Ein kleines
Streiflicht ist mir in der FAZ begegnet: Da rebellieren Betriebsräte gegen die
Frauenquote in Aufsichtsräten. Das klingt auf den ersten Blick gar nicht so
dramatisch, warum sollte sich ein Betriebsrat nicht auch zu Dingen äußern, die
seinem Unternehmen eventuell schaden könnten? Oder die gegen den Willen seines
Unternehmens einfach von der Politik installiert werden?
Wenn da
nicht, ja, wenn da nicht die kleine Problematik wäre, dass das eine ziemlich
gute Beschreibung des Jobs eines Betriebsrates ist. Seit die deutsche Politik
das so erfolgreiche Modell der Mitbestimmung in größere Firmen eingebracht hat –
das so ungeheuer erfolgreich ist, das es das Ausland in den letzten 60 Jahren nicht
gemerkt hat - gilt in diesen
Unternehmen, dass die Hälfte der Mitglieder des Aufsichtsrates aus Arbeitnehmervertretern
zu bestehen hat. In mittelgroßen Unternehmen ist es dann ein Drittel. Das nennt
man im normalen Sprachgebrauch auch eine Quote. Überlagert übrigens von einer
zweiten Quote, die sich auf Gewerkschaftsvertreter bezieht. Die Leute müssen
dabei keine Qualifikation mitbringen, sie müssen auch dem Unternehmen nix
nützen, sie müssen nur von einer Mehrheit der Mitarbeiter (!) gewählt werden,
bzw. von einer Gewerkschaft entsandt werden. Was die eigentlichen Besitzer des
Unternehmens davon halten ist bisweilen vollkommen egal.
Nun ist die
Politik mit der nächsten, nicht weniger dusseligen, Quote unterwegs, nur dass es
jetzt nicht mehr darum geht Betriebsräte oder Gewerkschaftsführer mit
Aufsichtsratpöstchen auszustatten, sondern jetzt sollen es eben Frauen sein.
Auch hier geht es nicht um Qualifikation oder den Willen des Unternehmens,
sondern diesmal rein um das Geschlecht. Die Idiotie ist vielleicht etwas
offensichtlicher, aber das Prinzip ist natürlich dasselbe: Posten werden nicht
nach Qualifikation vergeben sondern aufgrund von Gesetzen.
Und wer
poltert jetzt dagegen? Michael Brecht, der Chef vom Betriebsrat von Daimler und
in dieser Rolle eben auch Teil des Aufsichtsrates. Das seine Entsendung in
dieses Gremium auf einem Gesetz basiert, dass er eben nicht aufgrund seiner
Qualifikation dort sitzt, ficht ihn nicht an. Aber das jemand ihm diesen Posten
aufgrund eines anderen, nicht mehr oder weniger klugen Gesetzes wegnimmt, das
mag er dann doch nicht so gerne sehen.
Auch wenn
ich vermuten würde, dass die Frauenquote der deutschen Wirtschaft weiteren
Schaden zufügen wird, so kann ich mir an dieser Stelle ein kleines Grinsen
nicht verkneifen. Wenn ein Quotenheini einem anderen das
Pöstchen via Quote abjagt, dann hat das schon was Groteskes. Aber dann auch was faires,
denn wer einmal akzeptiert und bejaht, dass die Politik in die Personalpolitik
von Unternehmen hineinregieren darf, der muss auch damit leben, dass die
Politik das unter gänzlich unterschiedlichen Zielsetzungen tut. Der eine mag es
furchtbar wichtig finden, dass in Unternehmen Angestellte und Gewerkschaften auf
das Unternehmen Einfluss nehmen können, der oder die andere will eben ein paar
Pöstchen für die eigene Peergroup. Inhaltlich nicht dasselbe, aber das Prinzip
ist identisch.
Jetzt wäre die passende Antwort natürlich, dass sich die Politik am besten auf den Unternehmen raushalten solle. Ich weiss gar nicht, warum Herr Brecht nicht auf diese Idee kommt.
Llarian
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