31. Juli 2012

Marginalie: Stratfor zu Hintergrund und Bedeutung der Schlacht um Aleppo

Bereits am vergangenen Freitag hat Stratfor mit Berufung auf eine Quelle in der syrischen Regierung vorhergesagt, daß an diesem Tag oder am Samstag eine Offensive der Regierungstruppen gegen Aleppo beginnen werde. So ist es gekommen.

Diese Schlacht um Aleppo wird, so Stratfor, entscheidend für den weiteren Fortgang des Bürgerkriegs sein. Gelingt es den Assad-Truppen, die Stadt vollständig zurückzuerobern - bei Beginn der Offensive wurde sie zu etwa 50 Prozent von der Freien Syrischen Armee kontrolliert -, dann hat die Regierung bewiesen, daß sie nach wie vor militärisch die Oberhand hat; daß die Rebellen keine Stadt auf Dauer halten können. Auch die von ihnen besetzten Viertel von Damaskus waren in der vergangenen Woche von der Regierung zurückerobert worden.

Scheitert diese Offensive jedoch, dann wäre das ein Wendepunkt in dem Bürgerkrieg; eine Wende zugunsten der Rebellen.

Aleppo hat mehr Einwohner als Damaskus und ist die wirtschaftlich wichtigste Stadt des Landes. Aus der umgebenden Agrarregion kommt ein großer Teil der in Syrien produzierten Lebensmittel. Können die Rebellen diese Region dauerhaft kontrollieren, dann sind sie eine ebenbürtige Bürgerkriegspartei geworden.

Die Bevölkerung der Stadt, überwiegend Sunniten, hatte bislang wenig Sympathie für den Aufstand gezeigt, der ihren Wohlstand bedrohen könnte (siehe Christen in Syrien und "radikalislamische Freiheitskämpfer"; ZR vom 24. 7. 2012). Die überwiegende Haltung in dieser alten Handelsstadt ist aber, daß man möglichst bald wieder in Frieden seinen Geschäften nachgehen möchte. Die Bevölkerung dürfte sich deshalb den Aufständischen anschließen, sollten diese die Oberhand gewinnen.

Die Rebellen werden nach der Analyse von Stratfor die Stadt nicht um jeden Preis zu halten versuchen. Ihre bisherige Taktik war es, den Regierungstruppen möglichst viel Schaden zuzufügen, sich aber zurückzuziehen, sobald diese in der Übermacht sind; also die klassische Taktik einer Guerrilla-Armee.

Allein die Schlacht selbst ist schon ein Erfolg für die Rebellen, auch wenn sie sich schließlich zurückziehen. Denn um sie führen zu können, mußte die Regierung Truppen aus anderen Gegenden, vor allem der Provinz Idlib, in den Gegend von Aleppo verlegen. Dabei wurden sie immer wieder von den Rebellen angegriffen.

Sollte Assad Aleppo nicht erobern können, dann sieht es von da an schlecht für sein Regime aus. Schafft er es, dann ist das zwar eine Niederlage für die Freie Syrische Armee; aber keine, die sie entscheidend schwächen würde.­
Zettel



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