27. Juli 2012

Zettels Meckerecke: Strandschwulst. Die praktizierte Schwafelkunst des Feuilletonchefs der FAZ

Mit Nils Minkmar, seit Beginn dieses Jahres Feuilletonchef der FAZ, habe ich mich schon gelegentlich befaßt; manchmal zustimmend und manchmal kritisch; Letzteres, als er sich vor Begeisterung für Barack Obama kaum einkriegen konnte ("Endlich ein Erwachsener").

Was Minkmar gestern zu Papier gebracht hat, liefert allerdings nur noch Stoff für eine Meckerecke: "Die Dinge des Sommers - Die praktizierte Anarchie der Menschen am Strand", so heißt der Artikel.

Ja gewiß, es ist Saure-Gurken-Zeit. Den Zeitungen fehlen die Themen. Auch in ZR hätte ich gern ein paar mehr Besucher. Aber das Blatt will gefüllt sein. Und dann liegt man als Journalist, ja als Feuilletonchef am Strand und denkt sich: Dann schreibe ich doch einfach was über den Strand. An dem ich rammdösig liege. Also was Rammdösiges.

Und er schreibt es, der Nils Minkmar. Er schreibt zum Beispiel dies:
... der Strand und die sich dort jeden Sommertag ad hoc neu bildende Gesellschaft sind unter jedem Aspekt das genaue Gegenteil des kapitalistischen, neoliberalen Gesellschaftsentwurfs und darum so unwiderstehlich, gerade auch für dessen inbrünstigste Propheten. (...)

Die bevorzugten Tätigkeiten ähneln sich, mögen sie auch je anders ausgeführt werden. Verbuddeln im Sand, die Leute auf dem anderen Strandtuch studieren, zum Horizont blicken, bis der Kopf ganz leer und leicht ist. Und ins Wasser. Oder nicht. (...)

Der Genuss der Natur und der Zugang zu Nahrung und Wasser, zum Spiel der Elemente - warum muss das eigentlich viel kosten? Warum muss es überhaupt etwas kosten? Alles könnte anders sein. Aber wie?
Tja, das ist hier die Frage. Vielleicht muß ja der Kopf so ganz leer sein, bis man alle Tipps und Tricks vergißt und nur noch in ihm, diesem leeren Kopf hat, daß Neoliberalismus irgendwie bäh ist und eigentlich alles nix kosten sollte. Und daß, wir haben es immer geahnt, alles anders sein sollte. Aber wie? Oder nicht.

Merke: "Vegetarier oder Salamikenner, Tattoo oder nicht Tattoo, alles geht" (Nils Minkmar). Ja, alles geht. Auch ein Artikel, den die FAZ jedem Redakteur um die Ohren hauen würde; es sei denn, er ist Ressortchef.
Zettel



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