Es war ein Leben, von dem ich sagen kann, es hat einen Sinn gehabt. Der liebe Gott hat es gut mit mir gemeint.
Helmut Kohl gestern auf dem Festakt zu seinem 80. Geburtstag in Ludwigshafen.
Kommentar: Ich habe die Übertragung dieser Feier gestern in der ARD - die dafür sogar den Sendeplatz der Nachrichtensendung um 13 Uhr freigemacht hat - mit Bewegung gesehen.
Nicht, daß ich Kohl zu seiner Zeit als Kanzler besonders geschätzt hätte. Jedenfalls lange Zeit nicht. Er war kein Mann der gekonnten Selbstdarstellung. Ihm fehlte ganz und gar die intellektuelle Brillanz seiner beiden großen Kontrahenten Helmut Schmidt und Franz-Josef Strauß. Kohl hatte bei öffentlichen Auftritten immer etwas Provinzielles an sich. Er wirkte bieder, aber man ahnte den geschickten Taktiker hinter der Bräsigkeit des Pfälzers.
Was ich, wie die meisten, lange Zeit nicht erkannt hatte, das war die Klarheit des politischen Urteils und die Charakterstärke dieses Kanzlers, der in dieser Hinsicht wirklich der "Enkel" seines Vorbilds Konrad Adenauer gewesen ist.
Wie Adenauer hatte er ein einfaches, in seinen Grundüberzeugungen begründetes Weltbild. Im Inneren stand er für Freiheit und Marktwirtschaft und gegen die Feinde der Demokratie, ob am linken oder am rechten Rand. Außenpolitisch waren die Pfeiler seiner Politik die europäische Einigung, die transatlantische Freundschaft und die Versöhnung mit dem Osten; insofern vereinigte er die Grundlinien Konrad Adenauers und Willy Brandts.
Man hat ihm oft "Aussitzen" vorgeworfen. Das war die Art, wie seine politischen Gegner - und dazu gehörte ein großer Teil der Meinungsmedien - seine Beharrlichkeit und seine Beständigkeit ins Negative wendeten. Ein verwandter Zug seines politischen Stils war seine Verläßlichkeit. Erst ein in vielen Jahren aufgebautes internationales Vertrauen machte es Kohl möglich, erfolgreich die Chance der Wiedervereinigung zu ergreifen, als das "Fenster" sich unerwartet öffnete.
Roman Herzog hat davon in seiner Laudatio gesprochen. Ich hätte gern ausführlich aus ihr zitiert, denn sie war glänzend, wie so viele Reden Herzogs. Aber es scheint, daß sie - jedenfalls bisher - nicht im Wortlaut publiziert ist. Also nur zwei Zitate, die ich wie die obigen Sätze Kohls dem Bericht der FAZ entnehme:
Helmut Kohl erhielt Standing Ovations. Der liebe Gott hat es wirklich gut mit ihm gemeint. Er hat ihn noch erleben lassen, daß ihm, nach der maßlos überzogenen öffentlichen Reaktion auf seinen Verstoß gegen das Parteiengesetz, historische und auch menschliche Gerechtigkeit widerfährt.
Helmut Kohl gestern auf dem Festakt zu seinem 80. Geburtstag in Ludwigshafen.
Kommentar: Ich habe die Übertragung dieser Feier gestern in der ARD - die dafür sogar den Sendeplatz der Nachrichtensendung um 13 Uhr freigemacht hat - mit Bewegung gesehen.
Nicht, daß ich Kohl zu seiner Zeit als Kanzler besonders geschätzt hätte. Jedenfalls lange Zeit nicht. Er war kein Mann der gekonnten Selbstdarstellung. Ihm fehlte ganz und gar die intellektuelle Brillanz seiner beiden großen Kontrahenten Helmut Schmidt und Franz-Josef Strauß. Kohl hatte bei öffentlichen Auftritten immer etwas Provinzielles an sich. Er wirkte bieder, aber man ahnte den geschickten Taktiker hinter der Bräsigkeit des Pfälzers.
Was ich, wie die meisten, lange Zeit nicht erkannt hatte, das war die Klarheit des politischen Urteils und die Charakterstärke dieses Kanzlers, der in dieser Hinsicht wirklich der "Enkel" seines Vorbilds Konrad Adenauer gewesen ist.
Wie Adenauer hatte er ein einfaches, in seinen Grundüberzeugungen begründetes Weltbild. Im Inneren stand er für Freiheit und Marktwirtschaft und gegen die Feinde der Demokratie, ob am linken oder am rechten Rand. Außenpolitisch waren die Pfeiler seiner Politik die europäische Einigung, die transatlantische Freundschaft und die Versöhnung mit dem Osten; insofern vereinigte er die Grundlinien Konrad Adenauers und Willy Brandts.
Man hat ihm oft "Aussitzen" vorgeworfen. Das war die Art, wie seine politischen Gegner - und dazu gehörte ein großer Teil der Meinungsmedien - seine Beharrlichkeit und seine Beständigkeit ins Negative wendeten. Ein verwandter Zug seines politischen Stils war seine Verläßlichkeit. Erst ein in vielen Jahren aufgebautes internationales Vertrauen machte es Kohl möglich, erfolgreich die Chance der Wiedervereinigung zu ergreifen, als das "Fenster" sich unerwartet öffnete.
Roman Herzog hat davon in seiner Laudatio gesprochen. Ich hätte gern ausführlich aus ihr zitiert, denn sie war glänzend, wie so viele Reden Herzogs. Aber es scheint, daß sie - jedenfalls bisher - nicht im Wortlaut publiziert ist. Also nur zwei Zitate, die ich wie die obigen Sätze Kohls dem Bericht der FAZ entnehme:
"Nicht Helmut Kohl selbst schwankt, sondern sein Charakterbild in der Geschichte - und zwar auf die positive Seite."
"Aber künftige Juristengenerationen werden von Kohl wissen, dass er gegen einen Paragraphen des Parteiengesetzes verstoßen hat, aber den Wiedervereinigungsauftrag des Grundgesetzes erfüllt hat."
Helmut Kohl erhielt Standing Ovations. Der liebe Gott hat es wirklich gut mit ihm gemeint. Er hat ihn noch erleben lassen, daß ihm, nach der maßlos überzogenen öffentlichen Reaktion auf seinen Verstoß gegen das Parteiengesetz, historische und auch menschliche Gerechtigkeit widerfährt.
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