5. August 2012

Curiosity - Höhepunkt der bisherigen Marsforschung. Einige technische Details. Nebst einer Terror-Entwarnung


Auf diesem Foto sehen Sie drei Generationen von Marsfahrzeugen: Links vorn den 1997 gelandeten Sojourner, dahinter Spirit, baugleich mit Opportunity, die beide 2004 auf dem Mars ankamen, und rechts Curiosity. Dies ist das Gerät, das morgen früh um 7.31 Uhr MEZ auf dem Mars landen soll.

Wenn Sie zweimal auf die Abbildung klicken, können Sie sie in hoher Auflösung sehen; mit allen Details der Instrumente. Ein Beispiel für die Schönheit des rein Funktionalen.

Curiosity ist in jeder Hinsicht der Höhepunkt der bisherigen Marsforschung: Größer und schwerer als jedes der früheren Marsfahrzeuge; infolgedessen mit mehr und raffinierteren Instrumenten ausgerüstet.

Das Gesamtsystem besteht, wie stets bei solchen Flügen, aus verschiedenen Moduln. Sie können das sehr schön in dieser Infografik sehen, die den Landanflug und die Landung zeigt, so wie sie geplant sind. Schematisch zeigen es auch diese beiden Bilder (für vergrößere Ansichten bitte darauf klicken):


Diese schematische Darstellung zeigt den folgenden Ablauf:
  • Auf dem Weg zum Mars fliegt das Gerät bisher als eine Raumsonde mit einer Masse von 3,9 Tonnen beim Start, ungefähr mit dem Aussehen einer Fliegenden Untertasse. Sie tritt morgen früh, ausgestattet mit einem Hitzeschild, in die Marsatmosphäre ein. Diese bremst sie ab. Später öffnen sich Fallschirme, die ihre Geschwindigkeit weiter verringern.

  • In dieser Sonde steckt die Abstiegsstufe mit einer Masse von 3,3 Tonnen (der Rest sind Verkleidung und Treibstoff). In einer Höhe von 9 km wird der Hitzeschild abgesprengt.

  • In 1,8 km Höhe löst sich die Abstiegsstufe von der Verkleidung. Diese Abstiegsstufe besteht aus dem Landesystem, dem "Himmelskran" (2,4 Tonnen) und dem Rover, also dem Marsfahrzeug Curiosity (899 kg). Kurz vor der Landung trennen sich diese beiden Teile.
  • Was sich bei dieser Trennung abspielen soll, ist technisches Neuland.

    Eine weiche Landung auf dem Mars ist eine schwierige Sache, weil die Atmosphäre so dünn ist (der Druck beträgt nur ungefähr ein Hundertstel der Erdatmosphäre), daß ein Fallschirm allein nicht genügend bremst, um ein Gerät unbeschädigt landen zu lassen.

    Frühere Flüge arbeiteten deshalb mit einem Luftkissen, das sich kurz vor der Landung aufpumpte und eine im Wortsinn "weiche" Landung ermöglichte. Für das schwere Curiosity-Fahrzeug schied diese Lösung aus. Man wird nun folgendes ausprobieren:

    Der Rover ruht nicht auf dem Landeteil, von dem er dann rollt, wie bei früheren Flügen. Sondern er hängt unter ihm, dem "Himmelskran", an Seilen. Mit Raketentriebwerken senkt sich der Landeteil langsam und steht schließlich in einer Höhe von 7,5 m still in der "Luft". Dann wird der Rover an diesen Seilen herabgelassen, bis er Bodenkontakt hat. Sofort werden die Seile gekappt, und der Himmelskran fliegt mit Hilfe seiner Raketen davon, um in einiger Entfernung auf die Marsoberfläche aufzuschlagen.

    So etwas hat es in der Raumfahrt noch nie gegeben. Entsprechend groß wird morgen früh die Anspannung sein, ob auch alles funktioniert. Die NASA hat deshalb ihre Darstellung dieses Ablaufs, der 7 Minuten dauern wird, mit "7 minutes of terror" überschrieben; also "7 Minuten Angst". Im Deutschen würden wir sagen: "7 Minuten Zittern".

    Und raten Sie einmal, wie die "Süddeutsche Zeitung" das übersetzt hat? Richtig: "Sieben Minuten Terror".­
    Zettel



    © Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Alle Abbildungen als Werke der NASA gemeinfrei.