9. Mai 2012

Kleines Klima-Kaleidoskop (29): Hoffnung für die Eisbären - die arktische Eiskappe schmilzt nicht mehr ab! Und wie waren die Temperaturen im März?

Es lohnt sich, immer einmal wieder auf die WebSite der NOAA zu gehen, der US-Behörde, die u.a. für die Sammlung von Klimadaten zuständig ist.

Daß ich das heute getan habe, lag an einer Schlagzeile im Internetmagazin Slate: "U.S. Has Hottest 12-Month Period on Record" - "Die USA haben die heißeste bisher verzeichnete 12-Monatsperiode". Diese Meldung berief sich auf Daten der NOAA und eine Pressemitteilung von ihr, in der sie schreibt, daß auch der vergangene März der wärmste jemals in den USA beobachtete gewesen sei.

Geht man nun zur WebSite der NOAA, dann wird man mit der Schlagzeile begrüßt: "March global temperatures were coolest since 1999" - "Die globalen Märztemperaturen waren die kühlsten seit 1999". Die kühlsten!

Ein Widerspruch? Nein, natürlich nicht. Das Wetter auf dem nordamerikanischen Kontinent ist eben in der vergangenen 12-Monats-Periode besonders warm gewesen. Die Ursache waren - auch das kann man bei Slate lesen - Luftströmungen, die über Nordamerika einen Hitzestau bewirkt haben.

Mit dem globalen Klima hat das, was die Daten angeht, exakt nichts zu tun. Das zeigt die folgende Abbildung der weltweiten Temperaturen im März 2012:

Es gab also diesen Hitzepfropf über Nordamerika. Ansonsten waren die Temperaturen weltweit hier kühler, dort wärmer als im langjährigen Durchschnitt. Im Schnitt lag die globale Temperatur bei 13.16°C und damit niedriger als in irgendeinem März seit 1999. In Australien war es der drittkälteste März seit 1950; andernorts wie in den USA ein besonders warmer. So ist das Wetter nun einmal.

Entscheidend für die Frage einer menschengemachten globalen Erwärmung ist die globale Temperatur, also der Durchschnitt aller dieser unterschiedlichen Werte. Aus dem warmen Wetter in Nordamerika läßt sich hierfür ebensowenig etwas ableiten wie aus der Kälte in Australien. Dieser Trend der globalen Temperatur aber zeigt seit nunmehr fünfzehn Jahren keinen Anstieg mehr (Eisige Ostern. Einzelne Wetterereignisse und die globale (Nicht-) Erwärmung; ZR vom 6. 4. 2012).

Daß es nur um diesen Trend geht und nicht um einzelne geographische Regionen oder einzelne Jahre, liegt auf der Hand. Aber es wird immer wieder versucht, durch Meldungen über ungewöhnlich warme Perioden in bestimmten Weltgegenden den Eindruck zu erwecken, die globale Temperatur würde steigen. Die Überschrift "Die Märztemperaturen waren global die niedrigsten seit 1999" dürften Sie, da bin ich ziemlich sicher, hingegen kaum irgendwo gelesen haben.



Und die Eisbären? Daß die nördliche Eiskappe dramatisch schmilzt und dadurch die Eisbären bedroht sind, gehört inzwischen nachgerade zum Grundschulwissen. Hier sehen Sie die Daten der NOAA für den jeweiligen März seit 1980. Säulen nach oben bedeuten eine größere Ausdehnung der nördlichen Eiskappe als im langjährigen Mittel; Säulen nach unten eine kleinere:


Die globalen Temperaturen stiegen gegen Ende des 20. Jahrhunderts an. Mit Verzögerung sieht man einen entsprechenden Rückgang der Ausdehnung der Eiskappe, der 2006 sein Maximum erreichte. Seither ist kein weiteres Abschmelzen mehr zu sehen; eher eine Zunahme der eisbedeckten Fläche. Die Eisbären dürfen sich freuen. So, wie die globalen Temperaturen nicht mehr steigen, geht auch das Eis nicht mehr zurück.

Und die Pinguine in der Antarktis? Danke, auch ihnen geht es gut. Hier ist die entsprechende Graphik für die südliche Eiskappe:


Sie sehen, daß dort von einem Rückgang nie die Rede sein konnte. Die Jahr-zu-Jahr-Schwankungen sind groß; aber der Trend geht schon seit 1980 eher in Richtung auf eine Vergrößerung des von der Eisfläche bedeckten Gebiets.



Disclaimer: Nein, ich behaupte nicht, daß diese Daten die Theorie von der menschengemachten globalen Erwärmung widerlegen. Es sind Einzeldaten; regional gesehen und zeitlich gesehen. Sie können vom Trend abweichen, wie bei jedem komplexen System. Wenn Sie das genauer nachlesen möchten, dann finden Sie es in dem zweiteiligen Artikel "Ist Vahrenholt "widerlegt"? Über Daten, Theorien und wissenschaftliche Diskussionen" - Teil 1; ZR vom 11. 2. 2012 und Teil 2; ZR vom 12. 2. 2012.

Wenn ich immer wieder einmal auf solche Daten hinweise, dann tue ich das gewissermaßen zum Ausgleich. Denn solche einzelnen Daten erfahren Sie unweigerlich aus den Medien, wenn sie zur Theorie der menschengemachten globalen Erwärmung passen. Sie erfahren sie so gut wie nie, wenn sie nicht zu ihr passen. So bekommen Sie leicht ein einseitiges, man kann auch sagen ein propagandistisch verzerrtes Bild. Da erscheint es mir sinnvoll, hin und wieder ein wenig zur Entzerrung beizutragen.
Zettel



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Links zu allen Folgen dieser Serie finden Sie hier. Titelvignette: Drei Bilder, die sich durch das Schütteln eines Kaleidoskops ergeben. Fotografiert und in die Public Domain gestellt von rnbc. Andere Abbildungen als Werke der US-Regierung gemeinfrei.