"Datenkrake kauft Messenger" heißt es bei Focus online. Gemeint ist die Übernahme des Kurznachrichtendienstes WhatsApp durch Facebook für die beeindruckende Summe von 19 Milliarden Dollar. Bemerkenswert scheint mir, wie die deutschen Onlinemedien auf diesen Deal reagieren, nämlich in erster Linie mit Umstiegsempfehlungen. "Das sind die sieben besten WhatsApp-Alternativen" titelt Focus online, und um das Ansinnen zu unterstreichen, titelt ein parallel geschalteter Artikel in dem gleichen Medium "Vielleicht übernimmt Facebook eines Tages BMW". "5 Gründe, warum Sie WhatsApp löschen sollten" mahnt die Huffington Post. Die Gründe lauten übrigens: 1. Angst 2. Angst 3. Angst 4. Angst 5. Angst.
© Andreas Döding. Für Kommentare bitte hier klicken.
Die Süddeutsche scheint den Deal sogar persönlich zu nehmen. "Vom Rebellen zum Vasallen" schimpft sie auf Firmengründer Jan Koum, um dann ihrerseits Umstiegstipps auf andere Kurznachrichtendienste zu geben. Und das ZDF-Morgenmagazin monierte gar, daß der Firmensitz von Facebook in Irland staatliche Kontrollen (jawohl!) dessen erschwere, was Facebook mit den Whattsapp-Daten künftig machen werde. Auch Welt Online kommentiert den Deal vornehmlich mit Umstiegstipps.
Kommentar: Daß wirtschaftlicher Erfolg in Deutschland nicht sexy sondern verdächtig macht, entspricht der langjährigen journalistischen Übung in diesem Land. Armut und Mißerfolg, so hat uns vor Jahren Berlins regierender Bürgermeister aufgeklärt, entfalten dagegen erhebliches erotisches Potenzial. Der Status Berlins als "arm aber sexy" dürfte sich denn durch den krachenden unternehmerischen Mißerfolg des Flughafens Berlin-Brandenburg mit Blick auf "sexiness" nochmals um einige Zehnerpotenzen erhöht haben. Stuttgart 21, Elbphilharmonie…
Wenn eines sicher ist, dann daß der Staat Unternehmertum nicht kann, nicht zuletzt weil er keinerlei Anreize hat, effizient zu wirtschaften.
Um so verdächtiger, so scheint bisweilen die deutsche Logik, wenn freies Unternehmertum (so man es denn läßt) zu enormen wirtschaftlichen Erfolgen führen kann. Der gigantische Erfolg von Facebook ist, genau genommen, ein Schlag auch in das Gesicht der planwirtschaftlich organisierten Energiewende (daß die Linkspartei allen Ernstes die Zerschlagung und Verstaatlichung der Energiekonzerne mit der Behauptung sinkender Strompreise verknüpft, läßt den Wunsch nach der Verleihung eines ökonomischen Darwin-Awards an all jene, die das auch noch glauben, aufkommen). Staatliches "Unternehmertum" in Deutschland zeitigt ein abschreckendes Beispiel nach dem anderen. Eine Kunde, die inzwischen sogar bis ans andere Ende der Welt gedrungen ist.
Bei den überwiegend staatlich-paternalistisch gesonnenen Medien müssen solche Erkenntnisse jedoch eine erhebliche Kognitive Dissonanz erzeugen. Eine Möglichkeit zur Dissonanzreduktion ist dann freilich das Diskreditieren der dissonanzerzeugenden Information; soll heißen daß der Erfolg, etwa amerikanischer Unternehmen, eigentlich nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Was früher Microsoft mit seinem "mißbrauchten Quasi-Monopol" und der Haßfigur Bill Gates war, sind heute die "Datenkraken" Google, Apple oder Facebook; die Erfolgreichen halt.
Und das Rezept?
Natürlich der Ruf nach dem Staat, wie heute im Morgenmagazin. Oder der Aufruf zum Boykott, der in Deutschland ja in einer gewissen historischen Kontinuität steht (ist Mark Zuckerberg eigentlich bekennender Zionist?). Ich persönlich sehe meine Daten jedenfalls in einem nach Gewinnmaximierung strebenden ausländischen Unternehmen ohne erkennbare politische Ambitionen in deutlich weniger schlechten Händen als in denen des Staates; mögliche zukünftige Werbebanner hin oder her.
Warum ich meine Daten nun weitestgehend unbekannten Kleinunternehmen, die momentan als Alternativen zu WhatsApp gehandelt werden, anvertrauen soll, die unter viel geringerer öffentlicher Beobachtung stehen, ist mir ebenfalls rätselhaft. Meinen WhatsApp-Account kann ich löschen, wie auch (zugegebenermaßen mit einigen Schwierigkeiten) meinen Facebook-Account. Was der Staat über mich sammelt, etwa wenn er vorgibt, Facebook datenschutzrechtlich auf die Finger zu schauen, dagegen nicht.
Natürlich sehe auch ich nicht alles, was diese Unternehmen tun, unkritisch. Aber nicht zuletzt die Erfahrung mit der, weltweit wieder einmal einzigartigen, deutschen Hysterie im Falle von Google Streetview 2010 hat meiner Beobachtung nach gezeigt, daß solche Suppen längst nicht so heiß gegessen werden wie sie von den Medien immer wieder gekocht werden.
So ist die fast einhellige Reaktion deutscher Medien auf den WhatsApp-Deal auch wieder einmal ein Lehrstück über deutsche Tugenden, die da heutzutage sind: Angst, Neid und der reflexhafte Ruf nach dem alles regelnden Staat.
Kommentar: Daß wirtschaftlicher Erfolg in Deutschland nicht sexy sondern verdächtig macht, entspricht der langjährigen journalistischen Übung in diesem Land. Armut und Mißerfolg, so hat uns vor Jahren Berlins regierender Bürgermeister aufgeklärt, entfalten dagegen erhebliches erotisches Potenzial. Der Status Berlins als "arm aber sexy" dürfte sich denn durch den krachenden unternehmerischen Mißerfolg des Flughafens Berlin-Brandenburg mit Blick auf "sexiness" nochmals um einige Zehnerpotenzen erhöht haben. Stuttgart 21, Elbphilharmonie…
Wenn eines sicher ist, dann daß der Staat Unternehmertum nicht kann, nicht zuletzt weil er keinerlei Anreize hat, effizient zu wirtschaften.
Um so verdächtiger, so scheint bisweilen die deutsche Logik, wenn freies Unternehmertum (so man es denn läßt) zu enormen wirtschaftlichen Erfolgen führen kann. Der gigantische Erfolg von Facebook ist, genau genommen, ein Schlag auch in das Gesicht der planwirtschaftlich organisierten Energiewende (daß die Linkspartei allen Ernstes die Zerschlagung und Verstaatlichung der Energiekonzerne mit der Behauptung sinkender Strompreise verknüpft, läßt den Wunsch nach der Verleihung eines ökonomischen Darwin-Awards an all jene, die das auch noch glauben, aufkommen). Staatliches "Unternehmertum" in Deutschland zeitigt ein abschreckendes Beispiel nach dem anderen. Eine Kunde, die inzwischen sogar bis ans andere Ende der Welt gedrungen ist.
Bei den überwiegend staatlich-paternalistisch gesonnenen Medien müssen solche Erkenntnisse jedoch eine erhebliche Kognitive Dissonanz erzeugen. Eine Möglichkeit zur Dissonanzreduktion ist dann freilich das Diskreditieren der dissonanzerzeugenden Information; soll heißen daß der Erfolg, etwa amerikanischer Unternehmen, eigentlich nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Was früher Microsoft mit seinem "mißbrauchten Quasi-Monopol" und der Haßfigur Bill Gates war, sind heute die "Datenkraken" Google, Apple oder Facebook; die Erfolgreichen halt.
Und das Rezept?
Natürlich der Ruf nach dem Staat, wie heute im Morgenmagazin. Oder der Aufruf zum Boykott, der in Deutschland ja in einer gewissen historischen Kontinuität steht (ist Mark Zuckerberg eigentlich bekennender Zionist?). Ich persönlich sehe meine Daten jedenfalls in einem nach Gewinnmaximierung strebenden ausländischen Unternehmen ohne erkennbare politische Ambitionen in deutlich weniger schlechten Händen als in denen des Staates; mögliche zukünftige Werbebanner hin oder her.
Warum ich meine Daten nun weitestgehend unbekannten Kleinunternehmen, die momentan als Alternativen zu WhatsApp gehandelt werden, anvertrauen soll, die unter viel geringerer öffentlicher Beobachtung stehen, ist mir ebenfalls rätselhaft. Meinen WhatsApp-Account kann ich löschen, wie auch (zugegebenermaßen mit einigen Schwierigkeiten) meinen Facebook-Account. Was der Staat über mich sammelt, etwa wenn er vorgibt, Facebook datenschutzrechtlich auf die Finger zu schauen, dagegen nicht.
Natürlich sehe auch ich nicht alles, was diese Unternehmen tun, unkritisch. Aber nicht zuletzt die Erfahrung mit der, weltweit wieder einmal einzigartigen, deutschen Hysterie im Falle von Google Streetview 2010 hat meiner Beobachtung nach gezeigt, daß solche Suppen längst nicht so heiß gegessen werden wie sie von den Medien immer wieder gekocht werden.
So ist die fast einhellige Reaktion deutscher Medien auf den WhatsApp-Deal auch wieder einmal ein Lehrstück über deutsche Tugenden, die da heutzutage sind: Angst, Neid und der reflexhafte Ruf nach dem alles regelnden Staat.
Andreas Döding
© Andreas Döding. Für Kommentare bitte hier klicken.