29. Oktober 2020

Venus zum Zweiten. Das schwebende Haus auf dem "Morgenstern".

"The surface of Venus is a place of crushing pressure and hellish temperatures. Rise above it, though, and the pressure eases, the temperature drops. Fifty kilometers above the surface, at the base of the clouds, the temperature is tropical, and the pressure the same as Earth normal. Twenty kilometers above that, and the air is thin and polar cold.

"Drifting between these two levels are the ten thousand cities of Venus."
(Geoffrey A. Landis, "The Sultan of the Clouds", 2010)

"An der Oberfläche der Venus herrschen ein ungeheuerer Druck und infernalische Temperaturen. Aber weiter höher läßt der Druck nach und es wird kühler. In fünfzig Kilometer Höhe über der Oberfläche, unterhalb der Wolkendecke, entspricht die Temperatur der in den Tropenbereichen der Erde, und der Druck dem an der Erdoberfläche. Weitere zwanzig Kilometer darüber ist die Luft dünn und kalt wie an den Polen.

"Innerhalb dieser Zone schweben die zehntausend Städte der Venus."
("Der Wolkensultan")

Als an dieser Stelle vor kurzem auf den möglichen Nachweis von Spuren organischen Lebens auf dem "Schwesterplaneten" der Erde berichtet wurde (wohlgemerkt: nicht wahrscheinlich, aber immerhin möglich), hieß es:

Es wird die Aufgabe künftiger Raumsonden-Missionen sein, daß ihr Instrumentarium so ausgelegt wird, daß es Antworten auf diese Fragen liefern kann. (Denkbar wären etwa Ballon-Sonden, die in der Zone zwischen 70 und 50 Kilometern treiben und für längere Zeit Daten übertragen könnten.)

Als ich das schrieb, war mir das Projekt noch unbekannt, das zwei für die amerikanische Weltraumagentur tätige Ingenieure, Dale Arney und Chris Jones, vor fünf Jahren, 2015, in einer Projektstudie unter dem Kürzel HAVOC (für "High Altitude Venus Operational Conecpt") vorgestellt haben, und das eine detaillierte Ausarbeitung eines Aspektes eines umfassenderen Konzepts darstellt, das der ebenfalls für die NASA tätige Ingenieur und SF-Autor Geoffrey A. Landis zuerst auf einer Konferenz in Albuquerque im Jahr 2001 präsentiert hat. Es geht dabei um ein auf den ersten Blick völlig irreales, grosteskes Vorhaben, wie es nur einem drauflos fabulierenden Verfasser von Zukunftsphantasien in den Sinn kommen mag: die Erkundung des Morgensterns durch Menschen selbst und die anschließende Errichtung beständig bemannter Basen. Diese sollen allerdings nicht wie in den wenigen Fällen, in denen sich die spekulative Literatur sich diesen unwirtlichen Nachbarplaneten zum Reiseziel nimmt, tief unter der Oberfläche eingegraben vor den höllischen Bedingungen geschützt werden - eine Temperatur von 450° Celsius, ein Atmosphärendruck, der dem hundertfachen auf der Erdoberfläche entspricht, und Niederschlag aus konzentrierter Schwefelsäure, die auf allen Oberflächen kondensiert, die kälter als die Umgebung sind. (Solche Kunsthöhlen finden sich etwa in Fredrik Pohls "The Merchants of Venus", 1972 oder Michael Swanwicks "Tin Marsh", 2006.) Stattdessen sollen die Stationen als gigantische Freiballons in der oben beschriebenen oberen Atmosphäre der Venus schweben, im oberen Bereich der Troposphäre. Grundlage der Überlegung ist die Tatsache, daß ein Gasgemisch wie auf der Erde, mit einem Anteil von gut einem Sechstel bis gut einem Viertel an Sauerstoff mit dem Hauptanteil Stickstoff leichter ist als das Gemisch, aus dem die Gashülle der Venus (96,5% Kohlendioxid und 3,5% Stickstoff) besteht und daher als Traggas wirken würde. Wir reden hier freilich nicht von Gaszellen der Größenklasse, wie man sie an schönen Sommertagen in ländlichen Gegenden wie der unseren über Land fahren sieht (Ballons "fliegen" in der Sprache der Luftschiffer nicht, sondern "fahren"), sondern von Hüllen mit einem Innendurchmesser von mehreren hundert Metern. Die fliegenden Städte, die Landis für seine Erzählung "The Sultan of the Clouds" projektiert hat, tragen kreisförmige Plattformen mit einem Durchmesser von gut einem Kilometer. (Man muß im Hinterkopf behalten, daß der Verdoppelung des Durchmessers einer Kugel gemäß der Formel 4/3πr³ der Inhalt um den Faktor Acht wächst; je größer also die Hülle ausfällt, desto ungleich stärker wird die Tragfähigkeit.) Der Sauerstoff für das Traggas und die Versorgung der Besatzung wird der Umgebung entnommen: die Oberfläche der mehrgeschossigen Plattformen nehmen Gewächshäuser ein, für deren Pflanzen das Kohlendioxid das Lebenselixir darstellt. Landis' Konzept sieht zudem eine Raumstation im Orbit um die Venus vor; an der Raumschiffe, die den Shuttledienst für Material und Besatzung zwischen Venus und Erde erledigen, andocken und von denen man mit Gleitern, die im Vakuum per Raketenantrieb angetrieben werden und in der Atmosphäre durch Jetantrieb operieren. ­

DASS Luftfahrt auf der Venus möglich ist (die Schwefelsäure, aus denen die Wolken bestehen, also nicht sofort alles Hüllmaterial auflöst wie der Alkahest der Alchemisten, weiß man seit dem Juni 1985, als die beiden russischen Raumsonden Vega 1 und Vega 2 während ihres "Swing-By"-Manövers auf dem Weg zum Halleyschen Kometen nicht nur jeweils eine Landesonde, sondern auch zwei Ballons aussetzten. (Beide Ballons hatten einen Durchmesser von 3,5 Metern und trugen eine Instrumentennutzlast von beinahe 7 Kilogramm. Die Bordbatterien waren auf eine Laufzeit von 60 Stunden ausgelegt. Beide Ballons wurden auf der Nachtseite des Planeten ausgebracht und schwebten in einer Höhe von 54 Kilometern; beide so ausgelegt, daß die Aufheizung durch die Sonnenstrahlung nach dem Erreichen der Tagseite sie zum Platzen brachte; der Ballon von Vega 1 sendete 46 Stunden lang Daten über Windgeschwindigkeit, Temperatur, Druck und die Zusammensetzung der Lufthülle; der von Vega 2 stand sogar die geplanten 60 Stunden durch.)

"A hundred and fifty million square miles of clouds, a billion cubic kilometers of clouds. In the ocean of clouds the floating cities of Venus are not limited, like terrestrial cities, to two dimensions only, but can float up and down at the whim of the city masters, higher into the bright cold sunlight, downward to the edges of the hot murky depths. The barque sailed over cloud-cathedrals and over cloud-mountains, edges recomplicated with cauliflower fractals. We sailed past lairs filled with cloud-monsters a kilometer tall, with arched necks of cloud streching forward, threatening and blustering with cloud-teeth, cloud-muscled bodies with clawed feet of flickering lightning." ("The Sultan of the Clouds")


"150 Millionen Quadratmeilen an Wolken, eine Milliarde Kubikkilometer Wolken. In diesem Wolkenozean sind die schwebenden Venusstädte nicht auf zwei Dimensionen beschränkt wie auf der Erde, sondern können auf- und absteigen, ganz wie es den Lenkern gefällt: hinauf ins gleißende kalte Sonnenlicht, hinunter in die düstere heiße Tiefe. Das Boot segelte über Wolkenkathedralen und Wolkengebirge, deren Ränder in Fraktale ausfaserten. Wir passierten Drachenhöhlen, aus denen kilometerhohe Wolkenungeheuer ihre Wolkenhälse streckten und drohend ihre Wolkenzähne bleckten, mit Leibern aus Wolkenmuskeln und Klauen aus flackernden Blitzen" ("Der Wolkensultan")


Das HAVOC-Projekt ist wesentlich bescheidener dimensioniert. Hier geht es um einen Vorschlag, wie die erste bemannte Erkundung dieser Zone ins Szene zu setzen wäre. Kernstück für einen mehrwöchigen Aufenthalt von Forschern in diesem Bereich ist ein "klassisches" Luftschiff, ein Zeppelin, mit einer Länge von insgesamt 129 Metern, der sich dicht gepackt im Laderaum eines Landegleiters befindet, der ab einer Höhe von 80 Kilometern wie ein Gleitflugzeug gestuert werden kann und dessen Abstieg von einem Fallschirm abgebremst wird. Nach dem Erreichen der Operationshöhe wird diese Lufthülle mit Gas befüllt; der breite, flache "Lifting Body" des Gleiters hängt danach als Kabine unter dem Luftschiff. (Ich sollte hier, um mich keiner terminologischen Ungenauigkeit schuldig zu machen, darauf hinweisen, daß es sich eben nicht um einen "Zeppelin" handelt, also ein Luftschiff mit starrem Innengerüst, sondern einen "Blimp", dessen Form ihm durch den Innendruck des Traggases verliehen wird.) Nach Abschluß der Mission wird der Gleiter ausgeklinkt und startet mit Hilfe eines bordeigenen Raketenantriebs zurück zum Mutterschiff in der Umlaufbahn. (Man braucht nicht zu betonen, daß dieser dritten Phase des "Unternehmens Morgenstern" die unbemannte Erprobung - wenn auch geringer dimensioniert - vorausgehen würde. Das für diese Erprobung avisierte Luftschiff hat eine Länge von 31 Metern und einen Durchmesser von 8 Metern und ein Gesamtgewicht von 1,3 Tonnen bei einer Zuladung von 750 Kilogramm für Bordelektronik und Instrumente.)

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Auf einem ganz anderen Blatt steht freilich, ob ein solches Konzept überhaupt Chancen hat, in den kommenden Jahrzehnten umgesetzt oder auch nur ins Auge gefaßt zu werden. Für die Erkundung des erdnahen Weltraums jenseits der Umlaufbahn um unsere blaue Heimat im All haben sich Sonden seit jetzt 60 Jahren als zuverlässig erwiesen. (Man kann gute Gründe für die Einstellung vorbringen, daß die Anwesenheit von Menschen im All überhaupt ein Irrtum ist - nicht weil sie "moralisch verwerflich" oder "Anmaßung" ist oder etwa "die Menschheit erst ihre irdischen Angelegenheiten in Ordnungbringen sollte, bevor sie zu anderen Welt aufbricht" - wie so manche Einlassungen zu Beginn des "Raumfahrtzeitalters" lauteten - sondern weil der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen steht, weil die Dimensionen und Zeiträume dafür nicht mit den Lebensspannen und -umständen von Menschen zu bewältigen sind.) Der "Aufbruch ins All", bis zu den äußeren Gasplaneten hinaus, wie ihn sich die Vordenker des "Weltraumgedankens" wie Krafft-Ehricke, Wernher von Braun oder Konstantin Ziolkowskij ausmalten, beschränkt sich, nicht nur für das laufende Jahrhundert, auf genau zwei Destinationen: den Mond und den Mars. Andererseits könnte diese Beschränkung natürlich auch als Ansporn genommen werden, auch noch das "Reiseziel Venus" auf diese bescheidene Liste zu setzen. Eins darf ebenfalls nicht vergessen werden: die allermeisten Projektierungen dieser Art sind nie über das Stadium des Papiertigers hinausgekommen; dieses Fatum begleitet die Raumfahrt von Anfang an, lange bevor Sputnik 1 im Oktober 1957 seinen sachten flötenden elektronischen Puls im Sekundentakt aussandte. Von Hermann Noordungs rotierender Raumstation von 1928, den "Raumarchen", die John Desmond Bernal ein Jahr später in seinem kleinen Buch "The World, the Flesh, and the Devil" zur Verbreitung des Lebens über die Milchstraße vorschlug, über die (wieder rotierende) Raumstation, die von Braun und Willy Ley 1952 auf dem ersten Symposium zum Thema entwarfen (das "Space Hilton" in "2001 - Odyssee im Weltraum" ist deren direkter Nachkomme), über Hermann Oberths skurriles Mondauto von 1959 (das an nichts so gemahnte wie ein Kochtopf, der auf eine Hüpfstelze montiert ist - Wallace & Gromit hätte es sich sicher gefallen), über die Pläne der NASA für eine Station für einen 30tägigen Aufenthalt auf dem Mond mit mitgelieferten Atomreaktor von 1966 und die "L5"-Sonnenkollektor-Farmen Gerard K. O'Neills im geostationären Orbit ab 1974, die Elektrizität in Form von Mikrowellen auf eine Erde beamen sollten, der das Öl ausgegangen ist (die Ölkrise ließ grüßen): ihnen allen ist gemein, daß sie papiernerne Totgeburten geblieben sind.

Eine weitere Volte könnte sich abzeichnen, wenn sich herausstellen sollte, daß die Bildung des Phosphine in der Atmosphäre der Venus, die im September bekanntgegeben wurde, tatsächlich das Resultat biologischer Vorgänge in der Atmosphäre darstellen. In diesem Fall wäre es denkbar, daß direkter Kontakt entweder ganz unterbunden oder aber auf ein Minimum zur Entnahme kleiner Proben beschränkt werden könnte, durch sorgfältigst keimfrei gehaltene Sonden, um jegliche Kontaminierung und mögliche Gefährdung des dann einzigen bekannten Biosphäre außerhalb der Erde auszuschließen. Überlegungen ähnlicher Art spielten schon bei der Probenentnahme aus dem Wostoksee in der Antarktis eine Rolle:, der fast 4 Kilometer unter dem Eisschild der Ostantarktis liegt. Die 2012 nach jahrelangen Bohrungsarbeiten gewonnen Wasserproben ergaben keine Spuren von Leben, allerdings deuten Befunde aus den Eisschichten indirekt auf die Existenz "vielfältigen Lebens".

Eine ironische Variante eines solchen Szenarios hat Arthur C. Clarke 1961 in seiner kleinen Erzählung "Before Eden" geliefert -also bevor die wirklichen Verhältnisse an der Planetenoberfläche ermittelt worden waren und man noch an die Existenz einer unwirtlichen, aber marginal bewohnbaren Wüstenwelt glauben konnte: ein Erkundungsteam von der Erde stößt auf etwas, das wie ein Felsbrocken aussieht, der sich langsam bewegt und vor dem Licht ihrer Leuchten flieht. Die Forscher nehmen kleine Proben dieser schwerfällig-mobilen Mooskolonie und spekulieren über die biologische Natur. Nachdem sie ihr Lager abgebrochen haben, folgt die Pointe im letzten Absatz: Der Moosklumpen kriecht über diese Stelle und absorbiert die Bakterien und Mikroorganismen, die die Astronauten ausgeschieden haben. "Unter den Wolken der Venus war die Schöpfungsgeschichte zu Ende gegangen."


 
 
 

 
 
 
 

 

 



 

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Zum ersten Mal wurde ein vergleichbares Konzept einige Zeit vorher präsentiert,  nämlich in der populären Wissenschafts- und Jugendzeitschrift Техника — молодёжи (Tekhnika molodjeschi, "Technik für die Jugend"), die seit 1933 in der Sowjetunion erschien (und bis heute in Russland erscheint) und dort so etwas wie ein Pendant zu "Popular Mechanix" in den USA darstellte; bei uns übernahm von den fünfziger bis in die siebziger das in München publizierte Magazin "Hobby" dieses publizistische Biotop: die leichtverständliche Präsentation technologischer Neuentwicklungen, mit Aussichten auf die demnächst möglichen Entwicklungen. Dort erschien in der Septemberausgabe 1971 auf der Seite 55 in der Rubrik Окно на Будущее ("Fenster in die Zukunft") aus der Feder des Ingenieurs Sergej Schitomirskij der kleine Artikel Плавучие дома на "Утренней звезде" (also "Das schwebende Haus auf dem 'Morgenstern'", dem ich den Titel dieses Blogposts entnommen habe). Da dieser Text bislang, soweit mir bekannt ist, nicht in eine andere Sprache übersetzt worden ist (obwohl es in den Magazinen des weiland "besten Deutschlands östlich der Elbe" womöglich noch so manches in alten Zeitschriften-Jahrgängen zu entdecken gäbe), sei dies hiermit nachgeholt. Das rückwärtige Umschlagbild dieser Ausgabe findet sich als Eingangsbild dieses Postings. Die NASA hat in ihrem Jahresbericht für das Jahr 1973 das hier präsentierte Konzept knapp zusammengefaßt.

 

 

Человек уже вышел в космос. Пока что для научных исследований и разведки. Но наступит время, когда мы придем на далекие небесные тела сперва, чтобы использовать их минеральные ресурсы, а потом — чтобы просто поселиться на них.



Самая близкая к Земле по расстоянию и по размеру планета — Венера. Долгое время она оставалась самым загадочным членом солнечной системы. Астрономы и фантасты глядели на укрытую сверкающей пеленой облаков планету, надеясь найти на ней жизнь, похожую на земную или даже более пышную и буйную. Когда радиоастрономические измерения показывали, что температура Венеры составляет несколько сот градусов, мы хватались за любую возможность по-иному истолковать данные: только бы сохранить надежду на хоть сколько-нибудь «сносные условия» на поверхности планеты. Но блестящие прямые измерения, проведенные серией советских аппаратов «Венера», разрушили надежды. «Утренная звезда» предстала перед нами во всей своей грозной реальности.



Ее атмосфера сравнительно хорошо пропускает видимый свет, но активно поглощает инфракрасные излучения поверхности. Так возникает своеобразный «парниковый эффект», вызывающий разогрев планеты. «Земля» Венеры, раскаленная до 300—400°, купается в море углекислого газа, сжатого до сотни атмосфер.



И все же на Венере есть зоны, вполне пригодные для жизни. На высоте 60 километров над поверхностью ее атмосфера сильно разрежена и холодна. Там витает облачный слой толщиной около 10 километров. Венери-анские облака, как и земные, по-видимому, состоят из тончайших кристалликов водяного льда. Ближе к поверхности атмосферное давление и температура возрастают. Станция «Вене-ра-4» замерила температуру на несколько километров ниже облачного слоя — 25°С при давлении, равном половине атмосферного. Эта область напоминает по своим физическим характеристикам нашу тропосферу, хотя там вместо смеси азота и кислорода — углекислый газ с очень малым количеством примесей.



И все же такие условия окажутся для человека намного лучшими, чем лунные или марсианские. Не понадобятся стесняющие движения скафандры. Кровь не закипит от отсутствия наружного давления. Углекислый газ не ядовит, мало того, он содержит кислород, который может быть использован для дыхания. Легкая маска типа респиратора и блок для химического получения кислорода составят снаряжение космонавта. Самое существенное неудобство для жизни в этом поясе Венеры — отсутствие почвы под ногами. Поэтому все начнется с дрейфующих станций на аэростатах и управляемых станций — дирижаблей. Но, конечно, со временем настанет пора создания больших автономных поселков, не зависящих от земных баз.



Выдвигалось множество проектов поселений в открытом космосе на искусственных спутниках Солнца. Материалы для их постройки обычно предполагалось добывать из астероидов, чтобы избежать гигантских расходов энергии по доставке грузов с Земли. Но, кроме сложностей транспортировки, немало и других серьезных препятствий, главное из которых — метеорная опасность.



Строительство «жилых островов» 8 средних слоях газовой оболочки Венеры, вероятно, окажется делом менее сложным. Ее атмосфера содержит углерод, водород и кислород — из этих элементов могут быть синтезированы тысячи высокомолекулярных соединений с самыми различными свойствами. Строительный материал будет буквально окружать строящуюся станцию. А верхние слои атмосферы надежно защитят ее от метеоров.



Чтобы не погружаться в горячую бездну, «остров» должен иметь вес и объем, обеспечивающие его «плавучесть» в нужной зоне атмосферы. Конечно, можно построить базу, соединенную с баллонами аэростатов, которые поддерживали бы ее. Но состав венерианской атмосферы подсказывает более заманчивое решение — станция может находиться внутри баллона. Действительно, углекислый газ в полтора раза тяжелее воздуха, и легкая оболочка, содержащая воздух, будет плавать в углекислой атмосфере. Если же жители Венеры предпочтут для дыхания не азотно-кислородную, а ге-лиево-кислородную смесь, то подъемная сила их «воздуха» резко возрастет.



Попробуем представать себе вене-рианские «летающие острова».

Гигантская круглая платформа (несколько сотен метров в поперечнике) сооружена из прочных и легких пластмассовых конструкций. Ее покрывает слой почвы, на которой произрастают земные культуры. Домики поселка разбросаны среди садов и парков. Основные жилые помещения — в толще платформы.



К краям платформы крепится огромная сферическая оболочка, ограничивающая воздушное пространство острова. Она прозрачна, и сквозь нее видно белесое небо Венеры, вечно покрытое многослойными светящимися облаками. Оболочка сделана из нескольких слоев синтетической пленки. Между ними циркулируют газовые составы, содержащие вещества-индикаторы.



От краев платформы за оболочку уходят площадки аэродромов. Отсюда стартуют к черным глубинам Венеры телеуправляемые аппараты, исследующие ее поверхность, сюда прилетают гости с соседних островов, «приземляются» спускаемые аппараты космических кораблей.



Мощные пропеллеры способны перемещать остров по воле его обитателей.


В сутках Венеры — 117 земных, почти четыре месяца. Оказаться на два месяца во мраке безлунной и беззвездной венерианской ночи — не слишком приятная перспектива, и поэтому острова, вероятно, будут все время двигаться, оставаясь на дневной стороне Венеры. Благодаря медленному вращению планеты это не составит большой трудности; граница дня и ночи даже на экваторе перемещается там со скоростью всего только около 13 км в час.

Венера может быть заселена, и углекислый океан ее атмосферы взбороздят летающие острова землян.



С. ЖИТОМИРСКИЙ, инженер
 


Der Mensch ist bereits in den Weltraum aufgebrochen. Bislang diente das zur Erforschung und zu wissenschaftlichen Zielen. Aber es wird eine Zeit kommen, da wir zu fernen Welten aufbrechen, zuerst, um ihre Ressourcen zu nutzen und anschließend, um sie zu besiedeln. 



Der Planet, der der Erde am nächsten ist und ihr von der Größe her am meisten ähnelt, ist die Venus. Lange Zeit war sie auch der geheimnisvollste Körper im Sonnensystem. Astronomen und Verfasser phantastischer Erzählungen sahen die strahlende Wolkendecke, die den Planeten umgibt, und hofften darauf, daß sich darunter Leben wie auf der Erde verbergen könnte, womöglich noch reichhaltiger und üppiger. Als die Ergebnisse der Erkundung mit Radioteleskopen ergab, daß die Oberflächentemperatur der Venus mehrere hundert Grad beträgt, ließen die Forscher keine Gelegenheit aus, die Daten anders zu interpretieren, um doch noch auf "erträgliche Lebensbedingungen" hoffen zu können. Aber die aus der unmittelbaren Nähe erfolgten Messungen der der "Venera"-Sonden machten diese Hoffnungen zunichte. Der "Morgenstern" zeigte seine furchtbare Wirklichkeit unverstellt.



Die Atmosphäre der Venus ist im Bereich des sichtbaren Lichts recht durchlässig, aber sie absorbiert die Infrarotstrahlung, die von der Oberfläche zurückgestrahlt wird. So kommt es zu einem "Treibhauseffekt", der den Planeten aufheizt. Die Oberfläche der Venus, die auf eine Temperatur von 300 bis 400 Grad aufgehitzt ist, liegt unter einer Atmosphäre aus Kohlendioxid, deren Druck mehrere hundert Bar beträgt.



Und dennoch gibt es Bereiche auf der Venus, in denen Leben durchaus möglich ist. In einer Höhe von 60 Kilometern über der Oberfläche it die Luft vergleichsweise dünn und kalt. Dort befindet sich eine Wolkenschicht mit einer Dicke von etwa zehn Kilometern. Wie auf der Erde bestehen die Wolken auf der Venus anscheinend aus winzigen Wassereis-Kristallen. Näher zur Oberfläche steigen Druck und Temperatur. Die Sonde Venera 4 ermittelte die Temperatur mehrere Kilometer unterhalb der Wolkendecke mit -25° bei einem Druck, der der Hälfte des irdischen entspricht. Dieser Bereich entspricht unserer Troposphäre, obwohl dort Kohlendioxid mit anderen Gasen als Spurenbeimengungen vorherrscht anstatt einer Mischung aus Stickstoff und Sauerstoff. Natürlich folgt darauf eine Phase, in der Stationen errichtet werden, die autonom sind und nicht mehr auf Bodenstationen angewiesen sind.



Es gibt zahlreiche Pläne für Raumstationen im offenen Weltraum, die die Sonne umlaufen sollen. Die Materialien dafür sollen normalerweise auf den Asteroiden gewonnen werden, um die immensen Kosten für einen Transport von der Erde zu vermeiden. Hinzu kommen aber noch weitere Risiken, zu denen auch die Gefährdung durch Meteoriten gehört.

Die Konstruktion "bewohnter Inseln" in den mittleren Bereichen der Gashülle der Venus dürfte sich als einfacher erweisen. Ihre Atmosphäre enthält Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff - aus diesem Elementen lassen sich tausende von komplexen Verbindungen mit einer großen Breite von Eigenschaften synthetisieren. Die Baumaterialien für eine solche Station finden sich buchstäblich um sie herum. Und die oberen Schichten der Atmosphäre bieten einen verlässlichen Schutz vor Meteoriten.

Um nicht in den heißen Abgrund unter sich zu stürzen, müssen Inhalt und Masse der "Insel" so ausgelegt sein, daß der Auftrieb sie genau in der vorgesehenen Zone hält. Eine Möglichkeit wäre, unter solchen Ballons Plattformen anzubringen, die von ihnen in der Höhe gehalten würden. Aber die Zusammensetzung der Venusatmosphäre legt eine elegantere Lösung nahe: die Station könnte INNERHALB eines solchen Ballons plaziert werden. Kohlendioxid ist 1,5 Mal schwerer als Luft, und eine leichte Hülle, die mit Luft gefüllt ist, wird in einer Kohlendixid-Atmosphäre schweben. Wenn die Venusbewohner sich dazu entschließen, statt eines Stickstoff-Sauerstoff-Gemischs eine Mischung aus Sauerstoff und Helium zu atmen, erhöht sich der Auftrieb ihrer "Luft" noch einmal beträchtlich.

Versuchen wir, uns die "fliegenden Inseln" auf der Venus einmal vorzustellen.



Die gewaltige runde Plattform (mit mehreren hundert Metern Durchmesser) besteht aus haltbaren und leichten Kunststoff-Strukturen. Sie ist mit einer Schicht aus Erde bedeckt, in der irdische Pflanzen wachsen. Die Gebäude sind von Garten- und Parkanlagen umgeben. Der Großteil der Quartiere bedindet sich im Inneren der Plattform. Die Ränder der Plattform sind mit der gewaltigen kugelförmigen Hülle verbunden, die die Luft der Station enthält. Sie ist durchsichtig und bietet Ausblick auf den weißen Himmel der Venus, der ewig von zahllosen strahlenden Wolkenschichten bedeckt ist. Die Hülle besteht aus mehreren Schichten aus synthetischen Folien. Zwischen ihnen zirkuliert Gas, das besondere Verbindungen enthält, die als Indikatoren dienen.



Außerhalb der Hülle befinden sich Startplattformen für Fluggeräte. Von hier brechen ferngesteuerte Flugzeuge zur Erkundung der dunklen Tiefen der Venus ein, Besucher von anderen Plattformen treffen ein und die Landefähren von Raumschiffen "landen".

Kräftige Luftschrauben ermöglichen es den Bewohnern, die Position ihrer Insel nach Belieben zu ändern. Die Länge des Tages auf der Venus beträgt 117 Erdtage - beinahe vier Monate. Die Aussicht, zwei volle Monate im mondlosen und sternlosen Dunkel der Venusnacht zu verbringen, ist nicht sehr verlockend, und so werden die Inseln wahrscheinlich in ständiger Bewegung sein und auf der Tagseite bleiben. Dank der langsamen Rotationsgeschwindigkeit des Planeten ist dies nicht schwer. Selbst am Äquator bewegt sich die Grenze zwischen Tag und Nacht nur mit einer Geschwindigkeit von 13 km/h.



Die Venus kann bewohnt werden, und der Kohlendioxid-Ozean ihrer Atmosphäre kann von den Inseln der Erdbewohner befahren werden.



S. Schitomirskij, Ingenieur.



Amerkungen:

Die Kolume Окно на Будущее/"Fenster in die Zukunft" war die älteste regelmäßig in diesem Magazin publizierte Kolumne. Der erste Beitrag darin erschien in der Juni-Nummer des Jahrgangs 1938, damals noch ohne eigenen Beitragstitel, aus der Feder des Ingenieurs Pavel Grochowskij. An diesem Namen läßt sich schon das Leben unter einer mörderischen Diktatur festmachen: Grochowskij, 1899 geboren, war einer der großen Erfinder aus der Frühzeit der russischen Luftfahrt; insgesamt hielt er 133 Patente. 1936 wurde sein Konstruktionsbüro im Zuge der großen Säuberungen der Stalinzeit geschlossen; 1942 wurde er verhaftet und starb 1946 im GULag.

Ab den späten 1940er Jahren gehörte Technika - molodezhi zu den Magazinen, die in der Sowjetunion immer wieder Erzählungen aus dem Gebiet der "spekulativen Zukunftsphantastik" brachten; zunächst viele von Alexander Morozov (meine bisherige Annahme, "SF" habe in der späten Stalinzeit, mit Ausnahme der Texte Ivan Efremows, einem generellen "Zukunftsverbot" unterlegen und das Tabu sei erst im Kielwasser des "Sputnikschocks" von 1958 aufgehoben worden - die ersten Erzählungen der Brüder Strugatzky und Anatoli Dnjeprows erschienen in diesem Jahr - bedarf offenkundig einer dringenden Revision.) Im Westen - zumindest in englischsprachigen SF-Kreisen wurde das Magazin 1984, als der Vorabdruck von Arthur C. Clarkes Roman "2010: Odyssey Two" nach zwei Forsetzungen in der März- und Aprilnummer abgebrochen wurde, weil der Redaktion nicht und der Zensur zu spät aufgefallen war, daß Clarke seinen sieben Ko-Kosmonauten auf der gemeinsamen Expedition zum Jupiter die Namen von sowjetischen Dissidenten gegeben hatte. Der damalige Chefredakteur Wassili Wladomirowischtsch Zacharchenko (1915-1999) verlor darüber seinen Job. (Der vollständige Serienabdruck des Romans im Magazin erfolgte in der ersten Jahreshälfte 1989).

Sergej Wiktorowischtsch Schitormirskij (1.9.1929 - 24.7.2004), der Verfasser des kleinen Beitrags über das "schwebende Haus", war im Zivilstand Ingenieur und schrieb im Nebenberuf zahlreiche Sachbücher über Technik für ein jugendliches Publikum, unter anderen eine Biographie über Archimedes (1981) und drei historische Jugendromane, "Epikur" (2001), "Romulus und Remus" (2003) und der postum erschienene "Ptolemäus: Der Herrscher von Ägypten" (2005). Seine erste SF-Erzählung in "Technika - molodezhi" erschien in er Dezemberausgabe 1961 ("Die grüne Brücke"). Ab den siebziger Jahren beschäftigte er sich recht eingehend mit dem Atlantis-Thema.Insgesamt erschienen von ihm zwischen 1961 und 1983 gut 35 Beiträge, zumeist Artikel zum Bereich Technikgeschichte und Kybernetik in dem Magazin.

Lit.: Arney, Dale; Jones, Chris (2015). "HAVOC: High Altitude Venus Operational Concept - An Exploration Strategy for Venus," SPACE 2015: AIAA Space and Astronautics Forum and Exposition. 31 August-2 September 2015. Pasadena, California. NF1676L-20719.




 


 
U.E.

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