1. Mai 2010

Zitat des Tages: D-Mark, Euro, Drachme

Investors had always regarded the euro as a de jure German deutsche mark; it is dawning on the world that it is becoming, de facto, a Greek drachma.

(Investoren sahen den Euro immer als de jure die Deutsche Mark; der Welt dämmert jetzt, daß er de facto zur griechischen Drachme wird).

Ein anonymer Fondsmanager, zitiert von dem Kolumnisten David Ignatius in der heutigen Washington Post.


Kommentar: In der Kolumne von Ignatius steht viel Lesenswertes über die Konstruktionsfehler der EU. Man hätte, schreibt er, seit den Römischen Verträgen Einheit gepredigt und eine Bürokratie in Brüssel geschaffen, die "eifrig Direktiven herausgibt", aber es fehle immer noch die gemeinsame Finanzpolitik.

Die EU hätte, meint Ignatius, kein Ost-West-Problem, sondern ein Nord-Süd-Problem. Die finanziell disziplinierten Staaten Nordeuropas hätten es mit Staaten Südeuropas zu tun, "who have treated the euro as a credit card whose balance never needed to be paid"; die den Euro als eine Kreditkarte benutzten, deren Konto niemals ausgeglichen werden muß.

Mir scheint allerdings, daß es nicht nur um ein Nord-Süd-Problem geht, sondern auch um ein Problem von Ländern, in denen der Öffentliche Dienst, gestützt von starken Gewerkschaften, den Staat traditionell als einen Selbstbedienungsladen betrachtet; Wandlitz flächendeckend.

Der Bürger fühlt sich von dieser sich mästenden Schicht der Staatsdiener mit feinen Privilegien (nicht nur einem dreizehnten, sondern gleich auch noch einem vierzehnten Monatsgehalt, beispielsweise) ausgebeutet und regiert darauf mit Steuerverweigerung. Großzügigen Ausgaben stehen also geringe Einnahmen des Staats gegenüber.

Aber die Differenz tat bisher nicht weh; man besaß ja die magische Kreditkarte "Euro".



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