Sie finden, es ist noch ein wenig früh, das Wort oder Unwort eines Jahres auszurufen, das gerade einmal vier Monate alt ist? Nicht, wenn dieses Wort sich so eindeutig anbietet, daß es im Rest des Jahres schwerlich von einem anderen Wort getoppt werden kann.
Dieses Wort ist "Energiearmut".
Sieht man im Duden den Eintrag "energiearm" nach, dann findet man zwei Bedeutungen:
"Energiearmut" wäre dann das zugehörige Hauptwort? Weit gefehlt!
Mir ist das Wort vor ein paar Tagen erstmals begegnet, und zwar in einem Artikel von D. Siems und D. Wetzel in "Welt-Online" mit dem Titel "Wenn kein Strom mehr aus der Steckdose kommt". Also Energiearmut in Ländern, in denen die Kapazität zur Stromversorgung nicht ausreicht, so daß es immer wieder zu Stromausfällen kommt?
Nein. Und gemeint ist damit auch nicht der Fall, daß das Stromnetz dank der "Energiewende" zusammenbrechen kann (siehe Alarmstufe "gelb". Die "Energiewende" bringt das Stromnetz an den Rand des Zusammenbrechens; ZR vom 3. 4. 2012). Sondern gemeint ist mit dem Wort "Energiearmut", daß jemand seine Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann und ihm daraufhin im Extremfall der Strom abgeklemmt wird. Der Betreffende ist dann ein Armer; er leidet unter Energiearmut, so wie andere unter Altersarmut.
Solche Leute sind eine neue Klasse von Armen. Die Autoren von "Welt-Online":
Wort des Jahres, Unwort des Jahres?
Man könnte für Unwort plädieren, denn diese so verstandene "Energiearmut" ist ja eben nicht einer Knappheit der Ressourcen geschuldet, wie das Wort - siehe die Wikipedia - vermuten läßt; sondern sie ist das Ergebnis einer künstlichen Verknappung und Verteuerung durch eine ideologisch fundierte Politik. Das Wort ist also irreführend. Nicht Energie oder ein Mangel an ihr verursacht diese Armut, sondern die Öko-Ideologie. "Öko-Armut" wäre vielleicht das richtige Wort.
Aber das "Unwort des Jahres" ist eine fragwürdige Sache (siehe "Döner-Morde". Der Unfug des Unworts; ZR vom 18. 1. 2012). Man sollte Wörter nicht mit einem Bann oder einem Makel belegen, nur weil sie einem politisch nicht passen - wie den selbsternannten Juroren für 2011 "Döner-Morde"; wie jetzt mir "Energiearmut".
Lassen wir das Werten und sehen die Sache ganz nüchtern. Das Wort (übrigens aber nicht das Unwort) des Jahres wird von der "Gesellschaft für deutsche Sprache" ermittelt, und zwar nach diesen Kriterien:
Das ist so bemerkenswert, daß es in der Tat ein neues Wort verdient hat; und dieses Wort hat es verdient, Wort des Jahres zu werden.
Dieses Wort ist "Energiearmut".
Sieht man im Duden den Eintrag "energiearm" nach, dann findet man zwei Bedeutungen:
a) arm an EnergieAls Beispiel für die erste Bedeutung wird genannt: "ein energiearmer Elektronenstrahl"; also einer, der wenig Energie enthält. In der zweiten Bedeutung wäre etwa das afrikanische Mali ein energiearmes Land; anders als Rußland, das reichlich über Energie verfügt.
b) arm an Energieträgern, ohne genügend Energiereserven
"Energiearmut" wäre dann das zugehörige Hauptwort? Weit gefehlt!
Mir ist das Wort vor ein paar Tagen erstmals begegnet, und zwar in einem Artikel von D. Siems und D. Wetzel in "Welt-Online" mit dem Titel "Wenn kein Strom mehr aus der Steckdose kommt". Also Energiearmut in Ländern, in denen die Kapazität zur Stromversorgung nicht ausreicht, so daß es immer wieder zu Stromausfällen kommt?
Nein. Und gemeint ist damit auch nicht der Fall, daß das Stromnetz dank der "Energiewende" zusammenbrechen kann (siehe Alarmstufe "gelb". Die "Energiewende" bringt das Stromnetz an den Rand des Zusammenbrechens; ZR vom 3. 4. 2012). Sondern gemeint ist mit dem Wort "Energiearmut", daß jemand seine Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann und ihm daraufhin im Extremfall der Strom abgeklemmt wird. Der Betreffende ist dann ein Armer; er leidet unter Energiearmut, so wie andere unter Altersarmut.
Solche Leute sind eine neue Klasse von Armen. Die Autoren von "Welt-Online":
Doch Stromsperren bilden nur die Spitze einer neuen Energiearmut, die sich hierzulande immer mehr ausbreitet. "Zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung kämpfen damit, die stetig steigenden Energiekosten zu finanzieren", schätzt der Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, Klaus Müller. Dabei seien Geringverdiener und Rentner noch stärker als Hartz-IV-Bezieher betroffen, bei denen Sozialbehörden zumindest die Heizkosten übernehmen.Ist die Bezeichnung "Energiearmut" für diesen Sachverhalt ein Neologismus, oder gibt es das Wort in dieser Bedeutung schon länger? Die Wikipedia ließ mich, als ich das mit ihrer Hilfe klären wollte, ratlos. Als Definition wird dort angeboten:
Energie-Armut wird als ein Begriff für die Knappheit der Energieressourcen zur Erzeugung von Strom, Wärme, Kälte, etc. verwendet. Energiearmut bezeichnet vor allem keinen oder nur beschränkten Zugang zu diesen Ressourcen.Der erste Satz scheint der Definition b) des Duden für "energiearm" zu entsprechen ("In Mali herrscht Energiearmut"). Der zweite Satz scheint aber eher das zu meinen, wovon dann in dem Artikel auch überwiegend die Rede ist: Daß es nicht an Energie mangelt, sondern daß vielmehr Menschen arm werden, weil die Energiepreise einen immer größeren Teil ihrer Einkünfte aufzehren.
Wort des Jahres, Unwort des Jahres?
Man könnte für Unwort plädieren, denn diese so verstandene "Energiearmut" ist ja eben nicht einer Knappheit der Ressourcen geschuldet, wie das Wort - siehe die Wikipedia - vermuten läßt; sondern sie ist das Ergebnis einer künstlichen Verknappung und Verteuerung durch eine ideologisch fundierte Politik. Das Wort ist also irreführend. Nicht Energie oder ein Mangel an ihr verursacht diese Armut, sondern die Öko-Ideologie. "Öko-Armut" wäre vielleicht das richtige Wort.
Aber das "Unwort des Jahres" ist eine fragwürdige Sache (siehe "Döner-Morde". Der Unfug des Unworts; ZR vom 18. 1. 2012). Man sollte Wörter nicht mit einem Bann oder einem Makel belegen, nur weil sie einem politisch nicht passen - wie den selbsternannten Juroren für 2011 "Döner-Morde"; wie jetzt mir "Energiearmut".
Lassen wir das Werten und sehen die Sache ganz nüchtern. Das Wort (übrigens aber nicht das Unwort) des Jahres wird von der "Gesellschaft für deutsche Sprache" ermittelt, und zwar nach diesen Kriterien:
Ausgewählt werden Wörter und Ausdrücke, die die öffentliche Diskussion des betreffenden Jahres besonders bestimmt haben, die für wichtige Themen stehen oder sonst als charakteristisch erscheinen ("verbale Leitfossilien" eines Jahres).Das wird man für "Energiearmut" gewiß bejahen können. Es ist ein neues Wort für eine neue Sache, die immer wichtiger wird: Daß ein Staat, statt seine Bürger möglichst günstig mit möglichst billiger Energie zu versorgen bzw. dies zu ermöglichen, das exakte Gegenteil tut und einen Teil von ihnen damit in die Armut treibt.
Das ist so bemerkenswert, daß es in der Tat ein neues Wort verdient hat; und dieses Wort hat es verdient, Wort des Jahres zu werden.
Zettel
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