25. Mai 2012

Zitat des Tages: "Wozu reformieren, wenn Geld vom Himmel fällt?" Über Gleichheit und Gerechtigkeit

Euro-Bonds höhlen das Vertrauen darin aus, dass sich an den Ursachen der Krise je etwas ändern könnte. Athen würden Schlamperei und Verweigerung erlaubt, anderen Ländern die Untätigkeit schmackhaft gemacht: Wozu reformieren, wozu Sozialsysteme, Arbeitsmärkte und Staatsverwaltung zukunftssicher machen, wenn Geld vom Himmel fällt? Hollande nennt Zinsunterschiede "zutiefst ungerecht" und verwechselt damit Gleichheit und Gerechtigkeit.
Florian Eder in "Welt-Online" unter der Überschrift "Hollande bringt das Fundament Europas ins Wanken".
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Kommentar: Ja, das ist nun freilich eine Binsenweisheit, was Eder da konstatiert. Das Wesen des Sozialismus ist es, Gleichheit mit Gerechtigkeit vielleicht nicht zu verwechseln, aber doch Gerechtigkeit als Gleichheit zu definieren.

Das ist eine seltsame Definition, die wenig mit dem zu tun hat, was wir im allgemeinen unter Gerechtigkeit verstehen.

Im Sport, um ein beliebiges Beispiel zu nehmen, gilt es als gerecht, daß jeder genau den Rang in der Tabelle erreicht, der seiner individuellen Leistung entspricht. Wenige Fußballfans würden es als gerecht ansehen, wenn alle Vereine am Ende einer Saison gleich viele Punkte bekämen; egal, wie gut sie waren oder wie schlecht. Oder wenn auch nur im Dienst einer "Fußball-Gerechtigkeit" die Oberen einen Teil ihrer Punkte an die Unteren abgeben müßten.

Auch die Gerechtigkeit vor Gericht bedeutet bekanntlich nicht, daß alle dasselbe Urteil zu erwarten haben; egal, wie sie sich in dem zum Urteil anstehenden Fall verhielten. Gerechtigkeit bedeutet Ungleichheit, das ist ihr Wesen.

Nur auf dem sozialen Feld hat sich seltsamerweise die Idee eingenistet, daß Gerechtigkeit Gleichheit bedeutet.

Nun ja, "eingenistet" trifft es vielleicht nicht ganz. Das Trommelfeuer der sozialistischen Agitprop hat dieser Idee, deren Widersinn doch eigentlich auf der Hand liegt, zum durchschlagenden Erfolg verholfen.



Eurobonds bedeuten, daß diejenigen, die schlecht wirtschaften, dies mit dem Geld derer finanzieren können, die gut wirtschaften. Das Ergebnis würde sein, daß niemand mehr einen Anreiz hat, gut zu wirtschaften.

Das ist das Wesen des Sozialismus, und auch sein Fluch, sein Widersinn: Der Grundgedanke ist, die Erfolgreichen für die Erfolglosen zahlen zu lassen. Aber wenn dieser Gedanke realisiert wird, dann gibt es bald keine Erfolgreichen mehr.

Ein sozialistisches Europa - das schien vor wenigen Jahren noch ein Traum der Sozialisten zu sein. Es könnte der Alptraum der Europäer werden. ­
Zettel



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