Bald
ist mal wieder Winter und manch motorsportbegeisterter
Fernsehzuschauer stellt sich Fragen der Art, wie sie normalerweise
immer ihm gestellt werden.
Was so
interessant daran sein soll, Menschen dabei zuzuschauen, wie sie
immer im Kreis herumfahren und zwischendurch kurz unterbrechen, was
dann über Sieg und Niederlage entscheidet.
Also
liegt der Unterschied zwischen der Formel 1 und dem Biathlon nicht in
der Motorisierung, sondern in der Popularität.
Denn
Motorsport ist im Autoland Deutschland mittlerweile leider
ideologisch ähnlich geächtet wie die Kernkraft und entzieht sich
damit einer rationalen Betrachtung. Dennoch träfe das, was ich in
diesem Beitrag beschreibe, selbstverständlich auch auf den Biathlon
zu, aber anhand der Formel 1 war es dank eines neuen Films in den Kinos inspirierender.
Der
Fahrer eines Rennwagens scheint eins zu werden mit seiner Maschine – mehr noch:
er passt sie sich selbst an, um seine Stärken mit ihrer Hilfe
ausschlaggebend für den Sieg einzusetzen.
Die
Persönlichkeit, der Charakter des Rennfahrers, entscheidet dabei,
welche dieser Stärken er einsetzt. Grob zusammengefasst geht es
dabei um zwei Profile. Gegenübergestellt und in ihrem Wettbewerb
gegeneinander hervorragend beschrieben in dem Kinofilm „Rush“,
der zur Zeit läuft.
Ich
möchte hier nicht den Film besprechen, nicht die exzellente
schauspielerische Leistung von Daniel Brühl und nicht die Geschichte
von Niki Lauda, einem der wohl außergewöhnlichsten Rennfahrer aller
Zeiten.
Was
Rennfahrer treibt, ist das Glück. Nicht der Wahnsinn mit dem eigenen
Leben zu spielen. Sondern auf eine sehr intensive Weise die Faktoren
kennenzulernen, welche das Leben lebenswert machen. Sie teilen sich
dabei in die gleichen zwei Typen auf, die sich auch bei den meisten
nicht rennfahrenden und das Glück suchenden Menschen, bilden.
In
planende, berechnende und analysierende Menschen die dauerhaftes oder
zumindest langfristiges Glück suchen und das kurze Glück als
Illusion ansehen.
Und in
Menschen die den Spaß an einer Sache und allem was mit ihr
zusammenhängt, als das Glück empfinden. In seinem langfristigen
Erhalt allerdings nur eine Illusion sehen.
Wenn
des einen Illusion, das Glück des anderen ist, so nur deshalb, weil
man nicht zwei Typen gleichzeitig sein kann.
Die
Bewunderung der beiden Rennfahrer Niki Lauda und James Hunt
füreinander, fusst m.E. auf dieser Erkenntnis.
Sowie in
der Gewissheit, während des Rennens im Flow-Zustand das gleiche
Glück zu empfinden, um nicht zu sagen das wahre, pure Glück.
Der
Prozess der Fokussierung aller Wahrnehmungen auf die Steuerung des
Rennwagens, lassen Körper und Identität aus dem Bewusstsein
verschwinden. Die volle Aufmerksamkeit der Sinnesorgane ist dem
Rennwagen gewidmet, nichts anderem. Die optimalen, perfekten
Bewegungsabläufe auf diesem hohen Anforderungsniveau „fließen“
aus dem Fahrer. In diesem Zustand haben beide das gleiche
Glückserlebnis.
Um den
Flow-Zustand zu erreichen, gehen die Vertreter beider Gruppen jedoch
verschiedene Wege:
Der
Partytyp geht über die Erregung. Er feiert viel, setzt seinen Körper
unter Druck und schafft eine Überforderung. Diese gleicht er durch
den Ausbau seiner Fähigkeiten aus, diverse Handicaps wie Schlafmangel, Blutalkohol und ein abwechslungsreiches Sexualleben zu kompensieren – will er weiter Rennen
gewinnen.
Der
kontrollierende Typ erhöht die Herausforderung, in dem er das Auto verbessert und noch präziser auf sein bevorzugtes Fahrverhalten abstimmt.
Die Ausbalancierung von Anforderung
und Fähigkeit ist Vorraussetzung für den Flow.
Beide
Typen treibt das Streben nach dem persönlichen Glück, nach der
Ekstase. Nach der Wiederholung des Flow.
Das
geschieht natürlich auch außerhalb des Formel 1 Zirkusses.
Immer
dann, wenn jemand bei dem was er tut, das Beste gibt.
Wenn
man genau weiß was man als nächstes tun wird, ein Feedback bekommt, die
Zeit vergisst – und sich selbst.
Dann
ist man glücklich.
Erling Plaethe
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