26. September 2010

Zitat des Tages: "Merkel a durci son discours sur l'intégration". Die Leser in Paris werden besser über die deutsche Innenpolitik informiert als wir

MAYENCE, Allemagne (Reuters) - Angela Merkel a durci samedi son discours sur l'intégration des immigrés en Allemagne en exigeant des étrangers qu'ils apprennent la langue et respectent les lois du pays d'accueil. (...) "Quiconque souhaite vivre dans notre pays doit obéir à ses lois, souhaiter apprendre notre langue et accepter les règles de notre société et tous les articles de notre Constitution", a-t-elle martelé sous les acclamations de l'auditoire.

(Mainz, Deutschland (Reuters) - Angela Merkel hat am Samstag eine härtere Position zur Integration von Einwanderern nach Deutschland eingenommen, indem sie von den Fremden verlangte, daß sie die Sprache des Landes erlernen, welches sie aufnimmt, und dessen Gesetze respektieren. (...) "Wer in unserem Land leben möchte, muß dessen Gesetze achten, das Erlernen unserer Sprache wünschen und die Regeln unserer Gesellschaft und alle Artikel unserer Verfassung akzeptieren", arbeitete sie unter dem Beifall des Publikums heraus.)

Französische Version einer seit gestern von Reuters verbreiteten Meldung, deren englisches Original Sie hier lesen können. Die französische Version habe ich dem Internetportal des Nouvel Observateur entnommen. In Deutschland wurde die Meldung offenbar nicht verbreitet.


Kommentar: Hierzu erscheint mir dreierlei bemerkenswert.

Erstens, daß nicht nur die Reuters-Meldung in Deutschland nicht verbreitet wurde, sondern daß Merkels Rede überhaupt hier im Land kaum Beachtung fand. Von dpa gibt es offenbar nur eine dürre Sechs-Zeilen-Meldung, die - soweit ich das ermitteln konnte - überhaupt nur von der "Frankfurter Rundschau" und dem "Stern" gebracht wurde. In den übrigen großen Medien habe ich sie nicht finden können; mit Ausnahme von "Focus", das sie immerhin um einen eigenen redaktionellen Anteil ergänzte.

Die meisten Berichte zum Landesparteitag der CDU stammen aber erst von heute Nachmittag und berichten von der Wahl der neuen Landesvorsitzenden Klöckner, aber mit keinem Wort von der gestrigen Rede Merkels. Beispiele sind die Meldungen in "Welt-Online" und FAZ.Net.

Das zweite Bemerkenswerte ist, daß nach Ansicht der Reuters-Journalisten (geschrieben wurde die Meldung von Erik Kirschbaum, redigiert von Noah Barkin; so etwas teilt Reuters dankenswerterweise mit) es bereits das Einnehmen einer "härteren Position" ist, wenn die deutsche Kanzlerin von Einwanderern verlangt, daß sie die Landessprache erlernen und die Gesetze achten. Merkel "a durci sa position", heißt es in der französischen Version; im englischen Original steht "Merkel takes tough line on integration", sie schlägt eine harte Linie zur Integration ein.

So sieht man das im Ausland; so kann man es jedenfalls dort sehen. Was in Frankreich und im Vereinigten Königreich gegenüber den dortigen Einwanderern selbstverständlich ist, das wird als das Einschlagen einer harten Linie wahrgenommen, wenn es die deutsche Kanzlerin fordert. Kein Wunder, da ja Deutschland bisher als ein Land galt, das an Einwanderer gar keine Forderungen stellt.



Und das dritte Bemerkenswerte an der Meldung im Nouvel Observateur ist die Reaktion der Kommentatoren.

Der Nouvel Observateur ist ein linkes Blatt, das beispielsweise immer Allianzen zwischen Sozialisten und Kommunisten unterstützt hat. Und wie kommentieren dessen Leser? So (Orthographie und Interpunktion wie im Original):
  • Il est normal de demander Le respect des lois que ce soit par les habitants du cru ou les etrangers. (LOUPGLOUPPOLICE)

    Es ist normal, daß die Achtung der Gesetze verlangt wird, von den Einheimischen ebenso wie von den Fremden

  • ---en FRANCE aussi il est impératif que l'intégration doit passer par " savoir parler français et le pratiquer " ensuite épouser nos coutumes, nos lois et leur apprendre que "sa liberté" s'arrete là ou commence celle d'autrui (ARTEL08)

    --- auch in FRANKREICH ist es unbedingt erforderlich, daß die Integration vom "Französisch sprechen können und das auch tun" zur Übernahme unserer Gebräuche und unserer Gesetze geht und man ihnen beibringt, daß ihre "Freiheit" dort endet, wo die anderer beginnt

  • Quel durcisssement ? Les demandes de Mme Merkel constituent le minimum de ce que les étrangers doivent accepter pour vivre à nos côtés. (Charles57)

    Welche härtere Position? Die Forderungen von Merkel stellen ein Minimum dessen dar, was Fremde akzeptieren müssen, um an unserer Seite zu leben

  • Enfin. L'europe s'éveille et ouvre les yeux, esperons que ce ne soit pas trop tard...

    Endlich. Europa wacht auf und öffnet die Augen, hoffen wir, daß es nicht zu spät ist ...


  • Das sind nicht Äußerungen auf einer liberalen oder konservativen WebSite, sondern wie gesagt beim linken Nouvel Observateur.

    Drei Beiträge enthalten auch Kritik an Merkel und Deutschland, aber nur einer weist alle Verantwortung der deutschen Regierung zu:
    Les responsables Allemands ont contribue a former des ghettos,n ont encourage aucune perspective pour l integration,et aujourd hui pour des raisons electoralistes,on crie au loup.

    Die Verantwortlichen in Deutschland haben dazu beigetragen, daß diese Ghettos entstanden, haben keinerlei Perspektive für eine Integration gefördert, und jetzt schlagen sie aus wahltaktischen Gründen Alarm
    Und wer hat das geschrieben? Jemand mit dem Nick "hermann", also sehr wahrscheinlich ein deutscher Leser des Nouvel Obs'.



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