21. Mai 2010

Zitat des Tages: "Den Tiger reiten". Die Volksfront aus Sicht des "Neuen Deutschland"

Dass sie der SPD mit 5,6 Prozent auch nur das hätte abhandeln können, was in Berlin mit 16 und in Brandenburg mit 27 Prozent immerhin möglich war, wäre naiv zu glauben. Den Tiger zu reiten, braucht es Kraft – und die ist im ersten Anlauf noch zu schwach.

Der Chefredakteur des kommunistischen "Neuen Deutschland" Jürgen Reents heute in seinem Blatt über "Die Linke" in NRW. Überschrift: "Den Tiger reiten".


Kommentar: Eine interessante Sichtweise. Man muß ja fragen, warum sich die Zwölf in der Delegation der Kommunisten gestern in Düsseldorf offenbar so verhalten haben, daß Kraft und Löhrmann der Abbruch des Gesprächs leicht fiel; ja daß dieser ihnen, so hat es den Anschein, nachgerade von der Gegenseite aufgedrängt wurde. Und dies, obwohl doch ein Instrukteur aus Berlin, der Genosse Maurer, nach Düsseldorf entsandt worden war.

Mag sein, daß die Elf in der Fraktion sich nicht hatten instruieren lassen wollen. Mag aber auch sein, daß die Berliner Zentrale ihrer Partei ähnliche Überlegungen angestellt hatte wie wohl Sigmar Gabriels SPD (siehe Düsseldorfer Koalitions-Turnübungen; ZR vom 21. 5. 2010): Eine ständig streitende, eine möglicherweise wacklige Volksfront in Düsseldorf wäre keine Empfehlung für die angepeilte Volksfront nach den Bundestagswahlen 2013 gewesen.

Wenn es andererseits nun in Düsseldorf zu einer Großen Koalition kommen sollte, dann können die Kommunisten im Landtag ihre Lieblingsrolle "Soziales Gewissen" spielen und einer SPD, die Kompromisse mit der CDU schließen muß, auf den Pelz rücken. Parole: "Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!"; so hatte man es ja schon im jetzigen Wahlkampf plakatiert.

Das könnte die Rolle sein, für die der Instrukteur Ulrich Maurer aus Berlin die Instruktionen mitbrachte. Mit dem Ziel, daß die Kommunisten in fünf Jahren so gestärkt in den Landtag einziehen werden, daß sie dann auf dem Rücken des Tigers Platz nehmen können.



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