"Massaker an Zivilisten - Uno-Fahnder berichten von Blutlachen in Tremseh" war bis vor einer Stunde der Aufmacher von "Spiegel-Online".
Es geht wieder einmal um einen dieser Vorfälle, wie sie in den Medien nachgerade zum Topos geworden sind, zum festen Szenario: Ein diktatorisches Regime massakriert im Kampf gegen Aufständische die eigene Bevölkerung. Diese fordern daraufhin das Eingreifen ausländischer Truppen, um dem Blutvergießen ein Ende zu machen. In Libyen im vergangenen Jahr mit Erfolg; in Syrien bisher (noch) nicht.
In Bezug auf Libyen hat Präsident Obama am 29. März 2011 vor der Gefahr eines Genozids gewarnt und gesagt, man habe "nicht einen Tag länger" warten können, um ein Massaker in Bengasi zu vermeiden. Kurz darauf wurde ein Massaker in Misurata gemeldet.
Nur hat es dieses Massaker in Misurata sehr wahrscheinlich nie gegeben; auch für ein bevorstehendes Massaker in Bengasi gibt es keinen Beleg ("Gaddafi hat den Zynismus des Westens unterschätzt"; ZR vom 22. 10. 2011).
Die Situation ist jetzt in Syrien ähnlich wie im Frühjahr 2011 in Libyen: Massaker werden gemeldet oder befürchtet; aber was wirklich geschah oder geschehen könnte, ist schwer zu ermitteln.
Im Fall des angeblichen Massakers in der syrischen Kleinstadt Tremseh am vergangenen Donnerstag hat jetzt die New York Times (NYT) den Sachverhalt zu klären versucht; die letzte Aktualisierung ist mit dem heutigen 15. Juli datiert.
Das vorliegende Material besteht im wesentlichen aus drei Videos, die über Kanäle der Hamas ins Internet gelangt sind.
Das erste zeigt eine Schießerei. Man sieht bewaffnete, teils mit schußsicheren Westen ausgestattete junge Männer durch eine Siedlung gehen, hört Schüsse und Schreie. Zivilisten sind auf diesem Video nicht zu sehen; es sei denn, daß man diese Bewaffneten Zivilisten nennt, weil sie keine Uniform tragen.
Das zweite Video zeigt eine Reihe von mindestens 32 Leichen, vollständig in weiße oder farbige Leichentücher gehüllt, wie das im Orient zum Begräbnis üblich ist. Ob es sich um Männer oder Frauen, um Kämpfer oder Zivilisten handelt, ist nicht zu erkennen.
Auf dem dritten Video, das die NYT zu Recht "grausig" nennt, sieht man eine ungefähr gleichgroße Zahl von Leichen. Es handelt sich ausschließlich um junge Männer, mit zum Teil schwersten Wunden. Möglicherweise sind dies dieselben Personen, die man auf dem anderen Video in Leichentüchern sieht.
Einen Hinweis darauf, daß Zivilisten massakriert wurden, liefern diese Videos nicht. Auch sonst hat die NYT bei ihren Recherchen für diese Behauptung - sieht man von Angaben der Aufständischen ab - kein Indiz gefunden. Ihr Fazit lautet, daß neue Details einen Kampf, aber kein Massaker vermuten ließen; daß
Jeder Krieg, auch jeder Aufstand wird von Propaganda begleitet. Unsere Medien neigen dazu, die Propaganda des Assad-Regimes als eine solche zu kennzeichnen, der Propaganda der Aufständischen aber Glauben zu schenken.
Das ist ungerechtfertigt; wie der Westen überhaupt bedenken sollte, ob es klug ist, sich in dieser Auseinandersetzung auf die Seite der Sunniten zu stellen. Viele von ihnen sind, wie in einer kürzlichen Analyse Stratfor schrieb, "internationale Dschihadisten". Sollten in Syrien die Sunniten siegen, dann würden diese Dschihadisten vermutlich weiterziehen, vor allem in den Irak; und dort die gegenwärtig leidlich stabilen Verhältnisse gefährden.
Es geht wieder einmal um einen dieser Vorfälle, wie sie in den Medien nachgerade zum Topos geworden sind, zum festen Szenario: Ein diktatorisches Regime massakriert im Kampf gegen Aufständische die eigene Bevölkerung. Diese fordern daraufhin das Eingreifen ausländischer Truppen, um dem Blutvergießen ein Ende zu machen. In Libyen im vergangenen Jahr mit Erfolg; in Syrien bisher (noch) nicht.
In Bezug auf Libyen hat Präsident Obama am 29. März 2011 vor der Gefahr eines Genozids gewarnt und gesagt, man habe "nicht einen Tag länger" warten können, um ein Massaker in Bengasi zu vermeiden. Kurz darauf wurde ein Massaker in Misurata gemeldet.
Nur hat es dieses Massaker in Misurata sehr wahrscheinlich nie gegeben; auch für ein bevorstehendes Massaker in Bengasi gibt es keinen Beleg ("Gaddafi hat den Zynismus des Westens unterschätzt"; ZR vom 22. 10. 2011).
Die Situation ist jetzt in Syrien ähnlich wie im Frühjahr 2011 in Libyen: Massaker werden gemeldet oder befürchtet; aber was wirklich geschah oder geschehen könnte, ist schwer zu ermitteln.
Im Fall des angeblichen Massakers in der syrischen Kleinstadt Tremseh am vergangenen Donnerstag hat jetzt die New York Times (NYT) den Sachverhalt zu klären versucht; die letzte Aktualisierung ist mit dem heutigen 15. Juli datiert.
Das vorliegende Material besteht im wesentlichen aus drei Videos, die über Kanäle der Hamas ins Internet gelangt sind.
Das erste zeigt eine Schießerei. Man sieht bewaffnete, teils mit schußsicheren Westen ausgestattete junge Männer durch eine Siedlung gehen, hört Schüsse und Schreie. Zivilisten sind auf diesem Video nicht zu sehen; es sei denn, daß man diese Bewaffneten Zivilisten nennt, weil sie keine Uniform tragen.
Das zweite Video zeigt eine Reihe von mindestens 32 Leichen, vollständig in weiße oder farbige Leichentücher gehüllt, wie das im Orient zum Begräbnis üblich ist. Ob es sich um Männer oder Frauen, um Kämpfer oder Zivilisten handelt, ist nicht zu erkennen.
Auf dem dritten Video, das die NYT zu Recht "grausig" nennt, sieht man eine ungefähr gleichgroße Zahl von Leichen. Es handelt sich ausschließlich um junge Männer, mit zum Teil schwersten Wunden. Möglicherweise sind dies dieselben Personen, die man auf dem anderen Video in Leichentüchern sieht.
Einen Hinweis darauf, daß Zivilisten massakriert wurden, liefern diese Videos nicht. Auch sonst hat die NYT bei ihren Recherchen für diese Behauptung - sieht man von Angaben der Aufständischen ab - kein Indiz gefunden. Ihr Fazit lautet, daß neue Details einen Kampf, aber kein Massaker vermuten ließen; daß
...what occurred in Tremseh was an uneven battle, rather than a massacre of civilians, and that around 100 people, mostly young men, were killed.
... was in Tremseh geschah, ein ungleicher Kampf war und nicht ein Massaker an Zivilisten, und daß rund 100 Personen, die meisten junge Männer, ums Leben kamen.
Jeder Krieg, auch jeder Aufstand wird von Propaganda begleitet. Unsere Medien neigen dazu, die Propaganda des Assad-Regimes als eine solche zu kennzeichnen, der Propaganda der Aufständischen aber Glauben zu schenken.
Das ist ungerechtfertigt; wie der Westen überhaupt bedenken sollte, ob es klug ist, sich in dieser Auseinandersetzung auf die Seite der Sunniten zu stellen. Viele von ihnen sind, wie in einer kürzlichen Analyse Stratfor schrieb, "internationale Dschihadisten". Sollten in Syrien die Sunniten siegen, dann würden diese Dschihadisten vermutlich weiterziehen, vor allem in den Irak; und dort die gegenwärtig leidlich stabilen Verhältnisse gefährden.
Zettel
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