gürtel um die Hose gewickelt.
Also rutscht sie nicht, die Hose.



Für Kommentare bitte hier klicken. Mit herzlichem Dank an Calimero. Titelvignette: Das Kernkraftwerk Krümmel. Vom Autor Quartl unter Creative Commons Attribution ShareAlike 3.0 License freigegeben.