31. Juli 2012

Marginalie: In Simbabwe bekommt man leichter Arbeit als in Dänemark. Schlußlicht Europa. Ausnahmefall Deutschland. Ergebnisse einer Gallup-Erhebung

Gallup hat gestern die Ergebnisse einer weltweiten Umfrage zu den Aussichten auf dem Arbeitsmarkt veröffentlicht. Mit überraschenden Ergebnissen.

Den Interviewten in 146 Ländern wurde dieselbe Frage gestellt: "Nun zur Situation auf dem Arbeitmarkt in der Stadt oder Region, in der Sie gegenwärtig wohnen - würden Sie sagen, daß es im Augenblick leicht oder schwer ist, Arbeit zu finden?"

Bei der Auswertung nach Weltregionen ist Europa das Schlußlicht (20 Prozent "leicht"; 72 Prozent "schwer"). An der Spitze liegt (Nord- und Süd-)Amerika mit 38 Prozent "leicht", gefolgt von Schwarzafrika (35 Prozent), Asien (34 Prozent), Nordafrika/Naher Osten (28 Prozent) und den Staaten der früheren Sowjetunion (23 Prozent).

Dies sind natürlich nur grobe Indikatoren. Innerhalb der Regionen gibt es teilweise massive Unterschiede. Aufschluß­reicher ist die Aufgliederung nach Staaten:

Wo ist weltweit die Situation auf dem Arbeitsmarkt am besten? Hier sind die zehn Länder mit den höchsten Prozentsätzen von "leicht"-Antworten:
Saudi-Arabien (69)
Oman (69)
Panama (67)
Katar (65)
Singapur (63)
Philippinen (63)
Kuweit (62)
Thailand (59)
Paraguay (58)
Usbekistan (57)
Diese zehn Spitzenreiter liegen sämtlich in einer von drei Regionen: Dem Nahen Osten, Südostasien oder Latein­amerika.

Und wer sind die Schlechtesten? Geordnet nach dem Prozentsatz der "schwer"-Antworten sind es:
Griechenland (96)
Irland (93)
Senegal (92)
Spanien (92)
Italien (91)
Serbien (91)
Bulgarien (89)
Moldawien (88)
Ägypten (87)
Slowenien (87)
Acht von diesen zehn Ländern am Ende der Skala von 146 Ländern liegen in Europa.

Und Deutschland? Gallup bietet eine Liste der zehn größten Industrienationen mit den Prozentsätzen derer, die mit "leicht" antworteten:
Brasilien (54)
Deutschland (48)
Indien (36)
China (36)
USA (26)
Frankreich (23)
Rußland (22)
Japan (13)
Großbritannien (13)
Italien (4).
Brasilien und Deutschland seien die beiden Lichtblicke (bright spots) bei ansonsten düsteren Aussichten in den führenden Industrienationen, meint Gallup dazu.

Die Umfragen wurden im Lauf des Jahres 2011 durchgeführt. Angesichts der Verschärfung der Eurokrise könnte die Lage in einigen europäischen Ländern jetzt noch schlechter sein.

Und wie ist es mit Simbabwe und Dänemark? In Simbabwe antworteten 46 Prozent "leicht" und 52 Prozent "schwer". In Dänemark antworteten 24 Prozent "leicht" und 64 Prozent "schwer".



Natürlich läßt sich gegen eine solche Erhebung - wie gegen alle, die weltweit vorgenommen werden, - der Einwand erheben, die Verhältnisse seien nicht vergleichbar. In Simbabwe mag es leicht sein, einen schlechtbezahlten Job als Gelegenheitsarbeiter zu finden. In Dänemark hat man andere Ansprüche.

Dennoch geben diese Daten zu denken. Nicht nur die jetzt im Vordergrund stehenden Krisenstaaten wie Griechenland, Italien und Spanien weisen miserable Werte auf, sondern auch viele andere Staaten Europas; zum Beispiel neben den oben bereits Aufgelisteten auch Albanien (78 Prozent "schwer"), Kroatien (82 Prozent), Ungarn (80 Prozent) und Rumänien (82 Prozent).

Noch ein interessantes Ergebnis: Die Zahl derer, die mit "weiß nicht" antworteten oder die Auskunft verweigerten, lag in den meisten Ländern in der Größenordnung von 10 Prozent, teils niedriger. In wenigen Ländern lag sie aber deutlich höher: Haiti (19 Prozent), Weißrußland (23 Prozent), Irak (20 Prozent), Kasachstan (23 Prozent) und Malta (26 Prozent). Mit großem Abstand an der Spitze lag Vietnam. Dort wollten 54 Prozent nicht sagen, ob es leicht oder schwer sei, Arbeit zu finden.­
Zettel



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