4. Juli 2012

Zitat des Tages: 74 Prozent der Deutschen sind gegen Vereinigte Staaten von Europa. Das Euro-Dilemma

74 Prozent der Bundesbürger wollen nach einer Umfrage für das Hamburger Magazin stern nicht, dass sich die EU langfristig zu einem einheitlichen Bundesstaat nach dem Vorbild der USA entwickelt. Lediglich 22 Prozent befürworten eine Aufgabe des Nationalstaats zugunsten einer vereinigten EU. Vorbehalte haben die Befragten auch gegen einen vom Volk gewählten EU-Präsidenten, wie ihn kürzlich Finanzminister Wolfgang Schäuble vorgeschlagen hat: 63 Prozent sind dagegen, nur 33 Prozent dafür.
Ergebnis einer Umfrage, die heute "stern.de" zitiert.

Kommentar: Diese Umfrage macht das Dilemma deutlich, in das uns die Einführung des Euro gebracht hat.

Er war von vornherein darauf angelegt gewesen, die Rolle des Vorreiters für die Vereinigten Staaten von Europa zu spielen.

Auf Dauer kann eine Einheitswährung von souveränen Staaten nicht funktionieren; das wußten ja alle, die den Euro wollten und durchsetzten. Sie erwarteten vom Euro eine Dynamik, die zu einer schrittweisen Übertragung von Souveränitätsrechten nach Brüssel führen würde; mündend in die Vereinigten Staaten von Europa.

Diese Dynamik gibt es nach wie vor. Der kluge Staatsmann Wolfgang Schäuble ist da nur konsequent: Der Euro wird nicht zu retten sein, wenn die Staaten, die ihn haben, weiter souverän bleiben. Aber wie will man die Vereinigten Staaten von Europa gegen die große Mehrheit der Europäer durchsetzen?

Bereits im seit Gründung der Bundesrepublik traditionell europafreundlichen Deutschland will man das nicht; will man es mit großer Mehrheit nicht, wie die Umfrage zeigt. Welche Zahlen würde eine solche Umfrage wohl in nationalbewußten Staaten wie Frankreich, Spanien oder den Niederlanden liefern?

Die politischen Eliten sind in einer nachgerade ausweglosen Situation. Die durch die Einführung des Euro geschaffenen objektiven Gegebenheiten verlangen die Vereinigten Staaten von Europa. Die Europäer verweigern sich den Vereinigten Staaten von Europa.

Siehe auch Europas Krise (8): "Es gibt keine Europäer" (Gareth Harding in "Foreign Affairs"). Warum die Vereinigten Staaten von Europa nicht gelingen können; ZR vom 7. 1. 2012.
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Zettel



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